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Wollbach: Tante Enso in Wollbach hat rund um die Uhr geöffnet: So läuft es im besonderen Supermarkt seit der Eröffnung

Wollbach

Tante Enso in Wollbach hat rund um die Uhr geöffnet: So läuft es im besonderen Supermarkt seit der Eröffnung

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    Regionalleiterin Regina Kesselring (links) freut sich mit Mitarbeiterinnen des Wollbacher "Tante-Enso"-Teams (von rechts), Conny Jakobi, Filialleiterin Sandra Müller und Babsi Sosna über die gute Zwischenbilanz des Ladens.
    Regionalleiterin Regina Kesselring (links) freut sich mit Mitarbeiterinnen des Wollbacher "Tante-Enso"-Teams (von rechts), Conny Jakobi, Filialleiterin Sandra Müller und Babsi Sosna über die gute Zwischenbilanz des Ladens. Foto: Klaus-Dieter Hahn

    Seit nun anderthalb Jahren kauft man die Sachen des täglichen Bedarfs in Wollbach nicht mehr beim "Vöth", sondern bei der "Tante Enso" ein. Der Laden ist an sieben Tagen in der Woche rund um die Uhr geöffnet. So was gab es bisher noch nicht im Landkreis Rhön-Grabfeld.

    Wie fällt die Bilanz seit der Eröffnung Anfang 2022 aus? Ist die anfängliche Euphorie einer Ernüchterung gewichen? Was ist gut, was soll besser werden? Wie kommt "Tante Enso" bei den Wollbachern an? Hat diese Form des Einkaufens auf dem Land Zukunft? Fragen, die die bisherige Geschäftsführerin und frischgebackene Regionalleiterin Regina Kesselring und ihre Nachfolgerin in Wollbach, Sandra Müller, beantworten.

    Frage: Wie geht es "Tante Enso" in Wollbach aktuell? Wie fällt das Zwischenfazit aus?

    Regina Kesselring: Der Laden ist durchwegs positiv aufgenommen worden. Die Kunden haben sich rasch an das neue System, also Einkauf auch ohne Verkaufspersonal möglich, gewöhnt. Alle Generationen kaufen hier ein. Die Kunden kaufen von der vergessenen Sahne bis zum gesamten Wochenbedarf alles hier ein.

    Wie fällt die Resonanz in der Bevölkerung aus?

    Kesselring: Das Einkaufsmodell wird als sehr gut empfunden. Man benötigt kein Auto, um einzukaufen, was gerade für Kinder, Jugendliche und Senioren angenehm ist. Hier treffen sich die Dorfbewohner. Viele setzen sich nach dem Einkauf noch einmal auf dem neuen Dorfplatz zu einem Plausch auf eine Bank. Die Vereine kaufen für ihre Veranstaltungen ein. Jedermann, der eine "Tante-Enso-Karte" besitzt, kann für seine private Feier auch auf Kommission einkaufen.

    Wie wird das Angebot, rund um die Uhr einkaufen zu können, genutzt? Wie kommen die Senioren damit zurecht? Gibt es Ärger, wenn nachts eingekauft wird?

    Regina Kesselring und Sandra Müller: Jetzt in den Sommermonaten wird oft am Abend für spontane Grillpartys eingekauft. Und viele junge Leute füllen ihre Vorräte noch gerne in der Nacht auf. Wir haben mit den Nachbarn ein Super-Verhältnis, sodass die dabei entstehende Geräuschkulisse toleriert wird.

    Bereits mehr als 50 Prozent der Kunden kauft über die "Self-Checkout-Kasse" ein. Die Menschen, die noch bar an der personal besetzten Kasse bezahlen, werden weniger. Selbst die älteren Dorfbewohner kommen mega gut mit der Karte zurecht. Überraschend viele Kunden über 70 sind nach kurzer Anleitung mit der neuen Technik klargekommen. Die Angst vor dem neuen System haben wir anfangs durch intensive Begleitung beim Einkauf genommen. Und wir beobachten oft, dass unsicheren Kunden immer wieder von anderen geholfen wird. Richtiges Dorfleben eben.

    In Zeiten, in denen kein Verkaufspersonal anwesend ist: Können Kinder und Jugendliche beispielsweise unkontrolliert alkoholische Getränke einkaufen? Und wie sieht es mit Warendiebstählen aus?

    Kesselring: Die "Tante-Enso-Karte", mit der man die Türe öffnen und auch bezahlen kann, gibt es erst ab 18 Jahren. Ja, Ladendiebstähle sind auch schon vorgekommen, konnten jedoch dank der Kameraüberwachung rasch aufgeklärt werden.

    Was sagt das Personal zum Geschäftsmodell?

