Eigentlich wollten wir unseren Gästen etwas Gutes tun", erklärt Anja Schill, die Wirtin des Berggasthofes Rother Kuppe bei Hausen, die vor einigen Jahren sogar Gast der Koch-Sendung "Rosins Restaurants" mit Starkoch Frank Rosin war. Ein Schild, das rechtzeitig vor der Auffahrt auf die Rother Kuppe über die Öffnungszeiten informiert, war als kleiner Service gedacht, um unnötige Wege zu sparen. Doch einem Kollegen aus der Gastro-Branche gefiel das Ganze ganz und gar nicht.
"Wir wurden oft angesprochen", erzählt Schill die Hintergründe. "Viele Gäste haben uns gesagt, dass es doch sehr hilfreich wäre, die Öffnungszeiten auch unterhalb vom Berg schon ersichtlich zu machen." Denn viele Fremde und Wanderer, die ab und an mittwochs oder donnerstags den Berg zur Rother Kuppe hochlaufen, stünden dort vor verschlossener Tür. "Da haben wir nämlich Ruhetag", sagt Anja Schill.
Schild mit den Öffnungszeiten und einem Hinweis auf ihr Outdoor-Cooking-Angebot
Nur aus diesem Grund habe sie sich dazu entschlossen, solch ein Schild mit den Öffnungszeiten und einem Hinweis auf ihr Outdoor-Cooking-Angebot überhaupt erst anzubringen. Doch die erste Reaktion ließ nicht lange auf sich warten. "Es kam ein Anruf vom Landratsamt", erzählt Schill. Ein Gastwirt aus der Rhön habe sich über das Schild beschwert, schiebt Anja Schill hinterher und schüttelt noch Tage später ungläubig den Kopf.

"Wir haben das Schild natürlich entfernt", so Anja Schill. Es stehe nun zehn Meter weiter bergaufwärts - unterhalb eines Hinweisschildes, das vom Rhönklub-Zweigvereins Nordheim, dem Verpächter des Berggasthofs, aufgestellt wurde.

Die Wirtin machte ihrem Groll auf der Facebook-Seite des Berggasthofes Luft. "Es ist wirklich unfassbar für mich, wie grausam manche Menschen sind. Mir fehlen da echt die Worte", schreibt sie. Gleichzeitig stellte sie sich die Frage, "ob wir nicht einfach froh sein sollten, dass es noch Gasthäuser gibt, bei all den Problemen in der Vergangenheit oder noch aktuell".
Wirtin hat kein Verständnis für die Beschwerde
Für Gastronomen sei die Situation brutal: Erst Corona, jetzt Personalmangel. So etwas gehe nicht spurlos an einem vorüber. "Ich bin stolz auf meine Familie, dass wir trotz vieler Strapazen und ohne Personal den Berggasthof Rother Kuppe am Laufen halten", betont Anja Schill.

Sie hat deshalb umso weniger Verständnis dafür, dass die Beschwerde von einem Kollegen kam. "Wir hatten so etwas letztes Jahr schon einmal", berichtet die Wirtin. "Deshalb habe ich mich dazu entschieden, es öffentlich zu machen." Und auch unmittelbares Feedback bekommen. "Das fand ich toll", so die Gastwirtin.
Unter ihrem Post auf Facebook reihen sich die Kommentare. Da heißt es zum Beispiel: "Genau richtig, es öffentlich zu machen. So wird der Tourismus in der Rhön sterben!" oder "Jeder Bürger sollte froh sein, dass es noch Gaststätten gibt, die aufhaben." Auch privat hätten ihr viele geschrieben - auch Gastronomen aus Fulda.
Anonyme Beschwerde gegen das Schild
Dabei ging es Anja Schill nicht mehr um das Schild an sich, sondern in erster Linie um die Art und Weise. "Hätte uns jemand normal aufgefordert, hätten wir es sofort woanders hingemacht", versichert Schill.

Aber sich anonym zu beschweren, sei wohl einfacher, als erst einmal das direkte persönliche Gespräch zu suchen. Sie hoffe, dass "derjenige, der sich beschwert hat, das auch liest", schreibt sie im Facebook-Kommentar.
Wie geht es jetzt weiter?
Beim Landratsamt Rhön-Grabfeld ist man auf Nachfrage dieser Redaktion jetzt zufrieden mit dem Standort der Hinweistafel. Zuvor hatte die Gastwirtin ihr Schild an ein Verkehrsschild einer Kreisstraße aufgestellt. Das sei grundsätzlich nicht erlaubt.

"Prinzipiell benötigt jeder, der Schilder im öffentlichen Raum aufhängen möchte, eine Genehmigung", hieß es. Zudem verbiete die Straßenverkehrsordnung außerhalb geschlossener Ortschaften jede Art von Werbung, wenn sie Verkehrsteilnehmer ablenkt oder belästigt, heißt es aus der Behörde.
Beim Landratsamt verweist man außerdem auf das ökologisch sensible Gebiet: "Im Bereich der Hochrhön ist zudem zu beachten, dass der Naturpark Landschaftsschutzgebiet ist. Eine Ausuferung der Beschilderung in dem sensiblen Naturerholungsgebiet soll im Übrigen vermieden werden", so ein Sprecher abschließend.

Wie dem auch sei, mit dem neuen Standort der Hinweistafel ist erst einmal Ruhe eingekehrt. Die gebeutelte Gastrobranche kann etwas Ruhe außer bei den Besucherzahlen gut gebrauchen.
