Dicke Nadeln, die einen dicken Faden durch das Leder bohren für die Zwiegenähten, der Geruch von Leder, das Rattern alter Maschinen. Wer je einen Blick in die handwerkliche Schuhproduktion bei der Firma Trabert-Schuhe in Stockheim werfen konnte, der hatte schnell ein Gefühl dafür, was Handwerk bedeutet.
Nun schließt das traditionsreiche Unternehmen zum 30. Juni seine Produktion sowie den angegliederten Werksverkauf in Stockheim. Damit gehen fast 400 Jahre Schuhmachertradition im Streutal zu Ende.
Die Familientradition der Schuhmacherfamilie Trabert geht bis ins 17. Jahrhundert zurück. Die jetzige Firma Trabert wurde 1900 in Ostheim gegründet, 2002 zog die Firma um in das Fabrikgelände am Ortsrand von Stockheim. Den Schwerpunkt der Produktion bildeten hochwertige Filz- und Lederstiefel für Jäger und Förster, Wanderschuhe oder zwiegenähte Halbschuhe wie Haferlschuhe.
Auch der Edel-Versender „Manufactum“ zum Beispiel hat Trabert-Schuhe in seinem Sortiment. Das wird wohl auch so bleiben, wie Birgit Kempf erklärt, deren Urgroßvater seinerzeit das Ostheimer Unternehmen gründete. „Über die entsprechenden Online-Versender sind Trabert-Schuhe weiter erhältlich“, so die Unternehmerin. Voraussichtlich ab Herbst soll auch die Produktion wieder anlaufen – dann aber an anderer Stelle.
Name bleibt erhalten
Der Markenname Trabert soll auf jeden Fall erhalten bleiben, so Kempf, die Produktion werde nur von Rhön-Grabfeld an einen anderen Ort in Franken verlegt.
Begründet wird der Wechsel in der Hauptsache mit einem Fachkräftemangel. Vergeblich habe man nach Wegen gesucht, die Firma in die nächste Generation zu überführen, zum Beispiel mittels einer Firmenübergabe. Die Produktionsverlagerung beziehungsweise Fusion biete nun die verbesserte Möglichkeit, auf Fachkräfte zurückzugreifen, so Kempf weiter.
Bis zu 60 Angestellte waren noch zu Ostheimer Zeiten in dem Unternehmen beschäftigt. Von der Standortschließung in Stockheim, die ausgerechnet im 115. Jahr des Firmenbestehens erfolgt, sind zehn Arbeitsplätze betroffen.
Ein Ende der unternehmerischen Tätigkeit von Birgit Kempf bedeutet das freilich nicht. Sie kündigt schon für die nahe Zukunft ein Projekt wiederum in Ostheim an, das mit Schuhen in Verbindung steht.