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Aubstadt: Razzia beim TSV Aubstadt und Spielern: Schaden in sechsstelliger Höhe? Zoll ermittelt wegen Schwarzgeldzahlungen

Aubstadt

Razzia beim TSV Aubstadt und Spielern: Schaden in sechsstelliger Höhe? Zoll ermittelt wegen Schwarzgeldzahlungen

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    Zollbeamte haben am Donnerstagmorgen Kisten aus dem Vereinsgelände des TSV Aubstadt getragen.
    Zollbeamte haben am Donnerstagmorgen Kisten aus dem Vereinsgelände des TSV Aubstadt getragen. Foto: Fabian Gebert

    Aufregung am Donnerstagmorgen gegen halb Sieben in Aubstadt im Landkreis Rhön-Grabfeld. Die Finanzkontrolle Schwarzarbeit (FKS) des Zolls beginnt bei Privatpersonen sowie auf dem Sportgelände des TSV Aubstadt mit einer Razzia. Wenig später stehen Grüppchen vor dem Sportgelände zusammen, darunter Eltern, die ihre Kinder in den gegenüberliegenden Kindergarten gebracht haben. Im 800-Seelen-Ort ist die Verwunderung über das massive Aufgebot groß. 

    Zwei Autos des Zolls stehen vor der Turn- und Festhalle Aubstadt. Beamte und Beamtinnen tragen  braune Kartons aus dem Sportheim und verstauen sie in den Dienstwagen.

    Bereits gegen 5.45 Uhr hatten sich 30 Fahrzeuge des Zolls im Gewerbegebiet Großeibstadt gesammelt, erklärt ein dort ansässiger Unternehmer gegenüber dieser Redaktion. "Da erschrickt man schon, wenn man frühs mit so einer Nachricht angerufen wird." Eine halbe Stunde später seien die Beamten in Großeibstadt wieder weggefahren – "Gott sei Dank", sagt der Unternehmer über die ungewöhnliche Aktion.

    Spieler vom TSV Aubstadt bestätigt Durchsuchungen

    Ein Spieler des TSV Aubstadt, der nicht namentlich genannt werden will, berichtet gegenüber dieser Redaktion, er sei vom Zoll um 6.30 Uhr aus dem Bett geklingelt worden. Bis 11.15 Uhr seien vier Beamtinnen und Beamten vom Zoll sowie eine "neutrale Person" vor Ort gewesen. Die Ermittler hätten seinen Arbeitsvertrag mit dem Regionalligisten sowie Lohnzettel mitgenommen.

    Aber nicht nur bei ihm selbst, auch bei seinen Eltern und seinem Spielerberater seien Zollmitarbeiter gewesen. "Ich war damit heute Morgen im ersten Moment überfordert", sagt der Spieler. Er besitze einen 450-Euro-Vertrag beim Grabfelder Verein. Über die Gründe der Durchsuchung könne er nur  mutmaßen. Ob sie mit einer Zoll-Kontrolle im vergangenen Jahr vor der Toto-Pokal-Partie gegen den TSV 1860 München zusammenhänge, wisse er nicht.

    Die Beamtinnen und Beamten des Zoll stellten nach eigener Aussage zahlreiches Beweismaterial sicher.
    Die Beamtinnen und Beamten des Zoll stellten nach eigener Aussage zahlreiches Beweismaterial sicher. Foto: Fabian Gebert

    Auch auf Privatanwesen von Funktionären des Vereins war der Zoll über einen längeren Zeitraum seit den frühen Morgenstunden im Einsatz. Bis zum frühen Nachmittag waren immer wieder Zoll-Fahrzeuge in Aubstadt unterwegs. 14 Beamtinnen und Beamte gingen in mehrere Wohnhäuser eines Sponsors. 

    Zoll beim Bayerischen Fußball-Verband – auch TSV Aubstadt äußert sich

    Nicht nur im Landkreis Rhön-Grabfeld war der Zoll im Einsatz. Der Sprecher des Bayerischen Fußball-Verbands (BFV), Fabian Frühwirth, teilt auf Anfrage mit: "Im Zuge der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Würzburg zum Regionalligisten TSV Aubstadt hat der Bayerische Fußball-Verband (BFV) die seitens des Zolls bei ihm geforderten Unterlagen zum TSV Aubstadt zur Verfügung gestellt."

    Und weiter: "Der BFV ist nicht Beschuldigter oder sonst Beteiligter an dem Ermittlungsverfahren und kooperiert ebenso selbstverständlich wie vollumfänglich mit den Behörden."

    Der TSV Aubstadt selbst lehnte eine Stellungnahme zu den Vorkommnissen am Donnerstag ab. "Wir können und wollen uns derzeit nicht zu den laufenden Ermittlungen äußern", teilte TSV-Pressesprecher Philipp Müller schriftlich mit.

    Welcher Verdacht beim TSV Aubstadt im Raum steht

    Das Hauptzollamt Schweinfurt teilte am Morgen mit: "Bei der Staatsanwaltschaft Würzburg ist ein Verfahren gegen einen Beschuldigten eines Regionalligisten wegen des Verdachts auf Schwarzlohnzahlungen anhängig. In diesem Verfahren sind heute umfangreiche Durchsuchungsmaßnahmen durch Beamtinnen und Beamte der Finanzkontrolle Schwarzarbeit des Zolls vollzogen worden."

    Ein Spieler des TSV Aubstadt bestätigt gegenüber der Redaktion eine Durchsuchung seiner Wohnung.
    Ein Spieler des TSV Aubstadt bestätigt gegenüber der Redaktion eine Durchsuchung seiner Wohnung. Foto: Fabian Gebert

    Dazu seien "Zeugenbefragungen bei Spielern und Trainern hinsichtlich deren Beschäftigungsverhältnis" durchgeführt worden. Ob es sich um den TSV Aubstadt handelte, wollte das Hauptzollamt in Schweinfurt am Donnerstag nicht bestätigen.

