Ein jeder Flecken im Landkreis Rhön-Grabfeld hat seine Besonderheiten. Nicht nur landschaftlich mit den Bergen in der Rhön und den weiten Ackerflächen im Grabfeld. Auch politisch gleicht kein Ort dem anderen. Besonders eigen ist da die Kurstadt Bad Königshofen.
Die politische Sitzordnung ist eine einzigartige. Es gibt zum Beispiel den Block Freier Wähler mit Oliver Haschke und Roland Köth. Der aktuelle Bundestagskandidat der Freien Wähler im Wahlkreis 274 und unterfränkische Spitzenkandidat auf der Landesliste, Frank Helmerich, ist als Stadtrat wiederum in der Fraktion 20 plus engagiert. Dort wirkt auch die SPD-Frau Angelika Wilimsky mit.
Parteibuch und Fraktion sind zwei Paar Stiefel
Ganz ungewöhnlich sind solche Konstellationen freilich nicht. Eine Parteimitgliedschaft ist kein Hindernis, um in einem kommunalen Gremium in einer überparteilichen Fraktion politisch zu wirken. Beispiele dafür gibt es einige im Landkreis, wo Ortslisten und Parteibuch zwei unterschieliche Paar Stiefel sind.

Ein bisschen interessanter wird es aktuell im Falle von Petra Friedl. Die Merkershäuserin sitzt seit 2020 im Stadtrat von Bad Königshofen. Ihr Stadtratsmandat errang sie auf der Liste der Aktiven Bürger Bad Königshofen, deren Vorsitzende sie auch ist. Mit Gerhard Weitz von der Liste Untereßfeld bildet sie die kleine Fraktion von "WIR".
Nun hat die Merkershäuserin gegenüber dieser Redaktion größere politische Pläne bestätigt: sie will bei der Kommunalwahl am 8. März 2026 für das Bürgermeisteramt kandidieren. Stand heute bedeutet das: Sie wird Herausforderin von CSU-Mann Thomas Helbling. Der hatte jüngst bestätigt, für eine vierte Amtszeit als Bürgermeister der Kurstadt bereitzustehen.
Noch stehen die Nominierungen aus
Die Bewerbungen beider Rathauspolitiker steht noch unter dem Vorbehalt der entsprechenden Nominierungen. Wenn alles glattläuft, dann bewerben sich zwei CSU-Mitglieder um den Posten als Stadtoberhaupt. Denn seit kurzem ist Petra Friedl auch Mitglied der Söder-Partei. Beim Neujahrsempfang der CSU in Großbardorf mit dem Chef des bayerischen Bauernverbandes, Günter Felßner, hatte sie sich bereits unter das Publikum aus CSUlern gemischt.
"Mein Beitritt in die CSU hat nichts mit dem anstehenden Kommunalwahlkampf zu tun. Er geschah unabhängig von der aktuellen Konstellation", so Friedl gegenüber dieser Redaktion. Der Eintritt sei eine persönliche Sache gewesen. "Ich wähle schon immer CSU, weil ich Familien dort am besten vertreten sehe", so die dreifache Mutter, die als Bürokauffrau arbeitet.
Ihre Kandidatur als Bürgermeisterin von Bad Königshofen werde wie ihre Stadtratskandidatur 2020 über die Aktiven Bürger Bad Königshofen erfolgen, so sie bei der Nominierungsversammlung unterstützt wird.
Kandidatin ohne Wahlkampf-Erfahrung
"Ich bin die Kandidatin ohne Wahlkampf-Erfahrung", weiß Petra Friedl um ihre Sonderstellung im Bewerberkreis. Der könnte sich mindestens noch um den Freien Wähler Frank Helmerich erweitern, der allerdings erst einmal als Direktkandidat für die Bundestagswahl am 23. Februar dieses Jahres seinen Hut in den Ring wirft.
Als möglicher Bürgermeisterkandidat wird er weiterhin gehandelt, aber auch als Landratskandidat der Freien Wähler ist er hinter vorgehaltener Hand im Gespräch. Bei seiner ersten Bürgermeisterkandidatur 2020 als Herausforderer von Thomas Helbling holte er auf Anhieb 42,56 Prozent der Stimmen.
Stabilisierungsleistungen gefährden Entwicklungen
Bis der Wahlkampf um den Bürgermeisterstuhl im Rathaus warm läuft, ist fast noch ein Jahr Zeit. Aber Petra Friedl, die im Stadtrat zu den fleißigeren Diskutanten gehört, skizziert schon jetzt ihre Vorstellungen einer erfolgreichen Arbeit. "Ich setze mich dafür ein, dass es den Bürgerinnen und Bürgern gut geht", so Friedl.
Sie stellt die Stabilisierungshilfe durchaus auch infrage, weil sie auch Investitionen in die Zukunft der Stadt behindere. "Ganz besonders am Herzen liegt mir der Marktplatz", sagt Friedl. Ihm fehle eigentlich seit Jahrzehnten eine Auffrischung. Überhaupt müsse man über Konzepte nachdenken, wie Privateigentümer in der Altstadt beispielsweise zu Fassaden-Erneuerungen animiert werden.
Die erste Frau als Bewerber um den Bürgermeisterposten
Die Innenstadt-Entwicklung und das Leerstands-Management müssten noch mehr ins Zentrum rücken, fordert die Kommunalpolitikerin. Nach ihrem Kenntnisstand wäre sie der erste weibliche Bewerber in der Geschichte der Stadt Bad Königshofen. Nachdem sie sich auf keine Partei stützen könne, werde sie den Wahlkampf auch selbst finanzieren müssen, es gebe also ungleiche Voraussetzungen.
Aber die selbsternannte "Macherin" möchte es schaffen, so etwas wie eine neue Aufbruchstimmung in Bad Königshofen zu entfachen. Die fehle der Stadt seit Jahren, obwohl sie viel zu bieten habe, sagt Friedel abschließend.