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Urspringen: Schafkopf ist keine Männerdomäne: Vier Frauen aus der Rhön erzählen, was sie an dem Kartenspiel so spannend finden

Urspringen

Schafkopf ist keine Männerdomäne: Vier Frauen aus der Rhön erzählen, was sie an dem Kartenspiel so spannend finden

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    Das Schafkopfkarten ist ihre Leidenschaft: Das Bild zeigt den Frauen-Stammtisch mit (von links) Rita Lörzel, Marianne Memmel, Gabi Münch und Cilli Heuring. 
    Das Schafkopfkarten ist ihre Leidenschaft: Das Bild zeigt den Frauen-Stammtisch mit (von links) Rita Lörzel, Marianne Memmel, Gabi Münch und Cilli Heuring.  Foto: Marc Huter

    In gemütlicher Runde sitzen sie zusammen. Ab und an kracht eine Karte laut auf den Tisch. Ein Raunen, kurzes Gelächter oder auch mal ungläubiges Kopfschütteln: Eine Szene aus dem Kart-Stammtisch in der oberen Rhön, der ausschließlich aus Frauen besteht.

    Cilli Heuring aus Urspringen, Rita Lörzel aus Oberwaldbehrungen, Claudia Abe aus Sondheim, Gabi Münch aus Ostheim und Marianne Memmel aus Fladungen begeistert das Schafkopfspiel so sehr, dass sie sich fast jede Woche zum gemeinsamen Karten treffen. Warum diese Leidenschaft? Was macht den Schafkopf so besonders und eben auch für Frauen interessant?

    "Jedes Spiel ist anders!", sagt Cilly Heuring. "Konzentriert muss man sein, mitdenken und mitzählen", fügt Gabi Münch an, so bleibe man geistig fit. "In jeder Runde gibt es die eine oder andere Überraschung", beschreibt Rita Lörzel die Faszination des Schafkopfspiels. Und zwischen den Runden werde auch "gerne mal geratscht", weiß Cilli Heuring zu berichten, die den anderen Damen gerade Glühwein in die Tassen schenkt, die sie in ihrer Küche warm gemacht hat.

    Ober sticht Unter: Dieses Blatt mit zwei "Herren" ist nicht der schlechteste Ausgangspunkt für eine erfolgreiche Kartpartie.
    Ober sticht Unter: Dieses Blatt mit zwei "Herren" ist nicht der schlechteste Ausgangspunkt für eine erfolgreiche Kartpartie. Foto: Marc Huter

    Im Sommer spielen die Damen im Gartenhaus Karten

    An diesem Montag treffen sich vier Frauen in Heurings Wohnhaus in Urspringen. Claudia Abe, die ebenfalls der Gruppe angehört und zur "Stimmungskanone" in der Runde zählt, war kurzfristig mit ihrem Ehemann Michael verreist. So geht es im Winter reihum. Woche für Woche bei jemandem anders. Nur das Domizil im Sommer ist fest: das Gartenhaus von Cilli Heuring.

    Wie geht Schafkopf?

    Der Schafkopf ist ein traditionelles deutsches Kartenspiel, das in Bayern weit verbreitet und beliebt ist. Es gilt als Kulturgut und Teil der fränkischen Lebensart. Das Ziel des Spiels ist es, durch "Stechen" möglichst viele Punkte zu erreichen. Insgesamt sind 120 Punkte im Spiel. Normalerweise gilt ein Spiel für die Spielerpartei mit 61 Punkten (Augen) als gewonnen, mit 91 als "mit Schneider" gewonnen; werden alle acht Stiche gemacht, so gilt dies als "schwarz" gewonnen. Das Standard-Spiel ist das sogenannte "Ruf-Spiel", bei entsprechendem "Blatt" spielt einer der vier Spieler in einem Farb-Solo oder Wenz als Alleinspieler gegen den Rest.

    Ohne Einsatz würde Schafkopf keinen Spaß machen

    Den fünf Frauen aus der Rhön reicht das nicht. Sie spielen gerne auch sämtliche Sonderformen wie Hochzeit, Kreuz, Bettel, Geier oder Adler. "Da sind wir schmerzfrei!", schmunzelt Cilli Heuring. Der Grundtarif beträgt 5 Cent. Je nach Spielausgang erhöht sich dieser Tarif um den Grundbetrag oder wird durch "Legen" oder "Kontra" verdoppelt. Den Höchsttarif eines Spiels haben sich die Frauen mit zwei Euro gesetzt. "Wir spielen zum Spaß und nicht um Geld – aber ganz ohne Geld würde es auch keinen Spaß machen", erklärt Gabi Münch. Maximal fünf bis sechs Euro Gewinn oder Verlust stehen als Saldo bei jedem einzelnen am Ende eines Abends.

    Konzentration ist angesagt: Beim Karten muss man geistig flexibel bleiben und dabei auch Kopfrechnen.
    Konzentration ist angesagt: Beim Karten muss man geistig flexibel bleiben und dabei auch Kopfrechnen. Foto: Marc Huter

    So kam die Kartenrunde zustande

    Gekannt haben sich die Frauen vor der Gründung ihres Stammtischs nicht alle gegenseitig. Auf einem Fest haben Rita Lörzel und Cilli Heuring "in einer Bierlaune" vereinbart, einen Frauen-Kartstammtisch zu gründen. Jeder habe dann eine oder zwei Bekannte mit dazu genommen, so dass die Kartrunde schnell komplett war. In der Corona-Zeit änderte sich dann sogar die Zusammensetzung. "Mittlerweile sind wir ein echter Freundeskreis und machen auch ab und an Ausflüge."

    Gabi Münch und Rita Lörzel sind durch ihre Familien zum Schafkopfkarten gekommen. "Die Mutter war früher daheim und hat mit uns Kindern Karten gespielt", berichtet Gabi Münch. Rita Lörzel hat auch von ihren Eltern das Schafkopfspielen gelernt. "Und als Kind habe ich viel mit meinen drei älteren Brüdern gespielt." Marianne Memmel berichtet, dass sie mit "offenem Schafkopf" angefangen hat. Bis vor kurzem habe sie und ihre Familie mit ihrem Vater Schafkopf gespielt. "Das Karten hält geistig fit." Sicherlich einer der Gründe, warum Mariannes Vater 95 Jahre alt geworden ist, vermuten ihre Kartfreunde.

    Sie tourte für ihr Hobby durch die ganze Rhön

    Cilli Heuring dagegen hat das Schafkopfen erst von ihrem Mann Hartmut gelernt und hat es ab der Geburt ihres ersten Kindes zu ihrer Leidenschaft gemacht. "Im Herbst ging es los", schwelgt sie in Erinnerungen: "Jede Woche ging es zu einem anderen Preisschafkopf, erst nach Geckenau, dann auf die 3-Tannen-Alm nach Haselbach und durch die ganze Rhön hindurch", berichtet sie. Sie liebt dieses "Kribbeln" beim Preisschafkopf und besucht heute noch gerne die Preisschafkopfe in der Rhön.

    Schafkopf ist keine Männerdomäne

    Was die fünf Frauen aber auch festgestellt haben: Viele Frauen trauen sich nicht auf einen Preisschafkopf aus Angst davor, dass sie von männlichen Kart-Liebhabern getadelt werden. Deswegen hat die Gruppe schon mit Gründung ihrer Kart-Runde ihre Idee in die Tat umgesetzt: die Organisation eines Damen-Preisschafkopfes.

    Am Wochenende ist der letzte Damen-Preisschafkopf

    Jedes Spiel verläuft anders: Die vier Kartfrauen lieben das Schafkopfspiel. Ganz nebenbei wird auch "geratscht", so dass aus der Kartrunde ein echter Freundschaftskreis geworden ist.
    Jedes Spiel verläuft anders: Die vier Kartfrauen lieben das Schafkopfspiel. Ganz nebenbei wird auch "geratscht", so dass aus der Kartrunde ein echter Freundschaftskreis geworden ist. Foto: Marc Huter

    An diesem Samstag, 25. März, findet der Damen-Preisschafkopf im Mühlencafé Oberelsbach nun schon zum zehnten Mal statt. Es sind nur Frauen zugelassen. Das Startgeld beträgt 3 Euro und wird komplett ausgeschüttet. 50 Euro gibt es für den Gewinner, es folgen Gutscheine vom Mühlencafé. Jede Teilnehmerin erhält einen Preis. In den letzten Jahren haben immer zwischen 30 und 40 Frauen im Alter zwischen 18 und fast 90 Jahren an dem Damen-Preisschafkopf teilgenommen. Das Mühlencafé sei der ideale Ort mit ansprechendem Ambiente. Gleichzeitig, so der Pferdefuß an der Sache, wird es das letzte Mal sein, dass die Frauen diesen Damen-Preisschafkopf veranstalten.

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