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Mellrichstadt: Vier Millionen vom Bund fürs Schwimmbad in Mellrichstadt: Warum die Förderung plötzlich auf der Kippe stand

Mellrichstadt

Vier Millionen vom Bund fürs Schwimmbad in Mellrichstadt: Warum die Förderung plötzlich auf der Kippe stand

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    Das Mellrichstädter Freibad ist bei der derzeitigen Hitze ein Besuchermagnet. Mit einer Sanierung soll es für die nächsten Jahrzehnte fit gemacht werden. Dazu fließen Millionen vom Bund. 
    Das Mellrichstädter Freibad ist bei der derzeitigen Hitze ein Besuchermagnet. Mit einer Sanierung soll es für die nächsten Jahrzehnte fit gemacht werden. Dazu fließen Millionen vom Bund.  Foto: Susanne Schmitt

    Die Meldung hat die Mellrichstädter im Dezember 2022 gefreut: Die Stadt bekommt als vorzeitiges Weihnachtsgeschenk eine Förderung von 3,78 Millionen Euro für die Sanierung des Freibads. Was sich zum damaligen Zeitpunkt vonseiten des Bundes wie eine beschlossene Sache anhörte, entpuppte sich in den folgenden Monaten als alles andere als fix.

    Die staatliche Millionenförderung wurde – zur Ernüchterung der Verantwortlichen in der Verwaltung – nämlich zunächst einmal nur in Aussicht gestellt. Warum die Stadt in diesem Frühjahr noch einmal eine Studie ins Rennen schicken musste, um die Summe auch tatsächlich zu erhalten, erklärt Bürgermeister Michael Kraus im Gespräch mit dieser Redaktion. 

    Machbarkeitsstudie fürs Schwimmbad wurde vor einem Jahr vorgestellt

    Die Hoffnung auf eine staatliche Förderung bis hin zur tatsächlichen Bewilligung hat eine lange Vorgeschichte. In der Jahresschlusssitzung 2021 hatte der Stadtrat nicht öffentlich beschlossen, eine Machbarkeitsstudie für das 50 Jahre alte Schwimmbad in Auftrag zu geben, um den Sanierungsbedarf in Hallen- und Freibad zu dokumentieren.

    Bürgermeister Michael Kraus machte es eilig. Am 28. Juli 2022 wurde die Studie in der Oskar-Herbig-Halle vorgestellt. Und sogleich freute sich der Stadtchef über einen glücklichen Zufall: Einen Tag später erreichte die Stadt ein Förderaufruf. Aus einem Bundesprogramm wurden insgesamt 476 Millionen Euro für die Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur locker gemacht. Und Mellrichstadt hatte eine topaktuelle Studie parat, um gleich ins Rennen um die Fördermillionen gehen zu können. 

    Schwierigkeiten beim Online-Antrag auf Schwimmbad-Förderung

    Am 15. August, bekanntlich ein Feiertag, sollte die Online-Plattform für die Bewerbung freigeschaltet werden, hat Michael Kraus dokumentiert. Punkt 0 Uhr schloss er sich mit VG-Geschäftsstellenleiter Peter Hehn zusammen, um das Formular abzuschicken und bei den Ersten dabei zu sein, die ein Stück vom Förderkuchen beantragen. Der Einsatz war umsonst: Der Antrag ließ sich nicht senden.

    Die Anlage wird modernisiert: Das Freibad in Mellrichstadt erhält eine vom Hallenbad abgekoppelte Technikanlage.
    Die Anlage wird modernisiert: Das Freibad in Mellrichstadt erhält eine vom Hallenbad abgekoppelte Technikanlage. Foto: Björn Hein

    Um 8 Uhr trafen sich Kraus und Hehn in der VG und unternahmen einen neuen Versuch. Ebenfalls vergeblich. Am Nachmittag war die Plattform schließlich offen – aber das hinterlegte Formular, das in Mellrichstadt vorab schon ausgefüllt und bereit zum Abschicken war, sah plötzlich anders aus. "Es waren zusätzliche Angaben erforderlich, so dass wir den Antrag letztlich erst am 16. August abschicken konnten", erinnert sich Michael Kraus. 

    Mellrichstadt wurde ausgewählt – für eine erneute Bewerbung

    In der Wartezeit auf eine Rückmeldung nahm Kraus zu den hiesigen Bundestagsabgeordneten Kontakt auf. Manuela Rottmann, Sabine Dittmar und Dorothee Bär versprachen, sich für das Mellrichstädter Bad einzusetzen, ebenso der Landkreis. Am 14. Dezember 2022 kam die ersehnte Nachricht aus Berlin: Mellrichstadt wurde ausgewählt und erhält für die Sanierung des Freibads fast vier Millionen Euro.  

