Auf der Baustelle zwischen dem Hainhof und Frickenhausen sind gewaltige Erdbewegungen im Gange. Der Ausbau des 1,5 Kilometer langen Teilabschnitts der Staatsstraße 2292 läuft seit knapp vier Monaten. Kommt der Ausbau wie geplant voran?
Bis 20. Dezember soll die Strecke vom Ausbauende nach der Abzweigung nach Ostheim bis zur Gemeindeverbindungsstraße nach Frickenhausen, dem sogenannten Ostheimer Weg, fertiggestellt sein. Dietmar Kippes, Bauleiter für Rhön-Grabfeld am Staatlichen Bauamt, zeigt sich im Gespräch mit dieser Redaktion zurückhaltend, ob der Zeitplan eingehalten werden kann. Denn er hängt an einem Faktor, den weder Arbeiter noch Planer beeinflussen können: dem Wetter.
Bodenverhältnisse bei Unterwaldbehrungen haben die Arbeiten erschwert
Dass der anvisierte Zeitplan für die Baustelle überhaupt noch im Rahmen des Möglichen bleibt, ist laut Kippes dem guten September-Wetter zu verdanken. Denn die Bauarbeiten waren aufgrund von natur- und artenschutzrechtlichen Vorgaben erst mit dreiwöchiger Verspätung am 17. Juli gestartet, dann machte der verregnete August den Plänen einen Strich durch die Rechnung.

"Erdbewegungen waren im August sehr problematisch, da wir an der Abzweigung nach Unterwaldbehrungen auf Lehmboden gestoßen sind. Weil das Regenwasser hier nicht versickert, mussten die Arbeiten tagelang ruhen", so Kippes. In der Senke nach dem Hainhof hingegen besteht der Boden aus Fels und Stein, was die Bodenarbeiten für die Mitarbeiter der Baufirma Stolz aus Hammelburg auch nicht einfacher machte.
Regentage sorgen für Pausen auf der Baustelle
Ob der Straßenbau bis Ende des Jahres geschafft wird, habe im Sommer schon stark auf der Kippe gestanden. "Doch der September hat uns für alles entschädigt, und wir konnten die Zeit wieder aufholen", sagt Kippes. Die derzeitige Wetterlage hat den Zeitplan nun aber wieder völlig durcheinandergebracht. "Der Oktober war zwar mild, aber der viele Regen hat erneut für Pausen auf der Baustelle gesorgt." Dementsprechend sei es fraglich, ob die Strecke heuer noch freigegeben werden kann, warnt er vor.

"Was wir jetzt bräuchten, wäre eine trockene Witterung über mehrere Wochen", so Dietmar Kippes. Wenn das Regenwetter anhält, hat der Bauleiter aber einen Plan B. "Eventuell werden wir dann heuer nur noch die Frost- und die Asphalttragschicht aufbringen können. Das würde aber zumindest bedeuten, dass die Verkehrsteilnehmer auf der Strecke fahren könnten." Die Deckschicht würde dann erst im kommenden Frühjahr aufgetragen werden.
Dämme gleichen Höhenunterschiede aus
Für Autofahrer wären das dennoch ersehnte Nachrichten. Denn das bedeutet, dass die Umleitung entfällt, auch wenn für diese Zeit eine Geschwindigkeitsbeschränkung auf der Strecke gelten würde. Im schlimmsten Fall müsste die Umleitung bis zum kommenden Frühjahr aufrecht erhalten werden. "Wir versuchen jedenfalls alles, um die Strecke in der Woche vor Heiligabend freizubekommen", versichert Kippes.

Der Verlauf der neuen Straße zeichnet sich derweil schon deutlich ab, und auch den Wirtschaftsweg, der neben der neuen Straße entlangführen wird, könne man bereits erahnen. Laut Dietmar Kippes bleibt der Streckenverlauf trotz der großen Erdbewegungen weitgehend gleich. Allerdings werden hohe Dämme aufgeschüttet, um Höhenunterschiede auszugleichen.
Kurven werden entschärft
Änderungen wird es im Bereich der beiden größeren Kurven auf der Strecke geben. Im ersten Bauabschnitt wird zur besseren Übersicht die Kurve auf der Anhöhe vor dem Ostheimer Weg abgeflacht, im zweiten Abschnitt im kommenden Jahr wird die 90-Grad-Kurve kurz vor Frickenhausen entschärft.
Die Abzweigung nach Unterwaldbehrungen wird im Zuge der Arbeiten vom Landkreis Rhön-Grabfeld ebenfalls übersichtlicher gestaltet. Die Einmündung wird mit einer Insel versehen und der Verlauf der Straße etwas geändert, damit die beiden Straßen in einem 90-Grad-Winkel Grad aufeinander treffen.
Steiniger Erdaushub wird zwischengelagert
Was den steinigen Aushub betrifft, greift das Bauamt auf eine bewährte Lösung zurück. Das Material kann beim weiteren Wegebau im Feuchtgebiet Richtung Frickenhausen im nächsten Frühjahr wieder verwendet werden. Bis dahin wird der Aushub wie schon bei vorangegangenen Bauarbeiten auf dem Lagerplatz bei Stockheim zwischengelagert. "Das spart Kosten, denn der Aushub hätte jetzt teuer auf der Deponie entsorgt und beim weiteren Straßenbau wieder eingekauft werden müssen", so Kippes.

Den Winter über herrscht Ruhe auf der Baustelle. Wenn ab März 2024 dann der zweite Ausbauabschnitt der Staatsstraße 2292 bis zum Ortseingang Frickenhausen angepackt wird, müssen Autofahrer nochmals eine monatelange Sperrung in Kauf nehmen. Im Gegenzug werden sie nach Abschluss der Bauarbeiten mit einer durchgehend breiten Straße belohnt. In den vergangenen sieben Jahren hat sich die einstige Schlaglochpiste peu à peu in eine komfortabel zu fahrende Trasse verwandelt.
Seit 2016 wird die Straße Stück für Stück erneuert
Ab August 2016 hatte das Staatliche Bauamt zunächst den Teilabschnitt von Mellrichstadt bis zum Hainhof und in der Folge die Abzweigung nach Ostheim, den Ausbau der Ortsdurchfahrt Frickenhausen und den Abschnitt von Frickenhausen bis kurz vor die Geckenauer Kreuzung angepackt. Mehr als 7,5 Millionen Euro wurden in diese Ausbaustufen der Staatsstraße 2292 investiert.

Knapp fünf Millionen Euro kostet laut Bauamt nun noch der erste Teilabschnitt nach Frickenhausen, der zweite Teilabschnitt wird mit rund vier Millionen Euro beziffert.
Das letzte Stück Richtung Geckenau fehlt noch
Was dann noch fehlt, sind die letzten 100 Meter der Staatsstraße 2292 nach Frickenhausen zum Anschluss an die Staatsstraße 2286 bei Geckenau. Hier soll nach den Plänen des Staatlichen Bauamts ein Kreisel angelegt werden, um die unfallträchtige Kreuzung zu entschärfen.
Allerdings ist die Grundstücksfrage für diesen Bereich noch nicht geklärt. Das Planfeststellungsverfahren läuft noch, an dessen Ende möglicherweise ein Enteignungsverfahren stehen könnte. Für 2024 sind auf diesem Abschnitt jedenfalls keine Arbeiten geplant, sagt Dietmar Kippes. Das letzte kleine Stück des Straßenausbaus könnte sich also noch eine Weile hinziehen.