„Wer hohe Türme bauen will, muss lange beim Fundament verweilen.“ Dieses Zitat, das Baudirektor Michael Kuhn vom Amt für Ländliche Entwicklung (ALE) in seinem Wortschatz pflegt, ist Ausgangspunkt für eine Standortbeschreibung mit dem Ausblick auf künftige Aufgaben und Herausforderungen, wie sie sich beispielsweise der Streutalallianz stellen. Es gilt, kreativ zu sein, sich aber nicht in der Phantasie zu verlieren. Und wer Visionen im Sinn hat, der muss auch immer das Machbare im Blick haben.
Damit ist eigentlich die ganze Bandbreite der Themen erfasst, die das Zweitagesseminar „Zwischenevaluierung zur ILE Streutalallianz“ an der Schule der Dorf- und Flurentwicklung in Klosterlangheim beinhaltete. Nämlich ausgehend vom Rückblick auf das Integrierte Ländliche Entwicklungs-Konzept (ILEK), das sich zweifellos als Erfolgsmodell erweist, eine ehrliche Bestandsaufnahme der Arbeit einer Integrierten Ländlichen Entwicklung (ILE) und das weitere ILEK der Streutalallianz folgen zu lassen. Und, daran anknüpfend, bei noch offenen Projekten im ILEK sowie neuen Themenfeldern das Leitmotiv der Allianz „Zukunft gemeinsam gestalten“ umzusetzen.
Bürgermeister arbeiten zusammen, nicht nebenher
Und sie hat sich doch gelohnt, die lange und zeitintensive Phase, um den ILE-Projekt- und Maßnahmenkatalog zu erarbeiten. Schließlich ist in drei langen Jahren ein Werk entstanden, das 300 Seiten für ein lebenswertes Streutal beinhaltet. Ein Werk mit Strahlkraft heute wie morgen, das Antworten auf aktuelle Problemfelder parat hat und Schlüsselthemen der Zukunft keineswegs ausklammert. So ist ILEK für die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister der Gründungs-Allianz die Bestätigung, dass das Fundament fest und sicher gebaut ist. Davon sind auch die „Neuen“ in der Lenkungsgruppe überzeugt. Nicht zuletzt haben sie in diesem Gremium bereits nach kurzer Zeit ein Zusammengehörigkeitsgefühl nach dem Motto „Miteinander statt nebenher“ entwickelt.

Noch dazu harmoniert die Allianzspitze. Vorsitzender Martin Link und Managerin Gertraud Kokula sind mit großem Elan bei der Sache, leicht abzulesen an der Vielzahl der Starterprojekte in den sechs Handlungsfeldern "Daseinsvorsorge; Wirtschaft und Arbeit; Wohnen, Innenentwicklung und Ortsbild; Kultur und Identität; Tourismus und Naherholung sowie Land- und Forstwirtschaft, Klima", die bereits umgesetzt sind beziehungsweise noch beackert werden. Was also fehlt an Projekten und Maßnahmen, die in den kommenden Jahren zu lösen sind? Ideen und neues Denken bei drei Themenfeldern, die da sind „Zukunftsdialog medizinische Versorgung, ergänzendes ÖPNV sowie Innenentwicklungs-Strategie“.
Innenentwicklung steht ganz oben auf der Agenda
Unter dem Motto „Für vitale Dörfer und Gemeinden – Leerstandserhebung und dann …“ hatte Tobias Alt vom ALE Oberfranken sein Referat überschrieben, ist doch die Innenentwicklung in den Kommunen ein aktuelles Thema. Wunschdenken ist hier fehl am Platz, als Erfolgsfaktoren hat er dabei die Erhebung von Innenentwicklungs-Potenzialen, Leerstands-Monitoring, Vermarktung sowie eine gezielte Öffentlichkeitsarbeit aufgelistet. Gute Beispiele aus der Praxis, die Alt präsentierte, sind kein Widerspruch zur Aussage von Michael Kuhn: „Innenentwicklung ist das dickste Brett, das man bohren kann“.
Photovoltaik-Freiflächenanlagen – ein Brennpunkt, der die Menschen dieser Tage bewegt. Wie schon in der Allianzsitzung im Mai, war sich die Bürgermeister-Runde beim Seminar in Klosterlangheim einig, einheitliche „Leitplanken“, sprich Rahmenbedingungen, für die Allianz-Kommunen aufzustellen. Dabei ist es hilfreich, kommunale Ausbauziele, beispielsweise eine Begrenzung der Anlagenflächen, zu formulieren und nach außen sowie untereinander zu kommunizieren. Freilich eine eher „weiche“ Übereinkunft, die jeder Kommune im Streutal den Raum lässt, für sich den geeigneten Weg zu finden. Mit der Sicherheit im Rücken, dass die Gemeinde die volle Planungshoheit hat.
Bleibt am Ende die Feststellung: Was hat das Seminar gebracht? Die Zuversicht, dass der Weg, die Zukunft im Streutal gemeinsam zu gestalten, der richtige ist. Ihn weiter zu gehen, dazu ermunterten die Seminarleiter, Architekt Markus Schäfer und Matthias Bickert vom ALE Unterfranken, die Teilnehmer aus voller Überzeugung. Haben sie dabei doch ein Nachschlagebuch an der Hand: den ILEK-Katalog – ein Meisterwerk für die Allianz.