Einen Euro für einen Festmeter so genanntes Industrieholz, also Bäumchen, die bei Durchforstungen anfallen und zu nichts anderem zu gebrauchen sind, als daraus Spanplatten oder Papier zu machen. Der Aufkäufer hat diese Marge Stadtförster Herbert Geßner für sein nächstes Angebot angekündigt - oder sollte man besser sagen: angedroht. Ob er sich auf diesen Handel einlassen wird, glaubt Gessner zwar nicht, aber die Dumpingpreise machen schon deutlich, wie es derzeit um den Holzmarkt bestellt ist. Gerade der Wert der Fichte, normalerweise das täglich Brot des Waldbauern, rasselt immer schneller und immer tiefer in den Keller. Zu normalen Zeiten wurden 30 Euro für einen Festmeter dieses Holzes bezahlt.
Schuld am Niedergang sind die massiven Stürme der vergangenen Jahre in Deutschland, die Millionen von Festmetern außerplanmäßig "gefällt" haben und die extrem trockene Witterung, die Bäume geschwächt und für eine bislang nie dagewesene Massenvermehrung von Schädlingen wie den Borkenkäfer geführt haben. Für das laufende Jahr rechnet Geßner im städtischen Wald mit Einnahmeverlusten von 50 000 bis 80 000 Euro. Gleichzeitig glaubt er aber nicht, dass das Nachfragetief allzu lange andauern wird, wenn das Klima mitspielt. Dazu sei Holz als umweltfreundlichster Rohstoff einfach zu vielseitig verwendbar.

Der derzeitige Schadholzanfall allerdings spricht Bände: Allein im Stadtwald sind das bisher rund 3200 Festmeter, zusammen mit Großbardorf und Sulzfeld klettert der Wert auf 4000 Festmeter. Zwei Harvestereinsätze im gesamten Revier von Großbardorf bis Eyershausen im Sommer 2018 und im Februar waren notwendig. Im Mai sollen die großen Maschinen noch einmal durch den Wald rollen. Außerdem wird Käferholz mit der Motorsäge durch städtische Forstwirte und Gemeindearbeiter aufgearbeitet. Das befallene Holz muss zudem so schnell wie möglich aus dem Wald geschafft werden, damit sich die Käfer, die gut 500 Meter weit fliegen können, nicht noch weiter verbreiten.
Viele private Waldbesitzer haben noch nichts gegen den Borkenkäfer unternommen
Düster sieht es vielerorts im Privatwald aus. Viele Waldbesitzer hätten noch nichts unternommen und würden damit die weitere Vermehrung der Schädlinge fördern, sagt Geßner und kündigt verstärkte Kontrollen an. Denn Waldbesitzer seien verpflichtet, in der Zeit vom 1. April bis 30. September alle vier Wochen ihren Wald zu kontrollieren und befallene Bäume umgehend aus dem Wald zu entfernen oder zumindest zu entrinden. Nur schwächere Äste dürfen im Wald bleiben, weil sie schnell austrocknen.
Um dem Klimawandel besser begegnen zu können, setzt die Stadt seit vielen Jahren auf den Umbau des Waldes. Vor allem geht es darum, die noch in vielen Bereichen vorherrschende, aber anfällige Fichte zurückzunehmen. Allein in den rund 30 Hektar großen Umbauflächen wurden in den vergangenen drei Jahren 194 000 Pflanzen gesetzt. Zählt man den Ersatz für Pflanzen, die nicht überlebt haben dazu, kommt man fast auf eine Viertelmillion. Immerhin gibt es aber Zuschüsse aus dem Staatssäckel. Wie so ein Umbau vor sich geht, lässt sich im Waldgebiet Rehgraben am Sambachshof beobachten. Dort sind unter hohen Fichten Buchen gepflanzt worden, die langsam heranwachsen und durch die Kronen des Nadelbaums vor zu intensiver Sonneneinstrahlung geschützt sind. Die durch natürliche Aussaat - der Fachmann spricht von Naturverjüngung - entstandenen Kiefern und Fichten werden nur zum Teil erhalten bleiben.
Stadtförster Geßner freut sich über die gute Zusammenarbeit mit der Stadt
Angesichts des 260 Hektar umfassenden Fichtenanteils im rund 1300 Hektar großen Stadtwald und der Arbeit in Großbardorf, Sulzfeld und in einem Teil des Privatwaldes gibt es noch eine Menge zu tun. Das zu bewältigende Pensum sei nur mit einem guten Team zu schaffen, sagt Geßner und freut sich darüber, dass das Zusammenspiel zwischen Bürgermeister, Stadtrat, Waldarbeiter, Förster und Forstunternehmer in Bad Königshofen gut funktioniere.
Ziel des Umbaus bei der Aufforstung von Flächen, die der Borkenkäfer heimgesucht hatte, ist die so genannte natürliche Waldgesellschaft. Das sind Baumarten, die von der Natur auf den betreffenden Standorten vorgesehen sind, wie Buchen, Hainbuche, Winterlinde, Bergahorn und Spitzahorn. Die werden ergänzt durch Bäume, die Wärme gut vertragen, wie die Elsbeere, Speierling, Mehrbeere, Esskastanie oder Roteiche.