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Türen auf in Wülfershausen: Der Topmanager mit der Maurerkelle

Bad Königshofen

Türen auf in Wülfershausen: Der Topmanager mit der Maurerkelle

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    So sah es im alten Gemeindebrauhaus in Wülfershausen aus, als der Vater von Oswald Menninger vor mehr als 40 Jahren das Objekt für seinen Sohn erworben hat. 
    So sah es im alten Gemeindebrauhaus in Wülfershausen aus, als der Vater von Oswald Menninger vor mehr als 40 Jahren das Objekt für seinen Sohn erworben hat.  Foto: Michael Petzold

    Mit Begriffen wie energieeffizientes Bauen konnte Anfang der 80er Jahre des vergangenen  Jahrhunderts kaum jemand etwas anfangen. Heizöl und Gas waren noch relativ billig, da musste man sich um eine warme Wohnung zu erträglichen Konditionen keine Sorgen machen.

    Oswald Menninger aus Hollstadt dachte mit seinen 28 Jahren schon anders. Zwar spielten CO2-Ausstoß,  Klimawandel und Erderwärmung in der öffentlichen Wahrnehmung noch keine Rolle, doch dem angehenden Volkswirt war schon damals klar, dass die fossilen Brennstoffe endlich sind und "Heizen ein teurer  Spaß wird." Und so haben die Besucher des 1839 erbauten ehemaligen Gemeindebrauhauses am Ende der Kilingenstraße am Sonntag, 21. November, von 12.30 bis 16.30 Uhr auch Gelegenheit, beim Türen-Auf-Tag der Grabfeldallianz einiges über die Dämmtechniken zu erfahren, die schon vor 40 Jahren wirksam und baubiologisch unbedenklich waren.           

    Der Dachstuhl musste nicht gedämmt werden

    Die Bruchsteinmauern im Untergeschoss sind mit Heraklit-Platten verkleidet, die mit Kanthölzern auf Abstand zur Mauer gehalten werden. Die Zwischenräume sind mit gut zehn Zentimeter dicker Mineralwolle ausgefüllt. Die im Stock darüber liegenden Fachwerke besitzen ein doppelschaliges Mauerwerk mit Ytong und Perlit als Dämmstoff. Das vulkanische Glas kommt ebenfalls in der bis zu 30 Zentimeter dicken Holzbalkendecke zum Einsatz. "Der darüberliegende Dachstuhl musste deshalb nicht gedämmt werden", erklärt Menninger im Gespräch mit dieser Redaktion.     

    Das nächste Projekt: Die Küche soll völlig umgestaltet werden. Ein Mauerdurchbruch ist auch geplant. 
    Das nächste Projekt: Die Küche soll völlig umgestaltet werden. Ein Mauerdurchbruch ist auch geplant.  Foto: Michael Petzold

    Nun war Menninger beileibe kein gelernter Maurer oder Zimmermann, wohl aber auf einem Bauernhof aufgewachsen. "Da lernt man schon als Kind handwerkliche Dinge", schmunzelt er. Trotzdem wäre nicht jeder das Wagnis eingegangen, solch ein marodes Gebäude in Angriff zu nehmen, in dem bautechnisch unmögliche Veränderungen vorgenommen worden waren. So waren zum Beispiel Unterzüge herausgesägt und durch notdürftige Stützen ersetzt worden. Einen echten Dachboden gab es nicht, sondern lediglich Balken. Es ist auch nicht jedermanns Sache auf dem zu arbeiten oder Kachelöfen selbst zu bauen. 

    Allerdings hatte Menninger  den Vorteil, mit seinem Studentenausweis an der Technischen Universität in Berlin Zugang zu Fachliteratur und Zeitschriften zu besitzen, die sich mit Fachwerksanierung beschäftigten. "Hätte ich das nicht gehabt, wäre es schwierig geworden", gibt er zu. Schließlich gab es Anfang der 80er Jahre noch kein Internet, das die Suche nach solchem Wissen deutlich einfacher macht.        

    Beim ersten Bauabschnitt ging es darum, die Konstruktion zu erhalten

    Zunächst war es Menninger, wie er sagt, im ersten Bauabschnitt nur darum gegangen, die alte Konstruktion des Brauhauses, das übrigens nicht unter Denkmalschutz stand, wieder herzustellen. Ein wichtiger Ratgeber war seinerzeit der Zimmermann Wilhelm Koob, der auch die schweren Teile besorgt und eingebaut hatte. Erst als 1982 alle Fenster drin waren, begann er,  Bad und Küche auszubauen. Mittlerweile erstreckt sich der Wohnbereich über 250 Quadratmeter, die von Oswald Menninger und  seiner Frau, der Bildhauerin Georgis Pfeilsticker, allerdings nur zeit- und teilweise genutzt werden. Die Einrichtung ist eher schlicht gehalten. Luxus braucht der Mann offensichtlich nicht. Er empfindet es schon als großes Privileg, so viel Wohnraum zur Verfügung zu haben, in dem es im Winter auch noch warm ist.  

    Oswald Menninger vor seinem Gemeindebrauhaus, das sein Vater vor mehr als 40 Jahren für ihn gekauft hatte .
    Oswald Menninger vor seinem Gemeindebrauhaus, das sein Vater vor mehr als 40 Jahren für ihn gekauft hatte . Foto: Michael Petzold

    Zum Wohnbereich kommen noch einmal rund 250 Quadratmeter Nutzfläche. So sind noch der Kessel, das Kühlschiff und der Läutebottich des ehemaligen Brauhauses erhalten, in dem 1969 das letzte Bier gebraucht worden ist.  Das nächste größere Projekt soll der Umbau der Küche werden. Hier wünscht er sich eine große Tafel, an der er viele Freunde versammeln können. 

    Die restliche Zeit verbringt Menninger in Berlin, wo er ein recht bekannter Mann ist. Von 1995 bis 2015 war der Betriebs- und Volkswirt Geschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, dem mit 8600 Mitgliedsorganisationen und 55 000 hauptberuflichen sowie 33 000 ehrenamtlichen Beschäftigten größten Wohlfahrtsverbandes in Berlin. In jungen Jahren hatte er Ausbildungen zum Koch und Hotelkaufmann abgeschlossen und ein Jahr lang die Jugendkneipe Theke über der Frankenstube in Bad Kissingen bewirtschaftet.  

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