Beim Betreten des Raums macht die zweijährige Emmy noch einen etwas unsicheren Eindruck. Obwohl ihr Frauchen dabei ist, scheint sich die zweijährige Cavapoo-Dame zu fragen: Was kommt da jetzt bloß auf mich zu?
Sekunden später sitzt der Vierbeiner auf dem „Behandlungstisch“ der Großeibstädter Hundepflegerin Petra Ludwig – und ist die Ruhe selbst. Völlig entspannt und ohne zu knurren lässt er sich das zottelig gewordene Fell scheren und am Kopf die Haare kürzen. Emmys Besitzerin Maggy Göbel ist ganz begeistert vom Umgang der Hundepflegerin mit ihrem Liebling. „Für mich ist sie so etwas wie eine Hundeflüsterin“, so die Hundehalterin aus Bad Königshofen.
Dass Petra Ludwig, die selbst zwei Hunde hält, so schnell Vertrauen zu ihren vierbeinigen Kunden aufbaut, liegt an ihrer jahrzehntelangen Erfahrung. Vor 35 Jahren hat sich die gebürtige Schwetzingerin in Ketsch am Rhein mit ihrem ersten Hundesalon selbstständig gemacht. Jahre später zog sie mit ihrer Familie nach Brühl und führte dort ihr Geschäft weiter.
Vor fünf Jahren kam die Hobbymalerin dann nach einem Kontakt mit der Herbstädter Künstlerin Alexandra Laske mit ihrer erwachsenen Tochter ins Grabfeld. In der Ortsmitte von Großeibstadt erwarb sie ein Anwesen und eröffnete den Hundesalon „Maschas Hundepflege“.
Es dauerte etwas, bis sich die 55-Jährige in ihrer neuen Heimat einen treuen Kundenstamm aufgebaut hatte. Mittlerweile läuft es ganz gut, wie sie sagt, was auch der Grund dafür gewesen sei, in die Ausstattung eines neuen Salons zu investieren, der jetzt separat in einem Nebengebäude untergebracht ist.
Herzstück ist der so genannte Trimmtisch, auf dem die Tiere Platz nehmen, und ein großer Schrank mit den Werkzeugen. Außerdem gibt es ein bequemes Sofa, auf dem es sich Herrchen oder Frauchen gemütlich machen und der Friseurin bei ihrer Arbeit zusehen können. „Von der Hundepflege allein werde ich aber auch künftig nicht leben können“, sagt Petra Ludwig, die im Zweitjob deshalb in einer Bad Königshöfer Tankstelle arbeitet.
Waschen ist purer Stress
Eine Stunde dauert eine Sitzung im Schnitt im Großeibstädter Hundesalon. „Früher habe ich die Hunde auch gewaschen, bin dann aber wieder davon weggekommen“, erzählt Petra Ludwig. „Für viele Tiere ist das der pure Stress“.
Heute konzentriert sich die Hundepflegerin auf das Bürsten und Scheren des Fells und das Schneiden zu lang gewordener Haare. Dabei kommt ihr an Rassen alles unter den Kamm oder die Schermaschine, was zu den Langhaarhunden zählt, angefangen vom Collie über den Golden Retriever bis hin zum Cocker Spaniel. „Das A und O einer optimalen Hundepflege ist gutes Werkzeug“, weiß die Hundesalonbetreiberin, die auch gerufen wird, wenn es an der Zeit ist, ein paar Schafe zu scheren oder einem verfilzten Katzenfell zu Leibe zu rücken. Woche für Woche fallen in Petra Ludwigs Hundesalon säckeweise Hundehaare an. Die wirft sie nicht weg, sondern gibt sie an dankbare Abnehmer weiter. „Landwirte und Jäger schätzen Hundehaare als probates Mittel gegen gefräßige Wildschweine“, so Petra Ludwig. Maisfelder zum Beispiel würden von Schwarzkitteln gemieden, wenn man um sie herum Haare von Hunden verteilt.
Auch sie selbst nutzt die „natürliche Abwehrwaffe“ gegen ungebetene Gäste. „Seit ich einen Büschel Hundehaare unter mein Auto lege, traut sich kein Marder mehr an das Fahrzeug heran.“
Was ein Hundefriseur alles können muss
Der Beruf des Hundefriseurs ist in Deutschland kein anerkannter Ausbildungsberuf. Theoretisch kann also jeder, der das möchte, einen Hundesalon aufmachen.
Trotzdem ist es ratsam, sich, wie die Großeibstädterin Petra Ludwig, in einem renommierten Betrieb Fachkenntnisse anzueignen oder private Schulen zu besuchen. Die Hauptaufgabe eines Hundefriseurs ist die fachgerechte Fell- und Hautpflege bei Hunden aller Größen und Rassen. Er weiß, wie man einen Pudel schert und einen Schnauzer trimmt.
Außerdem kann er Herrchen oder Frauchen bei allen Fellpflegeproblemen beraten. Die Verdientmöglichkeiten reichen von 20 bis 50 Euro die Stunde, Profi-Groomer, wie Hundefriseure auch genannt werden, können auf bis zu 80 Euro kommen.
Wer einen Hundesalon eröffnen möchte, muss mit einer Anfangsinvestition von rund 15 000 Euro rechnen. Zur Grundausstattung gehören ein gekachelter Raum, ein Trimmtisch und Geräte. Schwerpunkte der Ausbildung sind Trimm- und Scherkunde, Gesundheitslehre, Rassekunde, Maschinen, Geräte, Pflegemittel, Anatomie und Existenzgründung. Außerdem sollte ein Hundefriseur die Anatomie eines Hundes und der Hundehaut kennen und über die erforderlichen Hygieneanforderungen in einem Hundesalon Bescheid wissen.
Auch die fachgerechte Ohrenreinigung und Krallenpflege ist ein Ausbildungsschwerpunkt. Grundvoraussetzung für die Eröffnung eines Hundesalons: keine Angst vor großen oder schwierigen Hunden, Geduld und möglichst viel Erfahrung im Umgang mit Hunden und handwerkliches Geschick.
Quelle: Partner Hund