Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Rhön-Grabfeld
Icon Pfeil nach unten
Bad Königshofen
Icon Pfeil nach unten

Bad Königshofen: Sterben die kleinen Bäckereien in Unterfranken ganz aus?

Bad Königshofen

Sterben die kleinen Bäckereien in Unterfranken ganz aus?

    • |
    • |
    Kleine Bäckereien, wie hier in Waltershausen bei Ullrich Amthor, bieten hochwertige Brot- und Backwaren an.
    Kleine Bäckereien, wie hier in Waltershausen bei Ullrich Amthor, bieten hochwertige Brot- und Backwaren an. Foto: Josef Kleinhenz

    Kein rosiges Bild malt der  Obermeister der Bäckerinnung Bad Kissingen/Rhön-Grabfeld,  Ullrich Amthor in Waltershausen, von der Zukunft der Bäckereien in beiden Landkreisen.  Obwohl es das Bestreben ist,  kleine und mittlere Bäckereien auf dem Land  zu erhalten,  geht die Zahl der Betriebe in der Branche sprunghaft zurück.    

    In Rhön-Grabfeld haben seit 2006 nach seiner Statistik 25 Bäckereien aufgegeben.  Heute existieren hier nur noch zehn auf rund 80 000 Einwohner. Im Landkreis Bad Kissingen warfen im gleichen Zeitraum mit  21 Bäckereien fast genau soviel  das Handtuch. Dort seien nur noch 20 Betriebe in der Branche  auf rund 103 300 Einwohner vorhanden.  In beiden Landkreisen bestehen damit laut Amthor aktuell nur noch 30 Bäckereien. 

    Keine Betriebsnachfolger

    Der Obermeister  rechnet vor, dass in den nächsten fünf Jahren  in beiden Landkreisen wohl zehn weitere kleine Bäckereien aufgeben.  Ein Grund  sei, keine Betriebsnachfolger zu finden. Obwohl die kleinen Betriebe durchaus ihre Existenzberechtigung hätten und der berufliche Nachwuchs für den handwerklichen Beruf gefördert werde, sei diese Entwicklung kaum aufzuhalten.

    In der Frage der Qualität   bräuchten Kleinbetriebe aber ihr Licht nicht unter den Scheffel zu stellen. Denn zweifellos  würden sie „Hochwertiges“ produzieren.  Ein Problem, das Geschäft wirtschaftlich mit angemessenem Gewinn zu führen,  ist laut Amthor schlicht die zu geringe Absatzmenge. Nur einen örtlichen Kundenkreis zu erschließen, reiche nicht mehr  aus.  Das Gebot der Stunde heiße, Marketing und Werbung für  Erfolgsprodukte zu machen.  So sollte eine kleine Bäckerei „auf ihr hochwertiges Angebot“ über den Betriebsstandort hinaus  aufmerksam machen und  die  Erzeugnisse womöglich über Abnahmestellen auch  andernorts verkaufen.

    Neue Abnehmer erschließen

    Amthor selbst hat in  einer derartigen Initiative erreicht,  in einen E-Center nahe Bad Neustadt täglich dreimal  Brötchen und Heilwasserbrote  für das Selbstbedienungsregal zu  liefern.  Erfolg hatte der Bäckermeister auch in Bad Königshofen. Dort schloss er zwar 2017  seine einzige Filiale in der östlichen Kellereistraße,  doch  konnte er in der Stadt  eine Abnahmestelle hinzugewinnen.      

    Innungsobermeister Ullrich Amthor (Bild) macht sich Gedanken, wie man dem Trend sterbender Bäckereien entgegenwirkt.
    Innungsobermeister Ullrich Amthor (Bild) macht sich Gedanken, wie man dem Trend sterbender Bäckereien entgegenwirkt. Foto: Josef Kleinhenz

    Durch den Tod von  Hubert Mauer wurden auf dem Marktplatz dessen gleichnamige Bäckerei und das dazugehörige  Café  geschlossen. Das ging einher mit dem Verlust eines gesellschaftlichen Mittelpunkts mit etlichen Stammtischen.  Eine der  Verkäuferinnen Mauers machte sich mit ihrem Ehepartner, einem ehemaligen Gesellen  Amthors, darauf hin selbstständig und eröffnete in der ehemaligen Bäckerei Manfred Falkenstein in der Hindenburgstraße ein Café mit Verkauf von Backwaren.  Die neuen Geschäftsinhaber, das Ehepaar Miri und Elvir Redjepov,  wurden zu stolzen Abnehmern der  Waltershäuser Backware.

    Zuschüsse abrufen

    Die Bäckerei Amthor beliefert  noch  eine ganze Reihe anderer Adressen in Bad Königshofen und der Region.  Dadurch sei  der Standort Waltershausen wirtschaftlich  zu führen, auch wenn die Corona-Krise einige Verluste mit sich gebracht habe.         

    Am eigenen Beispiel erläuterte der Innungsobermeister auch, dass bei  Investitionen Zuschüsse  über den Freistaat abgerufen werden können. Nötig sei hierzu ein Antrag beim Amt für Ländliche Entwicklung bei der Regierung von Unterfranken.  Amthor selbst kaufte sich nach eigenem Bekunden eine vollautomatische Brötchenteig-Teil- und Wirkmaschine, um immerhin  45 Prozent der Kosten zu sparen.

    Konsequenz des Bäckerei-Sterbens  ist  Amthor zufolge, in Zukunft wohl „eine schlechtere Versorgung“  mit Backwaren. Deren „Vielfalt und hohe Qualität“ würde bei zunehmendem Verlust von Kleinbäckereien auf jeden Fall  geringer, befürchtet er. „Man findet dann  keine Genießer- und Premium-Produkte mehr mit individuellen Rezepturen wie  in Waltershausen den Hutzelplootz oder  eine andere spezielle Backware“, betont der Obermeister. „Je kleiner  der Wettbewerb, desto leichter wird es  sein, dass die Großen den Preis bestimmen und auch durchsetzen“, vermutet Amthor.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden