Sie kennen sich seit Babytagen und sind inzwischen 60 Jahre verheiratet: Maria (83) und Simon Söder (84). Das Ja-Wort gaben sie sich am 5. Februar 1959, sechs Jahrzehnte später kamen viele Freunde, Bekannte und Weggefährten des reich erfüllten Lebens, um dem Paar zu gratulieren, Erinnerungen auszutauschen und an gemeinsame Wegstrecken zu erinnern. Die Waldberger Rhönmusikanten durften dabei nicht fehlen, immerhin war Simon Söder über Jahrzehnte hinweg ihr Dirigent, Ausbilder und Musiker gewesen.
Musik ist die große Leidenschaft von Simon Söder, der als "Kersche-Simon" weithin bekannt und Waldbergs Dorfmusikmeister ist. Er gilt als ein Waldberger Original, als ein Rhöner Musik-Urgestein, der mit den "Rhönmusikanten” Musikgeschichte geschrieben hat. Seine Frau hielt ihm stets den Rücken frei, versorgte die Familie und die Musikerfreunde und -kollegen, wenn sie zu nächtlicher Stunde die Küche stürmten und einer zünftigen Brotzeit verlangten. "Unsere Mutter war immer da und immer bereit, alle zu versorgen", betonen auch die beiden Töchter Patrizia und Gabriele.
Schon als Babys zugezwinkert
Maria und Simon Söder kennen sich seit Babytagen. Im Buch "Rhönerisch und Fränkisch" von Dr. Pfeufer gibt es ein Bild, das die beiden jeweils auf dem Arm ihrer Mutter zeigt. "Sie haben sich schon als Baby zugezwinkert", sind die Töchter überzeugt. In Waldberg wurden beide geboren, lebten nur vier Häuser voneinander entfernt, besuchten gemeinsam die Schule, doch ein Paar wurden sie erst viele Jahre später.
Simon Söder verließ Waldberg als 14-Jähriger. Zwei Jahre lebte er in Münnerstadt im Internat und lernte in der Kirchenmusikerschule der Augustiner das Orgelspielen. Zu verdanken hatte er die Ausbildung dem damaligen Pfarrer Rudi Körner und seinem Vater, die sein musikalisches Talent schon früh erkannten. Bereits als Zehnjähriger übte er eifrig auf der Trompete seines Vaters und schon zwei Jahre später begleitete er die Wallfahrer von Waldberg nach Maria Ehrenberg.
1951 kam er zurück nach Waldberg, doch für eine weitere Ausbildung oder gar ein Studium fehlte der Familie das Geld. "Ich ging in die Fabrik", sagt er. Siemens, Forbach und Paul & Co waren Stationen seines beruflichen Lebens.
Kein einziger Fehltag an der Orgel
Doch die Musik ließ Simon Söder nie los. Seit seiner Münnerstädter Zeit bis heute spielt er die Orgel in seiner Heimatkirche in Waldberg und den weiteren Kirchen der Pfarreiengemeinschaft "Die Walddörfer". Besonders stolz ist Söder, dass er nie gefehlt hat – schon gar nicht wegen einer "Musikanten-Zecherei" am Vorabend.
An der Musikschule in Hammelburg bildete sich der junge Simon Söder an verschiedenen Instrumenten weiter fort, um später selbst Musikschüler zu unterrichten. Auf die Frage, welche Instrumente er spiele, antwortete er: "Trompete, Klarinette, Klavier und Orgel, Jagdhorn und Feuerwehrhorn, Geige und Ziehharmonika." Denn neben der Kirchenmusik schlug Simon Söders Herz auch stets für die Volksmusik.
Ab 1961 bildete er die ersten Musiker in Waldberg aus. Sein Unterricht war geprägt von seinem Temperament und seinem Ehrgeiz. Da in den Anfangsjahren Notenmaterial praktisch nicht zu bezahlen war, hat er nahezu täglich Musikstücke für Blasorchester von Hand auf Notenpapier geschrieben. Es waren harte Zeiten, denn neben der Fabrikarbeit gab es ja auch noch die Landwirtschaft, die zu bewältigen war. "Ohne die richtige Frau wäre das nie gegangen", sagt er.
Maria Söder, mit der er die drei Kinder Georg, Patrizia und Gabriele großgezogen hat, sei immer die verständnisvolle Stütze in seinem Leben gewesen. Sechs Enkel bereichern die Familie heute.
Noten auf dem Scheunentor
Vor einigen Jahren machte Simon Söder seiner Frau ein ganz besonders Geschenk. Er malte die Noten zu dem alten Marienlied "Ave Glöcklein, läutet still" für seine Maria, die eine große Verehrerin der Gottesmutter ist, an die Scheunenwand.
Das Lied ist ein Dank an seine Frau, die ihm stets den Rücken freihielt. Vom Küchenfenster aus kann sie die Noten sehen und sich jeden Tag dran erfreuen.