    Was sich auch in den Pressemitteilungen der Abgeordneten anhörte, als flösse das Geld gleich aufs städtische Konto, entpuppte sich letztlich nur als erster Schritt in diese Richtung. Denn in Berlin sah man den Antrag auf Förderung lediglich als Interessensbekundung seitens der Stadt, gefordert wurden weitere Unterlagen, um den eigentlichen Zuwendungsantrag stellen zu können. "Das war erst einmal eine kalte Dusche für uns", erinnert sich Michael Kraus. Aber die deutsche Bürokratie macht eben auch bei Förderanträgen nicht Halt.

    Förderung fürs Freibad: Nach dem Antrag ist vor dem Antrag

    Für alle ausgewählten Projekte wurde schließlich ein digitales Koordinierungsgespräch anberaumt. Im Februar 2023 wurde der Stadt von einem Mitarbeiter des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung mitgeteilt, worauf bei der jetzigen Antragstellung zu achten ist und welche Informationen noch bereitgestellt werden müssen. Neben Ausgaben- und Finanzierungsplan musste beispielsweise die Energieeffizienz dargelegt werden und ob Naturgefahren für den Standort drohen, so der Stadtchef.      

    Hinter dem Wellenbad (rechts) soll ein neues Technikgebäude mit Duschen, Umkleiden und Sanitärräumen gebaut werden.
    Hinter dem Wellenbad (rechts) soll ein neues Technikgebäude mit Duschen, Umkleiden und Sanitärräumen gebaut werden. Foto: Simone Stock

    "Da hat die Arbeit für uns noch einmal richtig begonnen", beschreibt Michael Kraus das Procedere. "Schließlich wollten wir einen wasserdichten Antrag vorlegen, um die Fördergelder auch wirklich zu bekommen." Die Konkurrenz war groß: Insgesamt hatten sich laut Staatssekretärin Sabine Dittmar 750 Kommunen mit fast 1000 Projekten für das Förderprogramm beworben. Die beantragte Fördersumme belief sich auf 2,7 Milliarden Euro – mehr als das Fünffache der im Bundeshaushalt bewilligten 476 Millionen Euro.

    Seit Ende Juli steht fest: Mellrichstadt bekommt seine Millionen

    Am 2. Mai wurde der finale Antrag abgeschickt, dann hieß es wieder Warten auf das Christkind. So lange hat es nun aber doch nicht gedauert: Ende Juli durfte sich die Stadt nun über die ersehnte Nachricht freuen, die eigentlich schon im letzten Dezember für Begeisterung gesorgt hatte. "Der Antrag wurde bewilligt, in genau der Höhe, die wir angefordert hatten", freut sich Michael Kraus.    

    Das bedeutet für die Stadt, dass es jetzt in der Planung auch endlich weitergehen kann. Denn die Zeit für die Umsetzung der Freibadsanierung ist begrenzt: Bis 2027 muss die Maßnahme laut Förderrichtlinien abgeschlossen sein. 

    Ein neues Technikgebäude wird hinter dem Wellenbad gebaut

    "Ein Jahr nach dem Förderaufruf können wir mit dem jetzigen Bescheid endlich das Vergabeverfahren starten", sagt der Bürgermeister und gibt damit die Antwort darauf, warum bis jetzt noch nichts passiert ist in puncto Freibadsanierung. Jetzt gelte es zunächst, im Rahmen der europaweiten Ausschreibung Planungsbüros und Firmen auszuwählen.

    Das Hallen-Freibad in Mellrichstadt ist in die Jahre gekommen. Eine Sanierung ist dringend nötig und teuer. 
    Das Hallen-Freibad in Mellrichstadt ist in die Jahre gekommen. Eine Sanierung ist dringend nötig und teuer.  Foto: Simone Stock

    Bekanntlich soll die 50 Jahre alte gemeinsame Technik von Hallen- und Freibad entkoppelt werden, um den Betrieb des Freibads für die Zukunft auf sichere Füße zu stellen. Ein neues Technikgebäude mit Duschen, Umkleiden und Sanitärräumen wird dazu zwischen Wellenbad und Sportplatz gebaut. Rund fünf Millionen Euro sind für die Sanierung des Freibads vorgesehen, nach Abzug der Förderung beläuft sich der Eigenanteil der Stadt auf 1,26 Millionen Euro.

    Nach der Freibadsaison 2024 erfolgt der Umschluss an die neue Technik

    Michael Kraus hofft, dass kurzfristig Firmen gefunden werden, um im Winter mit der Baumaßnahme beginnen zu können. Wenn alles nach Plan läuft, ist dann nach der Freibadsaison 2024 der Umschluss an die neue Technik geplant.

    Um die Sanierung des Hallenbads anzupacken, die um ein Vielfaches teurer wird, braucht es neue Fördertöpfe. Die Stadt hofft darauf, mit ihrer Machbarkeitsstudie auch hier punkten und Geld für Mellrichstadt gewinnen zu können. Bis dahin bleibt erst einmal alles beim Alten. Und wenn die 50 Jahre alte Technik im Hallenbad einmal streiken sollte: Der Freibadbetrieb im Sommer ist ab nächstem Jahr auf jeden Fall gesichert.  

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