„Im Märzen der Bauer die Rösslein einspannt...” – so, wie es in dem bekannten mährischen Volkslied beschrieben wird, geht es in der Landwirtschaft freilich schon lange nicht mehr zu. Aber es ist schon erstaunlich, was heute alles im Zuge der Digitalisierung auf dem Feld und im Stall möglich ist. Ein Beispiel für einen modernen Betrieb ist die Weihersmühle der Familie Hückl in Fladungen.
Um noch einmal auf das Lied zurückzukommen. Die dargestellte Arbeitsweise der Bauern ist zwar längst überholt, aber noch keine Ewigkeit her. Bernd Hückl, der mit seinem Sohn Christian den Hof betreibt, hat den Wandel in den vergangenen Jahrzehnten miterlebt. Er kann sich noch gut an die Zeiten erinnern, als sein Großvater mit dem Pferdemähwerk losgezogen ist.
50 Abnehmer am Netz
Ende der 1950er-Jahre hatte sein Großvater die Weihersmühle erworben, die der Vater dann als Müller betrieb, während sich der Großvater zunächst um die Landwirtschaft – damals etwa sechs Hektar – kümmerte. Nach dem Mühlenbrand im Jahr 1993 wurde neu gebaut und man verlegte sich auf die Landwirtschaft und das Angebot „Urlaub auf dem Bauernhof“.
2011 wurde für die Energieversorgung des Hofs eine eigene Biogasanlage errichtet. Im Zuge des Fladunger Nahwärmeprojektes wurde die Anlage 2013 erweitert, aktuell hängen fast 50 Abnehmer am Netz, darunter auch das Fränkische Freilandmuseum.
Die Landwirtschaft umfasst inzwischen ein Vielfaches früherer Tage. Etwa 270 Hektar Fläche werden bewirtschaftet, davon sind etwa zwei Drittel Acker- und ein Drittel Grünland. Vorwiegend angebaut wird Getreide für die eigene Mühlenbäckerei und den Mühlenladen, Wintergerste für das Viehfutter sowie in Dauerkultur die Energiepflanze Szarvasi für die Biogasanlage.
Hightech ist in einem Betrieb dieser Größenordnung Standard
Hightech ist in einem Betrieb dieser Größenordnung Standard. Schon seit vielen Jahren prägen Informatik und Elektronik den landwirtschaftlichen Alltag. Produktionsprozesse steuern sich selbst, Maschinen kommunizieren mit Maschinen und die Produktion wird mit modernster Informations- und Kommunikationstechnik verzahnt. Christian Hückl verbringt einen Großteil der Zeit mit der Betriebsplanung am PC.
Ziel ist, den Pflanzenanbau zu präzisieren und zu optimieren – Schlagwort „Precision Farming“ (Präzisions-Ackerbau) – da Standorteigenschaften innerhalb eines Feldes zu großen Ertrags- und Qualitätsunterschieden in der Produktion führen. Die Positionen der Bearbeitungsmaschinen werden auf den Flurstücken erfasst und mit Sensortechnik ausgestattete Maschinen erfassen und dokumentieren die Kennwerte, etwa hinsichtlich des Ertrags, bereits während der Bearbeitung. Diese Daten werden ausgewertet und die anschließende Bodenbewirtschaftung, beispielsweise das Ausbringen von Saatgut oder Dünger, kann genau abgestimmt werden.
Ein Traktor mit GPS-Empfänger kann fast zentimetergenau gesteuert werden.
Die Satellitensteuerung ist in der Landwirtschaft bereits weit vorangeschritten. Ein Traktor mit GPS-Empfänger und Korrektursignal kann fast zentimetergenau gesteuert werden. „Nährstoffe lassen sich so ganz präzise und ohne Überlappung auf oder in den Boden bringen“, erklärt Bernd Hückl. Entsprechendes gilt für die Anwendung von Pflanzenschutzmaßnahmen. Mit dem Einsatz dieser Technik können Betriebsmittel wie Kraftstoff, Dünger und Pflanzenschutzmittel, eingespart Umwelt und Finanzen geschont werden.
Irgendwann könnten Agrarroboter herkömmliche Traktoren oder Mähdrescher ablösen, die Hersteller tüfteln an fahrerlosen Systemen. „Das ist wie mit dem autonomen Autofahren auch“, sagt Christian Hückl.
Maschinen steuern und kontrollieren sich selbst
Maschinen steuern und kontrollieren sich selbst. Auch hier folgt die Kommunikation per PC, Tablet oder Smartphone. „Wichtige Informationen bekomme ich auf mein Smartphone geleitet und auch bei einem etwaigen Störungsfall werden wir so sofort alarmiert und könnten unverzüglich reagieren“, berichtet Christian Hückl. So muss auch in der Biogasanlage nicht ständig eine Person vor Ort sein.
Ebenfalls auf Hightech ausgerichtet wird die Viehhaltung. Der alte Bullenstall ist für 60 Tiere ausgelegt. Gleich neben der Biogasanlage soll nun nach modernen Maßstäben ein größerer Stall entstehen mit Platz für 240 Tiere. Hier wird dann von der Fütterung bis zur Entmistung alles automatisiert sein mit Vernetzung aller angeschlossenen Sensoren, Geräte und Einrichtungen. „Rein theoretisch müssten wir gar nicht mehr in den Stall hinein, letztlich nur zur Kontrolle der Tiere, alles andere erledigt sich von selbst“, sagt Bernd Hückl.