Wenn schon die örtliche Möbelfabrik den Namen "Hund" trägt, dann muss es etwas auf sich haben mit der großen Liebe der Sulzdorfer, Sternberger oder Serrfelder zum vierbeinigen Freund des Menschen. So viele Hunde sind in der Gemeinde Sulzdorf offiziell gemeldet, dass die Grabfeld-Gemeinde sogar Rang zwei im Freistaat Bayern innehat.
Der Bayerische Rundfunk hat für sein Format BR24 dazu alle Kommunen im Freistaat befragt. Wie aber erklärt sich der Spitzenplatz für die Sulzdorfer? Und wer sind einige der größten Hundefreunde im Ort? Ein Erklärungsversuch in vier Abschnitten.
1. Die Statistik: Sulzdorf schlägt München und Bad Neustadt um Längen
Der Bayerische Rundfunk hat Anfang 2024 alle bayerischen Kommunen befragt für eine Statistik zur Hundehaltung. Das Ergebnis: In Sulzdorf an der Lederhecke waren zu Jahresbeginn 184 Hunde gemeldet. Umgerechnet auf die Einwohnerzahl heißt dies: Auf 1000 Einwohner kommen 167 Hunde.
Damit schlägt die Grabfeld-Gemeinde die Landeshauptstadt München um Längen. Dort kommen auf 1000 Einwohner gerade einmal 30 Hunde. Geschlagen wird Sulzdorf nur noch von Stammham im Landkreis Eichstätt. Dort sind 193 Hunde pro 1000 Bürgerinnen und Bürger angemeldet. Ansonsten aber: Eine Top-Leistung für die Grabfeld-Gemeinde am südöstlichen Ende des Landkreises.
Schaut man sich Rhön-Grabfeld in der Karte genauer an, hält das gesamte Grabfeld die Spitzenplätze im Landkreis. Bad Neustadt hat mit 42 Hunden pro 1000 Einwohnern ähnlich wenige Tiere gemeldet wie München, in der Summe sind es 659 Tiere.
Stark ist noch Herbstadt mit 122 Vierbeinern pro 1000 Einwohnern und realen 75 Tieren. Stockheim mit 112 Tieren (107 pro 1000 Einwohner) und Sondheim/Rhön sind noch nennenswerte Vertreter der Hundeliebhaberei im Landkreis. BR24 hat 1647 Antworten von 2056 Kommunen erhalten für seine Statistik.
Zahlen allein ergeben aber noch nicht das ganze Bild. Es sind die Menschen, die mit ihrer Tierliebe zum Sulzdorfer Erfolg beigetragen haben. Drei außergewöhnliche Vertreter hat diese Redaktion besucht:
2. Liegt's an den Kleinen? Andrea Dobruta und ihre American Schnauzer

Acht Hunde, auch wenn es nur kleine Schnauzer sind, können ohrenbetäubend bellen. Die acht Schnauzer von Andrea Dobruta sind hellauf, vor allem aber schrill begeistert beim Besuch des Reporters. Schwarz-weiß gemusterte Schnauzer hält die Hundefreundin in Sulzdorf an der Lederhecke.
Die acht Tiere entsprechen exakt der vom Landratsamt genehmigten Zahl. "Ehrenbürg-Schnauzer" ist der offizielle Name ihrer Tiere, die selbstverständlich im Zuchtregister hinterlegt sind. 2015 ist Andrea Dobruta in das Grabfeld gezogen, schon zuvor in der Nähe von Forchheim hatte sie eine Zucht betrieben. "Wir wollten unbedingt in ein Holzhaus ziehen, und das haben wir hier gefunden", sagt die Fränkin.

Ihre Schnauzer lieben das Leben im heimischen Garten, wo sie den Spieltrieb ausleben, sich mal rangeln oder einfach nur auf der Wiese dösen. "Sie sind unglaublich menschenbezogen. Wenn ich Büroarbeiten erledige, tummeln sich die Tiere um meinen Schreibtisch", erzählt die Frau. Seit sie ihre besondere Schnauzer-Rasse züchtet, hat sie 113 Welpen mit großgezogen. "Ich bin schon einmal durchs Alphabet", sagt Andrea Dobruta. Denn streng nach dem Alphabet werden die Tiere benannt, so schreibt es der American-Schnauzer-Verein vor, dem Dobruta vorsteht.

"Schnauzer sind lernwillig und händelbar, aber sie brauchen Erziehung", beschreibt die Züchterin ihre Rasse. Vier bis sechs Welpen gibt es pro Wurf, gerade einmal rund 160 Gramm wiegt ein Junges. "Ganz wichtig ist mir die Tiergesundheit. Und ich bin stolz, dass meine Tiere gendefektfrei sind", ergänzt sie. Über Tiergesundheit bildet sie sich immer wieder in Online-Kursen fort.
3 Liegt's an den Großen?: Joanna Sauerer und ihre Sternberger Dalmatiner

Unweit der berühmten Walhalla hat alles begonnen für Joanna Sauerer. In Donaustauf betrieb die gebürtige Münchnerin ihre erste Hundepension. Doch irgendwann passte das Haus nicht mehr zum Konzept. Bei Ebay-Kleinanzeigen stießen sie auf ein großzügiges Anwesen in Sternberg, zu Füßen des Schlosses. Das Corona-Jahr 2021 war der richtige Zeitpunkt, um im Grabfeld neu anzufangen.
Der Start in die Grabfelder Hundezucht war herausfordernd: "Irgendwann gab es einen siebenmonatigen Sohn Hendrik – und sieben Dalmatiner-Welpen", erinnert sich Joanna Sauerer an das anstrengende vergangene Jahr.
"Dalmatiner sind schon immer mein Ding gewesen, in meinem Kinderzimmer stand immer eine 101-Dalmatiner-Uhr", erzählt Joanna Sauerer, während nebenan die Dalmatiner Helena, Trudy, Marie, Tia und Pinky-Pinky in ihren Hundebetten kuscheln. "Dalmatiner sind eigentlich keine Anfängerhunde. Sie sind sehr sensibel und kennen sofort jede Lücke, durch die sie schlüpfen können", sagt Joanna Sauerer. Die richtige Erziehung sei also wichtig.

Joanna Sauerer hat Großes vor auf ihrem großen Anwesen mit Haupthaus und Nebengebäuden. "Es soll eine Hundepension geben für zehn ausschließlich weibliche Tiere", erzählt die Tierfreundin. Rüden würden die Haltung erschweren. Außerdem will sie Hundetraining anbieten. "Um 'Stöckchen' und 'Platz' geht es dabei nicht, sondern um das passende Verhalten der Tiere in verschiedenen Umständen", erklärt die Züchterin ihr Konzept.
Das zweite Standbein ist dann die Dalmatiner-Zucht. Für den Juni erwartet sie den nächsten Wurf. Einen klassischen Namen wie "X vom Sternberger Schloss" oder so ähnlich tragen ihre Tiere nicht. Stattdessen heißt es zum Beispiel im Zuchtbuch von Dalmatiner-Dame Pinky-Pinky wohlklingend "Palimpalis Aurora". "Palimpalis ist ein Kunstwort, das einfach besonders klingt", schmunzelt Züchterin Joanna Sauerer.
4. Liegt's an der Mischung? Die Familie Lurz und ihre Hundebedarf-Messen

Die Mischung macht's! Der Spruch passt bei Stefanie Lurz, ihrem Partner Tim Biermann und Sohnemann Janis auf jeden Fall. Denn zur Familie mit Wohnsitz in Obereßfeld gehört eine bunte Hundeschar: Border-Collie Laika, Labrador Amy und die taube Dalmatiner-Dame Fee. Bis vor kurzem gehörte gar noch Dalmatiner-Hündin Tinka dazu, doch die ist an einer schweren Herzerkrankung gestorben.
2020 ist die Familie aus den Haßbergen nach Obereßfeld gezogen. "Wir haben ein Häusle gesucht für unsere kleine Familie", sagt Stefanie Lurz. Bereut haben sie den Umzug ins Grabfeld nicht. "Es ist schön hier, und für die Hunde gibt es jede Menge Möglichkeiten zum Auslauf", sagt Stefanie Lurz. Ein Faible für Hunde hat das Paar schon immer. Und auch Sohnemann Janis beschäftigt sich leidenschaftlich mit seinen Familienmitgliedern auf vier Pfoten. "Er lernt aber auch, dass nicht alle Hunde auf der Welt brav und unproblematisch sind", betont Stefanie Lurz.
Viel Zeit wird verwendet auf die richtige Erziehung der Tiere, mit denen sie sogar gemeinsam in den Biergarten gehen könne. "Unser Leben dreht sich um die Tiere und um die Natur", betont Stefanie Lurz. Das kann auch Partner Tim Biermann bestätigen. "Ich habe einen Scooter, also eine Art Roller, bei dem mich Fee zieht", erklärt Biermann.
Das Besondere an der tierverliebten Familie: Stefanie Lurz und ihr Partner organisieren mit ihrer Firma "Dogsfunfair" Hunde-Messen. "Dogsfunfair" enthält die englischen Begriffe für Hunde, Spaß und Markt beziehungsweise Messe. Es geht um Ausstellungen, bei denen sich Hersteller für Hundebedarf vorstellen. Begonnen haben Lurz und Biermann mit regionalen Anbietern, mittlerweile kommen die Messe-Beschicker aus ganz Deutschland.
In Haßfurt haben sie ihre Version einer Hunde-Messe erfolgreich etabliert. Trotz Regenwetters kamen rund 400 Besucherinnen und Besucher. Es gab Hundebedarf vom Futter über selbstgemachte Leinen, Halsbänder, Hundekörbe bis hin zu Wärme-Anzügen.

Mittlerweile wird die Messe in Oberfranken unter dem Namen "Kronacher Hundezauber" ausgetragen, in Haßfurt habe man mit Auflagen zu kämpfen gehabt. "Wir könnten uns auch hier im Landkreis einen Ausstellungsort vorstellen, sind aber noch nicht fündig geworden", sagt Tim Biermann.
Eine bis zwei Messen organisieren die beiden im Jahr, sie werden im Nebenerwerb ausgerichtet. Stefanie Lurz und Tim Biermann haben ihre beiden Hauptberufe. Sohn Janis und die drei Familienmitglieder auf vier Pfoten nehmen genügend Zeit in Anspruch.
Man will ja das Leben genießen in der Gemeinde Sulzdorf, dem bayerischen Mekka der Hundefreunde.