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Bad Neustadt: Romy Straub: "Ende 2024 ist für uns Schluss!" Gibt es jetzt noch eine Chance für die Tafel in Bad Neustadt?

Bad Neustadt

Romy Straub: "Ende 2024 ist für uns Schluss!" Gibt es jetzt noch eine Chance für die Tafel in Bad Neustadt?

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    Die Vorsitzende der Bad Neustädter Tafel, Romy  Straub, denkt ans Aufhören. Es fehlt auf lange Sicht an ehrenamtlichen Helfern. Auf dem Foto steht sie vor der eher mageren Lebensmittel-Liefermenge von einem Tag. Dafür waren zwei Fahrer nahezu drei Stunden unterwegs.
    Die Vorsitzende der Bad Neustädter Tafel, Romy  Straub, denkt ans Aufhören. Es fehlt auf lange Sicht an ehrenamtlichen Helfern. Auf dem Foto steht sie vor der eher mageren Lebensmittel-Liefermenge von einem Tag. Dafür waren zwei Fahrer nahezu drei Stunden unterwegs. Foto: Sigrid Brunner

    Die Bad Neustädter Tafel gibt es seit 15 Jahren. Über so viele Jahre hinweg verteilen die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer schon Lebensmittel an Bedürftige. Die Tafel ist für diese zu einer wichtigen und verlässlichen Stütze in ihrem Alltag geworden. Doch nun droht diese wegzubrechen: Vorsitzende Romy Straub und ihre Mitarbeiter denken ans Aufhören. Das könnte das Ende der Tafel bedeuten. Nachwuchs ist nämlich nicht in Sicht. Was sind die Hintergründe?

    Wenn Romy Straub, die die Tafel vor 15 Jahren maßgeblich mit aus der Taufe gehoben hat, die aktuelle Situation der gemeinnützigen Organisation schildert, sind die Sorgenfalten auf ihrer Stirn unverkennbar. Man merkt, dass ihr die Tafel und damit auch ihre Kundinnen und Kunden am Herzen liegen. Manche von ihnen kennt sie schon von Anfang an. Gerne würden sie und ihre Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen diese auch weiter unterstützen.

    Alle Helferinnen und Helfer der Tafel sind ehrenamtlich tätig

    Aber: "Fast alle von uns sind bereits über 70 Jahre alt. Ich, mit meinen 65 bin nahezu die Jüngste. Es geht nicht mehr", sagt sie. Die Arbeit sei stressig, man brauche Kraft dazu und je älter man wird, umso anstrengender sei es. "Schwere Kisten mit Lebensmitteln zu heben, kann man 70- bis 80-Jährigen nicht zumuten", so Straub.

    Ihre Kolleginnen und Kollegen, die alle ehrenamtlich tätig sind, seien selbst auf sie zugegangen und hätten gesagt, dass sie nicht mehr lange weitermachen können, schildert Straub. Daraufhin habe auch sie sich entschlossen, aufzuhören. "Ende 2024 ist für uns Schluss", sagt sie gegenüber der Redaktion. 

    "Wir brauchen dringend junge Leute, die anpacken können", betont die Vorsitzende der Bad Neustädter Tafel. Diese seien aber nicht in Sicht. Damit teilt sie derzeit das Schicksal vieler Vereine. Es gibt immer weniger Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren. Noch will sie nicht ganz an das Ende der Tafel glauben: "Vielleicht fällt ja noch jemand vom Himmel."

    Annahmestopp bei den Kunden

    Die personellen Probleme der Tafel machen sich bereits jetzt bemerkbar. Mit Beginn des Krieges in der Ukraine und angesichts des Flüchtlingsstroms hätten sie schweren Herzens entschieden, keine neuen Kundinnen und Kunden mehr anzunehmen. Es sei denn, es handelt sich um Notlagen. "Wir schaffen es personell nicht. Es ist eine ganz schlimme Situation, aber das kann die Tafel nicht", sagt Straub.

    "Das ist nicht das, was wir eigentlich wollen. Es ist nicht böswillig und für uns sehr frustrierend", beschreibt sie die aktuelle Stimmungslage bei der Tafel. "Aber mit so einem kleinen Team sind so viele Kundinnen und Kunden nicht zu versorgen." Hinzu komme, dass bei ihnen nach wie vor 3G gilt. "Wenn das Personal krank wird, müssen wir zu machen." Als kleinen Ausgleich habe die Tafel eine Spende zugunsten der Ukraine-Flüchtlinge getätigt.

    Im Durchschnitt werden bei der Tafel 70 bis 100 Familien versorgt

    Im Durchschnitt versorgt die Tafel zwischen 70 und 100 Familien. Dazu stehen inklusive Fahrer etwa 25 Ehrenamtliche zur Verfügung.Am Mittwoch und Freitag werden die Waren aus den Läden oder den Tafel-Zentrallagern in Gochsheim und Schwebheim abgeholt. Anschließend werden diese sortiert und am Samstag steht die in der Rederstraße befindliche Tafel den Kundinnen und Kunden offen.

    "Samstags brauchen wir mindestens zwölf Helfer und zwei Fahrer, um alles zu schultern", führt Straub aus. Man wisse vorher nie, wie viele Kunden kommen. Auch könne man nur schwer im Vorfeld abschätzen, wie groß die Lebensmittelspenden der Läden ausfallen. Bei diesen sei derzeit noch kein Rückgang festzustellen, was sich aber noch ändern könne, so Straub.

    Trotz der düsteren Aussichten für die Zukunft, schaut Romy Straub zufrieden auf die vergangenen 15 Jahre zurück. Dankbar sei sie für die vielen Unterstützer und Spender und Aktionen wie die der Kirchen zu Ernte-Dank. "Ich blicke auf tolle Jahre zurück", erklärt sie. Für die verbleibenden anderthalb Jahre hofft sie, dass das "ganze Team, so wie es jetzt ist, noch durchhält".

    Was geschieht, wenn sich keine Nachfolger finden? "Das wäre für unsere Kunden ganz schlimm", so Straub. Die nächste Tafel ist in Bad Kissingen. Für etliche Hilfsbedürftige sei es jedoch schwierig, dorthin zu kommen. Ansonsten gebe es keine Alternative. Es wäre sehr wichtig, dass sich noch Ehrenamtliche für die Tafel fänden, ergänzt ein Helfer. Denn: "Alles, was weg ist, kommt nicht wieder."

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