    Müller: Aktuell sind wir sechs Mitarbeiterinnen, wobei Personalwechsel sehr selten sind. Wir kommen aus Wollbach und der näheren Umgebung und fühlen uns sehr wohl. Der Teamgeist ist sehr gut. Dank der vergleichsweise kürzeren Schichten lässt sich die Arbeit super mit dem Familienleben vereinbaren.

    Kaufen auch Nicht-Wollbacher hier ein?

    Kesselring und Müller: Ja, wir haben Kunden aus Ortschaften bis nach Mellrichstadt und Ostheim.

    Wie zufrieden sind die Kunden mit dem Warensortiment?

    Kesselring: Der Grad der Zufriedenheit ist groß. Wenn wir etwas gerade nicht im Sortiment haben, kann es der Kunde auf die "Wünsch-dir-was-Tafel" im Laden schreiben, was gerne gemacht wird. Und wir sind sehr bemüht, die Wünsche zu erfüllen. Etwa 90 Prozent der Wünsche sind erfüllbar.

    Der "Tante-Enso-Laden" in Wollbach hat sich etabliert und wird nicht nur von der örtlichen Bevölkerung gut angenommen.
    Der "Tante-Enso-Laden" in Wollbach hat sich etabliert und wird nicht nur von der örtlichen Bevölkerung gut angenommen. Foto: Klaus-Dieter Hahn

    Was sind die absoluten Renner?

    Kesselring: Natürlich vor allem am Wochenende Backwaren, wobei auch Vorbestellungen möglich sind. Dann Getränke, vor allem Energy-Drinks, Tiefkühlpizzen und die Klassiker wie Sahne, Butter, Hefe oder Mehl, die man gerne mal vergisst einzukaufen.

    Was passiert mit nicht verkauften Backwaren oder Obst?

    Kesselring: Wir haben zwei Bio-Tonnen, die aber kaum genutzt werden. Es wird so wenig, wie möglich, entsorgt. Unsere "Too-good-to-go"-Tüten, die mit den entsprechenden Lebensmitteln gefüllt sind, werden sehr gerne gekauft. Dazu gibt es beispielsweise auch "Foodsharing".

    Wo besteht Verbesserungsbedarf, wo wird Kritik laut?

    Kesselring: Die Kunden kritisieren kaum und zeigen Verständnis dafür, dass am Nachmittag auch einmal keine Brötchen mehr da sind. Außerdem bieten wir auch Alternativen, wie zum Beispiel Brot zum Aufbacken an.

    Was hat sich seit der Eröffnung noch getan?

    Kesselring und Müller: Wir bieten immer wieder Aktionen an, wie eine Nikolaus-Überraschung im Advent, ein Oster-Malwettbewerb oder machen bei Veranstaltungen im Dorf mit (Adventsmarkt, Adventsfenster oder mit einem eigenen Team beim örtlichen Frauenlauf).

    Wie werden die sogenannten "Food-Pioniere" angenommen?

    Kesselring und Müller: Das sind Produkte von kleinen Manufakturen – Start-Ups –, die oft nachhaltig arbeiten, aber wegen der höheren Herstellungskosten auch ein wenig teurer sind. Sie werden gesondert beworben und können auch vom Kunden bewertet werden. Besonders die Chips werden gerne gekauft.

    In einem anderen "Tante-Enso-Laden" gab es vor einiger Zeit aufgrund eines finanziellen Engpasses von "myenso" leere Regale. Ist das auch hier in Wollbach vorgekommen?

    Kesselring: Auch in Wollbach war das damals der Fall gewesen. Die Kundschaft wurde informiert und hat Verständnis für die finanzielle Durststrecke gehabt. Doch die wurde wieder überwunden. Inzwischen läuft alles wieder, wie gewohnt.

    Und was wünschen Sie sich für die Zukunft?

    Kesselring und Müller: Wir wünschen uns, dass wir weiterhin alle Kunden glücklich machen, dass sie sich bei ihrem Einkauf hier wohl, entspannt und zufrieden fühlen. Wir werden den Kunden weiterhin Zeit beim Einkaufen geben, ältere Menschen bei Bedarf beraten und uns über den einen oder anderen angenehmen Plausch freuen. Dass man die Leute hier persönlich kennt, ist Motivation genug, so weiterzumachen.

    Tante Enso in WollbachAm 27. Januar 2022 wurde in Wollbach der erste "Tante-Enso-Laden" Bayerns eröffnet. Auch Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger stattete dem Laden einen Besuch ab. Auf Nachfrage bei "Tante Enso" erklärte das Unternehmen, dass derzeit 308 Teilhaber 382 Anteile (je 100 Euro pro Anteil) gezeichnet haben. Insgesamt befinden sich 2300 "Tante-Enso-Karten" im Umlauf.Quelle: pa

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