Die Ereignisse nach dem 9. November 1989 überschlugen sich: Immer öfter wurde der einstige Todeszaun durchlässig, wenn dieser, wenn auch nur für ein paar Stunden, in Richtung Westen geöffnet wurde. Höhepunkte waren die Eröffnung von Grenzübergangsstellen zwischen Oberfladungen und Melpers und zwischen Trappstadt und Eicha.
Ein besonderes Ereignis war die Silvesterfeier an der einstigen innerdeutschen Grenze zwischen Trappstadt und Eicha 1989/1990. Dieses Ereignis schaffte es sogar neben der großen Silvesterfeier am Brandenburger Tor in die Tagesschau der ARD. Mithilfe des damaligen Bürgermeisters Erich Werner kam die Feier kurzfristig zustande.

Musikkapelle Trappstadt machte den Auftakt
Kurz vor Mitternacht trafen die Musikerinnen und Musiker der Musikkapelle Trappstadt ein und dann kamen auch die Bürgerinnen und Bürger der DDR hinzu. "Wir haben gefeiert und mit jedem, auch mit den Soldaten angestoßen, die da herumstanden und waren einfach nur froh, dass das 40-jährige Übel vorüber ist", erinnern sich Trappstädter.
Von einem "besonderen deutsch-deutschen Treffen" direkt an der Zonengrenze berichtete damals auch die Tagesschau in den Morgenstunden des 1. Januar 1990, erinnert sich der damalige Studioleiter Wolfgang Schramm.
Erste Gespräche am Grenzzaun
Peter Baudenbacher, zu diesem Zeitpunkt beim Bundesgrenzschutz, weiß noch von den ersten Gesprächen am Grenzzaun. Daran nahmen der Vorsitzende des Rates des Kreises Hildburghausen, ein Major der Grenztruppe (Leiter des GKK Hildburghausen), Landrat Fritz Steigerwald, Bürgermeister Erich Werner (Trappstadt) und der Leiter des Straßenbauamtes Schweinfurt teil.
Nach und nach wurde es an der Grenze "normal". Man konnte mit den Angehörigen der Grenztruppen lange Gespräche führen, erinnert Baudenbacher sich. Bewohner aus der DDR, die erstmals die Grenze von westlicher Seite sahen, waren froh und glücklich, dass die Jahre der Trennung endlich vorbei waren.

Abends wurde die Grenze wieder geschlossen
In Eicha fand am 2. Dezember eine Demonstration statt, um die Öffnung der Grenze zu erreichen. Dagegen standen jedoch die Befehle der Grenztruppen. Peter Baudenbacher: "Plötzlich, gegen 13.30 Uhr, waren Rufe zu hören: nieder mit dem Zaun, die Grenze muss weg! Die am Grenzzaun in Eicha eingesetzten DDR-Kräfte sahen, um Gewalt zu verhindern, keine andere Möglichkeit, als tatsächlich das Tor zu öffnen und den Demonstranten den Weg nach Trappstadt freizugeben. Dort kam es dann zu einer bewegenden, spontanen Wiedersehensfeier. Die Gäste aus dem Osten wurden mit Musik begrüßt. Die Leute fielen sich in die Arme und weinten oftmals, denn kaum einer konnte es damals noch glauben, dass die Grenze wirklich offen war. Allerdings war es auch die Zeit, in der der Zaun am Abend geschlossen wurde."
Beim Ausbau einer neuen Straßenverbindung konnte der damalige Bürgermeister mit einem Hauptmann der DDR-Grenztruppen in den Osten und die neue Trasse besichtigen. Zum ersten Mal sah er den dabei auch den Hinterlandzaun, der bisher in dem dichten Wald verborgen war und der in den vergangenen Jahrzehnten an der Straße entstanden war.

Verbindung zwischen Trappstadt und Eicha
Schließlich begannen die Arbeiten für einen Grenzübergang bei Trappstadt. Peter Baudenbacher: "Erstmals konnte man damals mit den Soldaten der Nationalen Volksarmee sprechen, ja man durfte sogar auf DDR-Gebiet." Etwas, das 40 Jahre lang unmöglich war. Noch vor der Fertigstellung der neuen Verbindung von Trappstadt nach Eicha öffnete die DDR zwischen Rieth und Zimmerau den Zaun. Einen Tag vor dem Heiligen Abend folgte die offizielle Feierstunde am neuen Grenzübergang Trappstadt-Eicha.

In Rieth und Zimmerau erinnerte man vor wenigen Wochen mit einer Feierstunde an die dortige Grenzöffnung. Zeitzeugen, wie Reinhold Albert, erzählten von damals, von der Freude, aber auch den kaum passierbaren Straßen. Bürgermeisterin Angelika Götz (Sulzdorf an der Lederhecke) und Landrat Sven Gregor gingen in ihren Reden auf das Ereignis von 1989 ein.
Minenfeld, Schießbefehl und Metallgitterzaun
Gedenkstätten, die an die Geschichte der Grenze, wie die in Rieth erinnerten, seien wichtig, damit sich nie wieder Derartiges wiederholt. "Schließlich war hier bis zum November 1989 ein gefährlicher Landstrich mit Minenfeld, Schießbefehl und Metallgitterzaun, der Menschenleben forderte, die nur von Deutschland nach Deutschland wollten."

Nach und nach bröckelte das Reich der DDR-Machthaber immer mehr. Es folgte in den frühen Morgenstunden bei Minusgraden die Öffnung des Grenzzaunes bei Mendhausen. Hier sagte Landtagsabgeordneter Hans Böhm aus Unsleben, dass nun das Eis gebrochen sei, das jahrelang zwischen den Menschen beider Staaten stand.
In den folgenden Wochen kamen im Altlandkreis Königshofen die Ortschaften Alsleben/Gompertshausen und Herbstadt/Hindfeld dazu. Und immer war es ein großes Fest. Mit Musik wurden die DDR-Bürger am Grenzzaun abgeholt, ins Dorf geleitet und dort bewirtet.
