Die Szenen, die man auf dem Bildschirm sieht, sind erschütternd. Menschen versuchen mit aller Macht, durch ein enges Tor auf das Schulgelände des St. Joseph House of Hope zu kommen. Sicherheitskräfte mühen sich ab, Ordnung in die Menge zu bekommen. Das Video, das Achim Libischer, der Rektor der Udo-Lindenberg-Mittelschule, abspielt, rüttelt wach. Die Aufnahmen, die in der St. Joseph House of Hope-Schule in der Nähe von Mombasa in Kenia entstanden sind, sind dennoch ein Zeichen für die Hoffnung, die die Menschen dort wieder schöpfen können.
Warum das so ist, erläutert Achim Libischer genauer: "Nach der Schließung der Schule aufgrund des Coronavirus konnten die Familien für kurze Zeit mit Lebensmitteln versorgt werden. Jedoch waren in dieser komplett von externen Unterstützern abhängigen Einrichtung die Vorräte schnell aufgebraucht."

Hier kamen die Spendenmittel ins Spiel, die man an der Udo-Lindenberg-Mittelschule durch den Verkauf von selbst genähten Masken, Spenden und privaten Aktionen erlösen konnte. "Wir sind Partnerschule des St. Joseph House of Hope und wir wollten unbedingt helfen, dort die größte Not lindern zu können", so der Rektor.
Insgesamt 3000 Euro wurden überwiesen. Mit dem Geld wurden vor Ort in Kenia vom dortigen Rektor Charles Kyalo und seinen Mitarbeitern Lebensmittel und Dinge des täglichen Gebrauchs gekauft, um die Not der Familien etwas abzumildern. "Das Video vom ersten Tag, als die Spenden ausgegeben wurden, zeigt, wie groß die Not dort ist", erläutert Achim Libischer.
Die Hoffnung stirbt zuletzt
Die Nachrichten, die Charles Kyalo an Achim Libischer schickte, bevor die Spenden dort ankamen, erschüttern fast noch mehr als die Szenen im Video. Hier einige Auszüge: "…wir mussten sie wegschicken…sie campten vor der Schule…was heißt campen, sie lagen am Boden". Außerdem ist Kyalo die Verzweiflung anzumerken, dass er hier nichts tun kann: "Da gehen sie…zurück auf die Straße…mein Herz bricht…shutdown, geschlossene Türen."
Der Shutdown in Kenia hatte nämlich auch zur Folge, dass die Schulen geschlossen wurden. Für die Schüler, die aus ärmlichsten Verhältnissen stammen, hatte das schlimme Auswirkungen. So erhielten die rund 700 Kinder, die dort lernen, in der Schule zumindest ein tägliches warmes Essen, was sonst keine Selbstverständlichkeit wäre, wie Libischer erläutert.
Aus diesem Grund kamen die 3000 Euro Spenden aus Deutschland auch genau zum richtigen Zeitpunkt. Davon zeugen auch die stakkatoartigen Nachrichten von Charles Kyalo: "Neues Licht…schnell, schnell, wir müssen nachkaufen…noch drei Tage, dann ist alles weg…nicht alles, die Hoffnung bleibt", um mit den Worten zu enden: "immer…bis zum Ende".
Es sind Szenen, die betroffen machen. Doch lähmen soll diese Betroffenheit nicht. Das will Achim Libischer auch seinen Schülern verdeutlichen.Bei den gespendeten 3000 Euro bleiben pro Schüler beziehungsweise Familie gerade einmal 4,28 Euro. Aber: Es ist besser als nichts. "Wir wollen unseren Schülern auch vermitteln, dass man nicht einfach mal fünf Euro geben kann und das Problem ist gelöst", so Libischer.
Er und seine Kollegen wollen vielmehr für die Problematik sensibilisieren, was ihnen auch gelungen ist. So gibt es zwischen der Udo-Lindenberg-Mittelschule und dem St. Joseph House of Hope einen regen Austausch. Unter anderem sind so Brieffreundschaften zwischen den Schülern entstanden.
Hilfe kommt vor Ort an
"Wichtig ist auch immer zu wissen, dass die Hilfe vor Ort da ankommt, wo sie soll. Und bei diesem Projekt kommt sie eins zu eins bei den Familien in Kenia an", erläutert Libischer. Für die Schüler dort ist die Not aber wieder größer geworden, besonders, nachdem der Shutdown um einen Monat verlängert wurde und die Schule aktuell wieder geschlossen ist. "Dabei hat man in Kenia vor Ort schon genug Probleme, auch ohne Corona", meint Libischer.
Naiv scheint da die Frage danach, wie die Bevölkerung vom Coronavirus betroffen wird, eine Frage, die bei uns in Deutschland allenthalben gestellt wird. "Dort in Kenia wird nicht untersucht, woran die Menschen sterben, gerade in den Slums", so Libischer. Das Leben dort sei ohnehin ein Überlebenskampf.

Dass man aber einen Teil dazu beitragen kann, zeigte die Aktion an der Udo-Lindenberg-Mittelschule. Davon war auch Charles Kyalo begeistert, der sich ausdrücklich bei Achim Libischer für die Unterstützung der Familien bedankte.
Spende Kenia-ProjektWer möchte, kann das Kenia-Projekt auch mit einer Spende unterstützen (Bankverbindung: VR-Bank Rhön-Grabfeld, Udo-Lindenberg-Mittelschule, IBAN: DE58 7906 9165 0000 0057 62, Verwendungszweck: Hilfe für Kenia).bgb
