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Bad Neustadt/Würzburg: Impfstoff in Unterfranken wird knapp - und die Landräte fordern Impfpflicht für alle

Bad Neustadt/Würzburg

Impfstoff in Unterfranken wird knapp - und die Landräte fordern Impfpflicht für alle

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    Die Nachfrage nach Impfungen ist wieder erfreulich hoch. Nun allerdings droht ein Engpass wegen ausbleibender Vakzine.
    Die Nachfrage nach Impfungen ist wieder erfreulich hoch. Nun allerdings droht ein Engpass wegen ausbleibender Vakzine. Foto: Thomas Obermeier

    Kaum hat die Impfkampagne auch in Unterfranken wieder an Fahrt aufgenommen, droht ihr eine heftige Bremsung: Grund sind Lieferengpässe beim Vakzin von Biontech. Fast alle Impfzentren in der Region sind betroffen, sie erhalten in der nächsten Woche deutlich weniger Impfstoff als eigentlich benötigt. Gleiches gilt für die niedergelassenen Ärzte. "Der Impf-Turbo läuft, nur es fehlt an Treibstoff", fasst Dr. Christian Pfeiffer, der Vorsitzende des Hausärzteverbands in Unterfranken, die Lage zusammen. Die Landrätinnen und Landräte in der Region fordern derweil eine allgemeine Impfpflicht in Deutschland.

    "Drastische und kurzfristige Impfstoff-Kürzungen" beklagt das Landratsamt Würzburg. Statt 5000 Dosen Biontech würden nun nur 150 geliefert, habe es am Freitagmorgen plötzlich geheißen. Unter anderem auch in  Kitzingen und Main-Spessart wurden Zusagen zurückgefahren. "Das ist ein unsäglicher Zustand, wo jetzt alles wieder hochgefahren wird", ärgert sich Thomas Habermann (CSU), Landrat von Rhön-Grabfeld und Vorsitzender des Landkreistages in Unterfranken. 

    "Das ist ein unsäglicher Zustand, wo jetzt alles wieder hochgefahren wird."

    Thomas Habermann, Sprecher des Landkreistages Unterfranken

    In Schweinfurt heißt es, "durch geschicktes Vorgehen bei der Bestellung" sei es gelungen, zumindest für nächste Woche die geplanten Termine einzuhalten. Dem Landkreis Haßberge ist eigenen Angaben zufolge die Biontech-Bestellung von 4000 auf 600 Dosen gekürzt worden. Weil man gleichzeitig aber im Großhandel statt der geplanten 5000 Dosen Moderna nun 8500 Dosen ordern konnte, könne zumindest jeder Impfwillige auch bedient werden kann, teilt das Landratsamt mit.

    Laut dem Rhöner Landrat Thomas Habermann sind sich die unterfränkischen Chefs in den Landratsämtern einig: Eine allgemeine Impfpflicht muss her.
    Laut dem Rhöner Landrat Thomas Habermann sind sich die unterfränkischen Chefs in den Landratsämtern einig: Eine allgemeine Impfpflicht muss her. Foto: Anand Anders

    Auch die Hausärzte beklagen eine Deckelung bei der Bestellung von Biontech-Impfstoff. Christian Pfeiffer hofft, in seiner Praxis in Giebelstadt (Lkr. Würzburg) zumindest einen Teil der wachsenden Nachfrage – "immer mehr bislang Ungeimpfte melden sich jetzt" – mit Moderna befriedigen zu können. Vorbehalte gegen diesen Impfstoff kann der Allgemeinmediziner nicht nachvollziehen: "Moderna ist ein sehr guter Impfstoff, er steht Biontech in nichts nach."

    Die Rationierung von Biontech geht offenbar auf eine Initiative des noch amtierenden Bundesgesundheitsministers Jens Spahn (CDU) zurück, der so vermeiden möchte, dass Millionen eingelagerte Moderna-Dosen im ersten Quartal 2022 verfallen. Gegen diese Haltung verwehrt sich die bayerische Staatsregierung. An den Bund ergehe eine "ganz dringliche Aufforderung", jedwede Kontingentierung von Impfstoffen zu beenden, betonte Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) am Freitagabend. 

    Forderung an alte und neue Bundesregierung

    Unterdessen haben sich die neun Landrätinnen und Landräte in Unterfranken einstimmig für eine allgemeine Corona-Impflicht in Deutschland ausgesprochen. Das bestätigte Landkreistag-Sprecher  Habermann am Freitag gegenüber dieser Redaktion. Es sei eine "gemeinsame Forderung an die alte und die neue Bundesregierung."

    Für den Vorstoß scheint es inzwischen auch Rückhalt in der Bevölkerung zu geben: So sprachen sich in einer bundesweiten Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov 69 Prozent für eine allgemein verpflichtende Immunisierung gegen das Coronavirus aus. 23 Prozent der Befragten würden dies ablehnen. Ein ähnliches Bild ergab eine aktuelle Umfrage dieser Redaktion: Demnach waren 75 Prozent der knapp 5000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer für die Einführung einer allgemeinen Impfpflicht, 20 Prozent waren dagegen.

    Impfpflicht in acht bis zwölf Wochen?

    Er sei sich mit seinen Amtskolleginnen und Amtskollegen einig, dass eine bundesweite Impfpflicht für alle "die einzige Möglichkeit ist, eine fünfte und sechste Corona-Welle im kommenden Jahr zu verhindern", sagt Habermann. Für die vierte Welle, die gerade über das Land rollt, käme der Schritt zu spät, so der Rhöner Landrat. Der aktuellen Lage könne man nur durch "einschränkende Maßnahmen" Herr werden. Einen Lockdown hält Habermann dabei jedoch nicht für notwendig: "Die jetzigen Regelungen sind in Ordnung, sie müssen aber konsequent umgesetzt und kontrolliert werden."

    Natürlich müsse die Einführung einer Impfpflicht "gut vorbereitet und organisiert" werden, so Habermann weiter. Dafür gehe man von einer "Vorlaufzeit von acht bis zwölf Wochen" aus. Denkbar wäre ein Inkrafttreten der Impfpflicht etwa am 1. Februar 2022.

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