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MEININGEN: Sanierung der Dampflok 01 150 geht in die heiße Phase

MEININGEN

Sanierung der Dampflok 01 150 geht in die heiße Phase

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    Seit Ende Dezember stehen die Signale für die betriebsfähige Aufarbeitung der Schnellzuglokomotive 01 150 auf Fahrt. Bei einer Pressekonferenz im Meininger Dampflokwerk wurden der derzeitige Stand sowie die folgenden Arbeitsabläufe erläutert. Bereits Ende Oktober war die bei einem Brand im Jahr 2005 in einem Depot des DB-Museums in Nürnberg schwer beschädigte Lokomotive zur Schadensfeststellung im Dampflokwerk in ihre Einzelteile zerlegt worden (wir berichteten). Nun ist die Finanzierung des 780 000 Euro umfassenden Projekts endgültig gesichert.

    1973 wurde die Lokomotive bei der damaligen Deutschen Bundesbahn ausgemustert. Walter Seidensticker, Textilfabrikant aus Bielefeld, wollte die Lok für die Nachwelt erhalten und kaufte das gute Stück. Im Bahnbetriebswerk Bielefeld wurde die „Seidensticker-Lok“, wie Eisenbahnfreunde sie nannten, von Olaf Teubert und zwei Mitstreitern instand gesetzt und betriebsfähig erhalten. Eigentümer der 01 150 ist seit 1988 wieder die Deutsche Bahn; sie hat die Maschine für Nostalgiefahrten eingesetzt.

    Ursprünglich sollte die Dampflokomotive nur „museal“ aufgearbeitet werden, so DB-Museumschef Dr. Jürgen Franzke – als Anschauungsobjekt fürs Museum, das heißt gerade mal rollfähig und neu lackiert.

    Dank des unermüdlichen Einsatzes des pensionierten Lokführers Olaf Teubert wird die Dampflokomotive 01 150 nun aber betriebsfähig aufgearbeitet. Denn diese Dampflok-Legende sollte seiner Ansicht nach wieder betrieben werden. Nachdem die DB einverstanden war, begann Teubert mit Spenden-Sammlungen, wofür er anfangs nur belächelt wurde. Doch was kaum jemand für möglich hielt, ist eingetroffen: Teubert hat es tatsächlich geschafft, eine halbe Million Euro zusammenzutragen und so die betriebsfähige Aufarbeitung „seiner“ Schnellzuglok sicherzustellen.

    Auf drei Säulen steht die Finanzierung des Projekts. Die massive Beteiligung der Deutschen Bahn, die Spendengelder, die Teubert eingesammelt hat (wobei er auch von der Eisenbahnstiftung Joachim Schmidt unterstützt wurde) und die Firma Märklin, die sich in erheblichem Umfang beteiligt, machen die Sanierung möglich. Natürlich wird auch ein Märklin-Modell dieser Schnellzuglokomotive produziert.

    Bei der Lokomotive wird eine Hauptuntersuchung durchgeführt, die für den Betrieb der nächsten acht Jahre gilt. Die Arbeiten haben bereits begonnen. Ein Neubaukessel war eine Bedingung für den Betrieb der Lok, so Dampflok-Werkleiter Jürgen Eichhorn. Und bei der Neukonstruktion des Kessels sei man „mittendrin“, versichert Konstrukteur Achim Decker. Der ursprünglich genietete Dampferzeuger wird durch eine Schweißkonstruktion ersetzt, wobei Decker auf historische Unterlagen zurückgreifen muss. Im Februar beginnt „die heiße Phase“ des Kesselneubaus; im Juni wird dieser voraussichtlich fertig und bei der Druckprobe mit Wasser „abgedrückt“ werden. Bei allen Arbeiten wird der TÜV Thüringen einbezogen.

    Gleichzeitig werden Rahmen, Räder und Triebwerk aufgearbeitet. Und möglichst authentisch, wie Museumschef Franzke versichert. Denn das DB-Museum legt Wert darauf, dass historische Fahrzeuge mit historischem Wert möglichst originalgetreu erhalten bleiben. Selbstverständlich werden bei der Sicherheit keine Kompromisse gemacht. „Es wird modern gemacht, was modern sein muss, zum Beispiel die Zugsicherung“, so Franzke.

    Die Lok wird im DB-Museum Halle/Saale stationiert und von der „Traditionsgemeinschaft „Bw Halle P e V“ betrieben. Die Verträge dafür sind nach langen Verhandlungen am 21. Dezember unterzeichnet worden. Diese Traditionsgemeinschaft setzt auch andere Schätze der Eisenbahngeschichte ein. Es gibt keinen besseren Verein, der diese Lokomotive den Eisenbahnfreunden auf Fahrten in der ganzen Bundesrepublik präsentieren wird, war man sich einig.

    1935 war die fabrikneue Lok neben dem Adler die Hauptattraktion beim 100. Jubiläum der deutschen Eisenbahn. Das gleiche Motiv entstand 1985 beim 150. Jubiläum. Für eine Parade zum 175. Jubiläum im Jahr 2010 ist die Lokomotive leider nicht fertig geworden. Es ist geplant, die Lok zu den 17. Dampfloktagen am 3. und 4. September 2011 sowie bei den Märklintagen der Öffentlichkeit zu präsentieren.

    24 Meter lang und 4,5 Meter hoch ist die zweizylindrige und 172 Tonnen schwere Schnellzuglokomotive. Der Tender fasst 34 Kubikmeter Wasser und zehn Tonnen Kohle. Mit etwa 2400 PS bringt die 01 150 eine Höchstgeschwindigkeit von 130 km/h. Selbst schwere Züge mit bis zu 800 Tonnen hat diese Lokomotive mit über 100 km/h befördert.

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