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BAD KÖNIGSHOFEN: Verkehrswacht tagte: Das größte Unfallrisiko ist der Mensch

BAD KÖNIGSHOFEN

Verkehrswacht tagte: Das größte Unfallrisiko ist der Mensch

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    Polizeioberrat Markus Hack bei seinem Fachvortrag.
    Polizeioberrat Markus Hack bei seinem Fachvortrag. Foto: Foto: Rudolf Dümpert

    Der kleine Kursaal der Franken-Therme war am Samstag Ort einer „Fortbildungsveranstaltung der ehrenamtlichen Umsetzer in den Bundesprogrammen 2016“.

    Das Gros der Teilnehmer bildeten unterfränkische Verkehrswachtler, Vorstandsmitglieder der Kreis- und Gebiets-Verkehrswachten, Moderatoren, Polizisten und Verkehrserzieher in ehrenamtlicher Tätigkeit. Gastgeber war die Gebietsverkehrswacht Bad Königshofen mit dem Vorsitzenden Udo Jahrsdörfer und seinem Vorstandschafts-Team.

    Viel Lob für die Tagungsteilnehmer gab es bereits in den Grußworten von Dieter Aufderhaar, dem Vorsitzenden der Bezirksverkehrswacht Unterfranken, der auch durchs Programm moderierte.

    Bürgermeister Thomas Helbling hob die Leistung seiner Königshöfer Gebietsverkehrswacht hervor, die seit 32 Jahren ein umfangreiches Schulweghelfer- und Schülerlotsen-System organisiert, „mit dem Ergebnis, dass in dieser Zeit an den betreuten Übergängen kein einziger Schulwegunfall passierte.“ Darin pflichtete ihm Kurdirektor Werner Angermüller als Hausherr bei.

    Als weiterer Ehrengast wurde der leitende Regierungsdirektor an der Regierung für Unterfranken Heiko Brückner begrüßt. Für das Rahmenprogramm sorgte Wolfram Weigand, der den Teilnehmern aus ganz Unterfranken und München mit angereisten Partnern mit einer Führung durch die Kurstadt die Zeit kurzweilig gestaltete.

    „Unfälle mit Kindern gehören zu den traurigsten Kapiteln unseres Verkehrsalltages“

    Dr. Paul Beinhofer – Vizepräsident der Landesverkehrswacht Bayern

    Paul Beinhofer, der Regierungspräsident von Unterfranken und Vizepräsident der Landesverkehrswacht Bayern, fand einen fließenden Übergang vom Grußwort zu einem Fachvortrag, mit dem er in das Thema des Tages überleitete. Er nannte Kinder im Straßenverkehr „mein Herzensanliegen Nummer eins.“ Alle 19 Minuten kämen in Deutschland Kinder unter 15 Jahren im Straßenverkehr zu Schaden. Über 28 000 Kinder waren es im Jahr 2015 in Deutschland. Kinder unter zehn Jahren könnten Entfernungen, Bremsverhalten, Geschwindigkeiten und Geräusche noch nicht real einschätzen.

    Schon im Kinderwagen, als kleiner Fußgänger an der Hand, auf dem Fahrrad und als Mitfahrer im Auto seien sie dem Straßenverkehr ausgesetzt. „Unfälle mit Kindern gehören zu den traurigsten Kapiteln unseres Verkehrsalltags.“ Langfristig betrachtet verlören aber immer weniger Kinder im Straßenverkehr ihr Leben. In den 50er-Jahren waren es noch über 1000 Kinder pro Jahr bei wesentlich weniger Verkehr, in den 90er-Jahren unter 500 und im vergangenen Jahr unter 100. „Grund für diese positive Entwicklung ist eine erhöhte Verkehrssicherheitsarbeit mit den Kindern und mit den Erwachsenen.“

    Verkehrserziehung fange bei den Eltern an. Kinder lernen durch Nachahmung und schauen sich Verhaltensweisen bereits sehr früh bei erwachsenen Vorbildern ab.

    Exemplarisch für die verkehrserzieherischen Maßnahmen, veranlasst durch die Bayerische Staatsregierung im Verkehrssicherheitsprogramm 2020 des Freistaats Bayern und die Verkehrswachten, nannte Beinhofer die Übung sicherer Schulwege, die Ausbildung von Schülerlotsen und Schulweghelfern und die Jugendverkehrsschule der Polizei in der vierten Klasse. Bereits in Kindergärten und Vorschulen setze die Verkehrserziehung ein.

    Viel Statistik, ohne die es aber nicht ging zur Begründung notwendiger Maßnahmen der bayerischen Verkehrswachten, gab es im Fachvortrag von Polizeioberrat Markus Hack, Fachberater für Verkehrserziehung, zu hören. So seien im Vorjahr von 40 601 verunglückten Personen in Unterfranken 56 zu Tode gekommen. „Das war der absolute Tiefstand. Aktuell sind wir aber schon bei 57.“ Hacks Schwerpunkte waren die Verkehrsunfall-Entwicklung, Unfälle mit Kindern, die Kindersicherung und die Schulwegdienste. Größtes Unfall-Risiko sei der Mensch selber. Dass 2015 in Sachen Schulweg-Unfälle ein Ausreißer nach oben war, habe an einem Schulbus-Unfall in den Sommerferien an der Herbstädter Kreuzung der Bad Königshöfer Umgehungsstraße gelegen, bei dem 20 Kinder auf dem Weg in eine thüringische Schule betroffen waren. Hack begrüßte, dass an dieser Stelle in den nächsten Wochen ein Kreisverkehr eingerichtet wird.

    „Selbst der Bundesverkehrsminister bestätigte, dass der Schulbus dennoch und immer noch die sicherste Art Schüler zu befördern ist.“ Zwei bemerkenswerte Zahlen zum Nord-Süd-Gefälle nannte Hack, indem er erwähnte, dass es in Deutschland 50 000 Schulwegdienste gebe, davon allein 30 000 in Bayern. Zum Thema Kindersicherung berichtete er, dass zwei Drittel aller Unfälle mit Kindern sich innerorts ereignen, also auch auf dem Weg zum Kindergarten und zur Schule.

    40 Prozent der 2015 im Verkehr getöteten Kinder kamen im Auto zu Tode, 32 Prozent als Fußgänger und 20 Prozent als Radfahrer. Haupt-Unfallursachen sind Vorfahrt und Geschwindigkeit. „Ich kann deshalb allen Eltern die korrekte Kindersicherung nur wärmstens ans Herz legen.“ Im vergangenen Jahr seien bei Kontrollen in Unterfranken 277 Fahrzeuge mit Kindern ohne vorschriftsmäßige bzw. ganz ohne Kindersicherung angetroffen worden.

    Die letzten zwei Stunden der Tagung gehörten Manfred Raubold, dem Landesgeschäftsführer der Verkehrswacht Bayern, für seine Vorstellung des Programms der Deutschen Verkehrswacht (DVW) „Kinder im Straßenverkehr“.

    Es war ein intensiver Gesprächsaustausch von Raubold und seinen engagierten Verkehrswachtlern. Er gab Informationen über aktuelle Entwicklungen sowie Erfahrungsberichte von bayerischen Verkehrswachten und Einsatzmöglichkeiten. „Ziel“, so Manfred Raubold, „ist die Anzahl der im Straßenverkehr Getöteten bis 2020 um 40 Prozent zu reduzieren.

    Er rief die Vertreter der Kreis- und Gebiets-Verkehrswachten dazu auf, „Ablenkung, Geschwindigkeit und Sicherheit“ als wichtigste Themenfelder in ihren Vorträgen und Schulungen zu bedenken.

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