Notwendig sind sie, aber eine Zierde stellen sie nicht dar, die grauen Stromkästen, die in unseren Städten und Gemeinden und besonders auch in den reinen Wohnsiedlungen immer wieder am Straßenrand auffallen.
Künstlerisch empfängliche Leute sind darum schon früher auf den Gedanken gekommen, diese tristen Dinger fröhlich zu bemalen, besser: von Kindern bemalen zu lassen.
Das haben die Mitglieder des Oberstreuer „Theaters in der Alten Schule“ schon im vergangenen Jahr im Rahmen des Ferienprogramms so gemacht, und weil es erfolgreich war, wiederholten sie es auch in den diesjährigen Sommerferien. Die Kosten für das Unternehmen trug der Theaterverein gern. Am vergangenen Mittwochnachmittag trafen sich zwölf Mädchen und vier Buben im Alter zwischen acht und 13 Jahren zunächst im Theater in der alten Schule.
Dort hatten die fünf Betreuerinnen Marianne Herbert, Annette Helmrich, Marion Gottwald sowie Steffi und Paulina Ledermann schon alle Vorbereitungen getroffen: Farbtöpfe standen bereit, dazu verschiedene Malpinsel samt Wasser zum Pinselauswaschen, Papier, Schablonen, Malvorlagen und auch Getränke in Tragkisten, eben alles, was vor Ort in Oberstreus Neubausiedlung im Westen des Dorfs gebraucht wurde. „Warum ich da mitmache?“, fragte die dreizehnjährige Alicia Stiefel. „Ganz einfach, weil's Spaß macht!“. Und Giulia Lörzel (12) fügte hinzu: „So etwas kann man ja nicht jeden Tag machen“. Ein beeindruckendes Motiv hatte der 15 Jahre alte Tom Anschütz aus Oberstreu: „Weil ich mich in die Jugend unseres Dorfs einbringen will!“ Damit zeigte er sich auf besondere Weise motiviert.
Die Kinder suchten sich ihre Betreuerin aus nach dem Motiv, das diese für ihren Stromkasten vorbereitet hatte: bunte Luftballons, ein Nachthimmel mit einer Sternenfängerin, ein Baum mit kunterbunten Blättern, Geckos an einer Steinwand und großstädtische Hochhäuser waren das.
Das Überlandwerk Rhön hatte freundlicherweise die zu bemalenden Kästen schon im Voraus mit einer einheitlichen Grundfarbe versehen, weiß-grau oder auch hellblau und dunkelblau, und so konnten die Kinder ihre Bilder gleich aufmalen. Mit Hingabe knieten sie vor den Kästen, zeichnete erst in Umrissen vor, legten Schablonen an, die sie zumeist selbst ausgeschnitten hatten, pinselten mit den leuchtenden Acrylfarben, kleckerten sich dabei die Finger voll und wohl auch mal die Hose und freuten sich, wie sich Stück für Stück die monotone Fläche des schrankartigen Stromverteilers in ein buntes Bild verwandelte.
Um halb fünf waren die Kunstwerke fertig, bei einem gemeinsamen Rundgang von Station zu Station besahen die Kinder, was die jeweils anderen angefertigt hatten. Dann ging es noch einmal in den Theaterraum zurück. Dort gab es für jedes Kind eine Brezel.