    Bei dem Verein seien das Trainerteam und die dort beschäftigten Spieler im Rahmen von geringfügigen Beschäftigungsverhältnissen, sogenannten Minijobs, als Vertragsamateure zur Sozialversicherung gemeldet, so die Mitteilung von Zoll-Sprecher Benedikt Danz.

    Aubstadt: Zoll mit Verdacht auf Schwarzgeld-Zahlungen an Spieler

    "Dem Hauptzollamt Schweinfurt liegen Erkenntnisse vor, dass neben der offiziellen Entlohnung zusätzliche Zahlungen als sogenanntes 'Schwarzgeld' an die Spieler ausgezahlt wurden", so das Hauptzollamt . Das Problem daran: Für diese Zahlungen seien keine Lohnsteuer und Sozialversicherungsabgaben entrichtet worden.

    "Es besteht demnach der Verdacht des Vorenthaltens und Veruntreuens von Arbeitsentgelt", so der Zoll weiter. Der Mitteilung zufolge liege nach derzeitigem Ermittlungsstand der entstandene Schaden der vorenthaltenen und veruntreuten Sozialversicherungsbeiträge allein für das Kalenderjahr 2022 im sechsstelligen Bereich.

    In die Durchsuchungsmaßnahmen waren nach Zoll-Angaben rund 270 Einsatzkräfte eingebunden. Sie hätten zahlreiches Beweismaterial sichergestellt, darunter auch mobile Endgeräte, die nun durch Spezialisten für digitale Forensik des Hauptzollamts Schweinfurt ausgewertet würden. Bis zum Abschluss des Verfahrens gelte die Unschuldsvermutung.

    So reagieren die Menschen in Aubstadt auf die Razzia

    Im Ort ist derweil die Irritation groß: Von den vielen Ehrenamtlichen, die sich für den Verein einsetzen, würde niemand Geld bekommen, heißt es von den Bewohnerinnen und Bewohnern. In dem Dorf halte man zusammen. Ein Aubstädter zeigt sich im Gespräch empört über den Einsatz. Er fragt,  ob die Beamten nichts Besseres zu tun hätten, als bei einem kleinen Verein, der viele Jugendmannschaften unterhalte, tätig zu werden.

    "Sie spielen einfach eine Liga zu hoch", äußert sich ein anderer Aubstädter. Keiner der Spieler stamme mittlerweile mehr aus dem Ort. Für ihn selbst sei die Mannschaft deshalb längst uninteressant geworden. Seit langem sei er nicht mehr beim einem Spiel in der örtlichen NGN-Arena gewesen. Ganz anders eine Gruppe Passanten, die sich fragen: "Ob das Heimspiel gegen den SpVgg Hankofen diesen Samstag wohl stattfindet?" 

    Aubstadts Bürgermeister Burkhard Wachenbrönner wollte sich am Donnerstag auf Anfrage dieser Redaktion zunächst nicht zu den Geschehnissen äußern.

    Zoll nicht zum ersten Mal beim TSV Aubstadt

    Der Zoll war beim TSV Aubstadt nicht zum ersten Mal in Sachen Schwarzgeld im Einsatz: Bereits im März 2022 hatte die Finanzkontrolle Schwarzarbeit (FKS) des Hauptzollamts Schweinfurt den Regionalligisten kontrolliert - ausgerechnet beim Abschlusstraining vor dem Toto-Pokal-Halbfinale gegen den TSV 1860 München. 18 Beamtinnen und Beamten befragten damals alle anwesenden Trainer sowie Spieler auf dem Fußballplatz.

    Das Vereinsgelände des TSV Aubstadt an diesem Donnerstag.
    Das Vereinsgelände des TSV Aubstadt an diesem Donnerstag. Foto: Fabian Gebert

    "Die Kollegen haben eine Prüfung nach dem Schwarzarbeitsbekämpfungsgesetz durchgeführt", sagte damals eine Sprecherin des Hauptzollamts Schweinfurt und sprach von einer "ganz normalen Schwarzarbeitskontrolle". Die in den Gesprächen aufgenommenen Daten würden "gegengecheckt und verifiziert" werden. Es gelte die Unschuldsvermutung.

    Der TSV Aubstadt spielt seit 2019 in der Fußball-Regionalliga Bayern

    Die Fußballer des TSV Aubstadt spielen seit 2019 in der viertklassigen Regionalliga Bayern. Bis 2012 kickte der 1921 gegründete Verein auf lokaler Ebene, ehe erstmals der Sprung in die Bayernliga Nord gelang. Nach zwei zweiten Plätzen wurde der Verein in der Saison 2018/19 Meister dieser Spielklasse und stieg in die Regionalliga Bayern auf. 

    Die wegen der Coronapandemie zunächst verlängerte und schließlich abgebrochene Saison 2019/2021 beendeten die Aubstädter auf dem fünften Platz, die vergangene Spielrunde schloss der Klub auf dem sechsten Platz ab. Außerdem stand der TSV Aubstadt im Finale des Verbandspokals. Das Spiel beim FV Illertissen wurde im Elfmeterschießen verloren.

    In der aktuellen Saison steht der TSV Aubstadt vor dem letzten Spieltag der Saison an diesem Samstag auf dem zwölften Platz. Den Klassenerhalt hat der Klub vor zwei Wochen mit einem 6:1-Erfolg gegen den TSV Rain/Lech perfekt gemacht. Am vergangenen Wochenende unterlag der TSV Aubstadt bei den Würzburger Kickers 0:6 und kassierte die höchste Niederlage seit 19 Jahren.

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