Es ist derzeit eine der größten Baustellen im ganzen Grabfeld. Der Neubau eines Wohngebäudes für über 20 Salem-Dorfbewohner, der mit über 3,5 Millionen Euro veranschlagt ist. Die Bauarbeiten, die sich aus verschiedenen Gründen etwas verzögert haben, sind nun so weit fortgeschritten, dass ein Ende in Sicht ist. „Wir gehen davon aus, dass wir das neue Gebäude im Laufe des Sommers beziehen können“, so Einrichtungsleiterin Marianne Bär auf Nachfrage der Redaktion. Die Rohbauarbeiten seien praktisch abgeschlossen. „Momentan läuft der Innenausbau mit dem Verlegen der Bodenbeläge und der Installation der sanitären Einrichtungen.“

Für die Planung verantwortlich zeichnet das Architekturbüro Röder Architekten (Bad Neustadt). Spatenstich war im Herbst vorvergangenen Jahres. Fast 50 Jahre nach Gründung des Salemdorfes, in dem heute rund 40 Jugendliche und Erwachsene im Alter von 17 bis 81 Jahren leben, entsteht ein vom Freistaat Bayern und dem Bezirk Unterfranken geförderter Neubau mit Platz für zwei Wohngruppen. 24 erwachsene Dorfbewohner mit leichter geistiger Einschränkung werden dort einziehen. Ein Teil der Wohnplätze wird rollstuhlgerecht gestaltet. Um die Bewohner des fest in der Höchheimer Dorfgemeinschaft verankerten Salemdorfes kümmern sich rund 40 Mitarbeiter.
Keine Infektionen unter den Bewohnern
Leider musste das Richtfest im vergangenen Jahr wegen der Corona-Pandemie ausfallen und wie es aussieht, wird es so schnell auch keine Eröffnungsfeier oder einen Tag der offenen Tür geben. Dafür dürfte es im Sommer noch zu früh sein. „Wir werden das aber auf jeden Fall nachholen“, verspricht die Einrichtungsleiterin, die froh ist, dass man im Salem-Dorf bislang relativ glimpflich durch die Corona-Zeit gekommen ist. „Unter unseren Bewohnern gab es nicht eine einzige Erkrankung“, so Marianne Bär. Drei Beschäftigte seien allerdings positiv auf das Corona-Virus getestet worden.

Nach einer Reihenimpfung seien rund 90 Prozent der Bewohner und auch ein Teil der Mitarbeiter mittlerweile geschützt. „Wir haben deshalb das Betretungsverbot wieder aufgehoben.“ Allerdings gelten ähnlich strenge Regeln wie in Alters- und Pflegeheimen: Wer einen Bewohner des Salem-Dorfes besucht, muss sich vorher anmelden, eine FFP-Maske tragen und einen Schnelltest vorlegen, der nicht älter als 24 Stunden ist.
Immer noch kein Gärtnereibetrieb
Nachdem bereits im vergangenen Jahr wegen baulicher Mängel am in die Jahre gekommenen großen Gewächshaus kein Gärtnereibetrieb möglich war, beseht auch in diesem Jahr keine Chance, Produkte aus der Salem-Gärtnerei zu kaufen. „Wir wissen noch nicht, wie es mit unserem Gewächshaus weitergehen wird,“ so Marianne Bär. Denkbar sei eine Sanierung, aber auch ein Abriss sei noch nicht vom Tisch. Hauptproblem sei die Finanzierung. „Wir hoffen aber, in den kommenden Monaten eine Lösung zu finden.“
Salem-Dorf in Höchheim ist fast 50 Jahre altAls das Salem-Dorf in Höchheim in den 1970er Jahren unter Federführung des heutigen Salem-International Geschäftsführers Gerhard Lipfert gegründet wurde, gab es nur einen renovierungsbedürftigen Gutshof und eine große freie Fläche. Zuvor, im Jahr 1972, war Salem zunächst in ein Mehrfamilienhaus in der Keßlerstraße in Bad Königshofen eingezogen. Nach und nach entstand in den Folgejahren das Kinder- und Jugenddorf in Höchheim. Zunächst wurden drei Kindergruppen eingerichtet, ein Jahr später baute man dann vier Fertighäuser für Kinderfamilien und ein Gästehaus mit Wirtschaftsräumen und Waschküche. 1981 kam ein Haus für Senioren dazu. 1984 übernahmen Peter Reutelshöfer und Gerda Lipfert die Leitung des Kinderdorfes, weil Gerhard Lipfert schwerpunktmäßig Aufgaben in Auslandsprojekten übernahm. 1986 kam die Arbeitstherapie mit einer Schreinerei, einem Hauswirtschaftsbereich und der Waldarbeit dazu. Seit 1997 gibt es eine heilpädagogische Gruppe, seit 2016 eine Gruppe für tagesstrukturierende Maßnahmen speziell für Bewohner, die das Rentenalter erreicht haben oder in der Arbeitstherapie nicht mehr eingesetzt werden können. Heute werden im Salem-Dorf rund 40 Menschen betreut. Sie teilen sich auf in drei Gruppen für Erwachsene mit geistiger Behinderung, eine Gruppe für junge Erwachsene und eine heilpädagogische Gruppe.Quelle: Mit Material von Hanns Friedrich
