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"Richtfunk ist doch das Schönste!"

Mellrichstadt

"Richtfunk ist doch das Schönste!"

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    Eigentlich sieht es richtig idyllisch aus. Das Lagerfeuer brennt, daneben steht ein Topf mit Essen bereit, weit und breit gibt es nichts als Wald und Wiesen. Der Blick geht über das Dorf Bastheim in die weite Rhön. Es ist kalt und klar, die Sonne scheint gerade noch an diesem Spätnachmittag. Doch die fünf Soldaten haben dafür gerade keinen Blick. Denn ihre Richtfunkanlage ist noch nicht richtig geerdet.

    Übungsalltag beim Stabs- und Fernmeldebataillon 10 aus Sigmaringen. Mit knapp 300 Soldaten nimmt das Bataillon an der Übung "Goldener Schild 2" in der Bayrischen Rhön teil. In und um die Rhön-Kaserne in Wildflecken haben die 10. Panzerdivision sowie die Panzerbrigade 12 (Amberg), die Panzergrenadierbrigade 30 (Ellwangen) und die Gebirgsjägerbrigade 23 (Bad Reichenhall) ihre Gefechtsstände aufgebaut.

    Insgesamt üben 1500 Soldaten der 10. Panzerdivision ihre Aufgaben in der Landes- und Bündnisverteidigung. Das Gefecht selbst wird mit Hilfe des Computer gestützten Gefechtssimulationszentrums Heer in Wildflecken am Computer simuliert. Das Stabs- und Fernmeldebataillon muss die Verbindung zu den Gefechtsständen aufrechterhalten, die im Verlauf des bis Donnerstag dauernden Manövers noch mehrfach ihre Position wechseln werden. Bereits eine Woche vor Manöverbeginn haben die 300 Mann aus Sigmaringen mit 100 Fahrzeugen ihren Standort nach Wildflecken verlegt und dort ihre Richtfunkverbindungen aufgebaut.

    Auf 17 Stellen im Raum Wildflecken, Bad Brückenau, Bad Neustadt und Mellrichstadt sind die Fernmeldesoldaten mit ihren Knotenpunkten und Richtfunktrupps im Gelände verteilt. Wie eben jener Richtfunktrupp auf einer Anhöhe über Bastheim. Er fängt mit seiner Funkanlage die Signale vom einem Knotenpunkt auf und gibt sie weiter zum nächsten Knotenpunkt. Die tagelange Einsamkeit jenseits von Gott und der Welt stört dabei den Stabsgefreiten und Truppführer Raphael Horr aus Sigmaringen nicht. Ganz im Gegenteil: "Richtfunk ist doch das schönste! Ich bin mein eigener Herr". Was wiederum eine logistische Herausforderung für das Bataillon ist, denn die Kompaniefeldwebel lassen ihre weit im Gelände verteilten Trupps nicht im Stich. Horr schmunzelt: "Man muss sich nur dran gewöhnen, dass das Mittagessen erst um 16 Uhr kommt". Der gelernte Kommunikationselektroniker wechselte nach seiner Ausbildung bei der Telekom zum Stabs- und Fernmeldebataillon.

    Dabei hat er mit der neuesten Fernmeldetechnik zu tun, über die die Bundeswehr verfügt. "Das ist schon das Nonplusultra an Technik", so Leutnant Andre Mai und verweist auf die mit digitaler Technik vollgestopften Computer. Mai ist Staffelführer des Knotenpunkts. Das Bataillon verfügt über die technische Ausstattung für zehn derartige hochmoderne Knotenpunkte. Bis zu 50 Kilometer kann man so die Richtfunkverbindungen auseinanderziehen.

    Im Leitstand des Knotenpunktes am Sportplatz hat unterdessen Feldwebel Christian Schelle die Dinge in der Hand. Der gelernte Energieelektroniker Anlagetechnik kam nach seiner Ausbildung bei der Bahn zum Stabs- und Fernmeldebataillon. Während seiner achtjährigen Verpflichtungszeit beim Bund macht er noch den Meister in der Steuer- und Messtechnik.

    So hat er soeben zwei Nächte im Feldbett im Container des Leitstandes verbracht. Der Grund: ,Ich musste die Soldaten ausbilden", berichtet Schelle. So eng ging es dabei im Container zu, dass es beinahe für einen Rekordversuch reichte. Doch bei den nächtlichen Minusgraden in der Rhön hat die moderne Technik eben noch ganz handfeste Vorzüge: Sie wärmt so schön.

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