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BAD KÖNIGSHOFEN: Sprachtraining: Pusten, damit es mit der Sprache klappt

BAD KÖNIGSHOFEN

Sprachtraining: Pusten, damit es mit der Sprache klappt

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    Pustespiele: Die Sprachfachkraft Sybille Leu trainiert hier mit Laura und Mona die Mundmotorik.
    Pustespiele: Die Sprachfachkraft Sybille Leu trainiert hier mit Laura und Mona die Mundmotorik. Foto: Foto: Regina Vossenkaul

    „Die Zunge verwelkt, wenn man sie nicht gebraucht“, sagt Pippi Langstrumpf in einem ihrer Bücher. Dass etwas Wahres an diesem Ausspruch ist, weiß Sybille Leu, die neue Sprachfachkraft im Kinderland Bad Königshofen.

    Die Sozialpädagogin wird durch das bis 2019 laufende Förderprogramm „Sprach Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“, des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend bezahlt und unterstützt als zusätzliche Kraft die Arbeit im Kindergarten.

    Mit dem neuen Programm fördert das Bundesfamilienministerium alltagsintegrierte sprachliche Bildung als festen Bestandteil in der Kindertagesbetreuung. Dies ist ein wichtiger Schritt hin zu mehr Chancengleichheit, denn Studien haben gezeigt, dass sprachliche Kompetenzen einen erheblichen Einfluss auf den weiteren Bildungsweg und den Einstieg ins Erwerbsleben haben. Dies gilt besonders für Kinder aus bildungsbenachteiligten Familien und Familien mit Migrationshintergrund.

    Nachdem Sybille Leu bisher in den fünf Kindergartengruppen mit insgesamt 113 Kindern tätig war, stand ab Mittwoch drei Tage lang stundenweise Elternarbeit mit einem Infostand und Förderbeispielen zum Ausprobieren auf dem Programm. „Rund einhundert Muskeln sind am Sprechvorgang beteiligt“, informierte Leu und zeigt den Eltern, wie sie die Mundmotorik ihrer Kinder im Alltag fördern können. Brot mit Rinde oder Rohkost kauen, pusten, Grimassen schneiden, mit dem Strohhalm saugen und natürlich viel mit den Kindern sprechen – alles wirkt sich positiv aus.

    Vorlesen und Fingerspiele

    Vorlesen und sich über die Inhalte unterhalten ist sehr wichtig, die Kinder erzählen lassen, was sie auf Bildern sehen, mit ihnen singen, Reime aufsagen und lustige Fingerspiele machen – es gibt vieles, was man ganz nebenbei in den Alltag einbauen kann.

    Sybille Leu ist nicht nur für Kinder mit Migrationshintergrund oder Flüchtlingskinder zuständig, sie fördert auch deutsche Kinder, die bei der Sprachentwicklung aufholen müssen. Wie Kindergartenleiterin Karin Schneider berichtet, sind momentan in den Gruppen 20 Kinder von Aussiedlern, die nur lückenhaft oder gar kein Deutsch sprechen, dazu kommen fünf Kinder, die einen nicht deutschen Elternteil haben, vier Kinder aus Afghanistan, drei aus Syrien und je eins aus dem Kosovo, aus Äthiopien, Ungarn und Polen.

    „Die Kinder lernen schnell voneinander, nach einem halben Jahr können sie sich meistens schon gut verständigen“, sagt Sybille Leu. Sie seien hilfsbereit, zeigen den Dazugekommenen, wie etwas geht und finden Wörter aus einer anderen Sprache interessant. So lernen sie, dass es andere Sprachen und Kulturen gibt.

    Für die Vorschulkinder gibt es zusätzliche Förderung durch Lehrkräfte aus der Grundschule, daran können auch deutsche Kinder teilnehmen, berichtet Karin Schneider. Die Mitarbeiter seien sehr motiviert, machen beispielsweise Memory-Spiele, um das Benennen von Gegenständen zu unterstützen. „Willkommenskultur wird bei uns praktiziert“, sagt die Leiterin, die gewöhnt ist, Kinder aus anderen Kulturkreisen zu betreuen. Früher waren es überwiegend Kinder von Aussiedlern, dann kamen Asylanten und Flüchtlinge dazu. Normalerweise gebe es keine Schwierigkeiten, weil Kinder unbefangen aufeinander zugehen. Wenn es mal zu Hänseleien kommt, reden Kinder das nach, was sie zuhause hören, momentan ist das nicht der Fall.

    Die Sprachfachkraft lobt das gute Miteinander im Kindergarten und freut sich, dass sie vom Team so gut angenommen wird. „Die Arbeit mit den Kindern macht mir sehr viel Spaß“, so Leu. Sie weiß, wie wichtig es ist, die Sprachentwicklung der Kinder zu fördern. Das lässt sich der Bund von 2016 bis 2019 jährlich bis zu 100 Millionen Euro in Deutschland kosten, davon können bis zu 4000 zusätzliche halbe Fachkraftstellen in den Kitas und in der Fachberatung geschaffen werden.

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