Das Salzhaus war ihm eine Herzensangelegenheit: Rudolf Mauder, der sich selbst als "Mellrichstädter mit Leib und Seele" bezeichnete, hat das Heimatmuseum im Brügel aufgebaut und darin Geschichte lebendig gemacht. Die Stadt hat seine Verdienste mit der Ernennung zum Ehrenbürger gewürdigt. Viele Mellrichstädter werden sich auch gern an den Lehrer Rudolf Mauder erinnern. Unzähligen Schülergenerationen hat der beliebte Pädagoge Lesen, Schreiben und Rechnen beigebracht. Entsprechend groß ist die Trauer in der Stadt: Am Sonntag, 9. März, ist Rudolf Mauder im Alter von 83 Jahren gestorben.
Die Familie war Rudolf Mauders größter Schatz: Seine Frau Heidrun, die nicht nur seine große Stütze, sondern auch gute Ratgeberin und fürsorgliche Lebenspartnerin war, die drei Kinder und vier Enkel standen stets an erster Stelle. Doch auch seine vielen Zöglinge in der Grundschule lagen ihm am Herzen: In 38 Jahren Schuldienst hat sich der engagierte Lehrer auch noch um fast tausend acht- bis zehnjährige Kinder gekümmert. Das gute Miteinander mit den Schülern in all den Jahren führte er darauf zurück, dass er nie eine selbstherrliche Autoritätsperson sein wollte. Im Gegenteil: Rudolf Mauder war stets um das Wohl seiner Schützlinge bemüht – im schulischen wie auch im menschlichen Sinn.
Rudolf Mauder unterrichtete fast 40 Jahre lang Grundschüler
1968 hatte er an der Verbandsschule Hollstadt seine erste Klasse mit Abc-Schützen übernommen. Von 1975 bis 2006 unterrichtete er dann in Mellrichstadt vorwiegend Dritt- und Viertklässler an der Grundschule. Gern erinnerte er sich an diese Zeit zurück, an die familiäre Atmosphäre im Kollegium und den engen Kontakt zu den Schulkindern.

Seine berufliche Passion übertrug er auf seine Freizeit: Selbst im Ruhestand schlüpfte er noch gern in seine Paraderolle und mimte im Freilandmuseum in Fladungen und natürlich im Heimatmuseum Salzhaus den gestrengen Dorfschulmeister, der er selbst im wahren Leben nie war.
Das Heimatmuseum Salzhaus wurde zur Lebensaufgabe
Mauders handwerkliches Geschick, sein unerschöpflicher Wissensdurst und sein Bestreben, die Erinnerung an alte Bräuche und das dörfliche Leben im 19. und 20. Jahrhundert zu erhalten, führten ihn zu seiner zweiten Leidenschaft, die ihn zeitlebens nicht mehr losließ: Mit 40 Jahren übernahm der Mellrichstädter die Leitung des Heimatmuseums Salzhaus, die ihm der damalige Bürgermeister Oskar Herbig angetragen hatte. Er fand darin seine Lebensaufgabe.
Im Laufe der Jahre eignete sich Rudolf Mauder einen immens großen Wissensschatz rund um alte Handwerkskunst und Brauchtum an, das er auf unnachahmliche Weise an die Besucher vermitteln konnte. Für Gäste aller Altersgruppen gestaltete er den Besuch im Heimatmuseum zum Erlebnis, etwa wenn er im Dachgeschoss eigenhändig demonstrierte, wie anno dazumal aus Flachs feinstes Leinen entstand.

Mauder machte aus dem Salzhaus einen Ort der dörflichen Geschichte, ordnete und katalogisierte eine immer weiter wachsende Zahl an Exponaten und fasste sie zu Themenbereichen zusammen. Doch nicht nur das. Mit handwerklichem Geschick bereitete er die Ausstellungsstücke auf, reparierte und restaurierte alte Geräte und erkundete deren Funktion und Gebrauch. Und ließ im Anschluss bei seinen beliebten Vorführungen das alte bäuerliche Leben in der Region wieder lebendig werden. So lernte Mauder unter anderem, Flachs anzubauen und zeigte schließlich alle Arbeitsschritte von der Aussaat des Flachssamens bis hin zum Endprodukt, einem Leinenhemd aus Urgroßmutters Kleiderschrank.
Die Besucher erlebten eine Zeitreise in die Vergangenheit
Senioren erlebten bei seinen Vorführungen eine Reise in die Vergangenheit. Kinder blickten oft ungläubig auf Spinnrad und Haspel, Gänsekiel und Tintenfass. In den 40 Jahren seiner Tätigkeit als Museumsleiter hatten Rudolf Mauder und seine Helfer 127.000 Menschen im Salzhaus begrüßt und 1877 Schulklassen eine Reise in die Vergangenheit geboten.

Beliebt waren auch Mauders Lesungen im Sommer am Galgenturm. Alte Sagen und Geschichten rund um Mellrichstadt faszinierten die Zuhörerschar jedes Mal aufs Neue.
Ehrenbürger der Stadt und Preisträger des Bezirks
Für seinen beispiellosen Einsatz für den Erhalt der Geschichte wurde Rudolf Mauder 2014 zum Ehrenbürger der Stadt ernannt. Altbürgermeister Eberhard Streit würdigte in seiner Laudatio seinen Idealismus und seine Leidenschaft beim Aufbau des Museums und bescheinigte Mauders Arbeit "einen unschätzbaren Wert". 2021 kam eine weitere Auszeichnung dazu: Für seine Verdienste wurde ihm am 19. September auf Schloss Aschach der Kulturehrenbrief des Bezirks Unterfranken verliehen.

Privat gingen Rudolf und Heidrun Mauder gern mit ihrem Wohnwagen auf große Fahrt und lernten die Welt kennen. Bevorzugte Ziele waren Norwegen, Frankreich und Italien, zuletzt steuerten die Mauders nähere Ziele in Deutschland an. Ihre Leidenschaft galt auch ihrem Garten, an dem sich Rudolf Mauder bis zuletzt erfreut hat.
Sein Lebenswerk, das Salzhaus, hatte Rudolf Mauder im Mai 2023 in neue Hände gelegt: Tobias Bachmann übernahm die Leitung des Mellrichstädter Heimatmuseums, 40 Jahre nach dessen Gründung. Bei Fragen rund um die Exponate und das historische Leben in Mellrichstadt stand Mauder seinem Nachfolger noch gern beratend zur Seite. Entsprechend groß ist auch hier die Lücke, die er hinterlässt.
Der Termin für die Beerdigung steht noch nicht fest, er wird noch bekannt gegeben.