Bis auf den Faktor "Lichtverschmutzung" sehe der Entwurf des Volksbegehrens nur Maßnahmen in der Landwirtschaft vor, sagen der BBV-Kreisobmann Mathias Klöffel, BBV-Kreisgeschäftsführer Michael Diestel und Kreisbäuerin Margit Ziegler bei einem Treffen in Saal an der Saale.
Ein treffendes Beispiel für Maßnahmen, die von der Öffentlichkeit durchgeführt werden könnten, ist dort auf der Verkehrsinsel der neuen Querungshilfe zu sehen. "Hier könnten Blumen blühen", stellten die BBV-Leute fest, Kommunen und Behörden sollten mit gutem Beispiel vorangehen. Die zunehmende Flächenversiegelung von täglich 12,5 Hektar in Bayern, die Zerstörung und Zerschneidung natürlicher Lebensräume, die zunehmenden Wetterextreme und Temperaturerhöhungen durch den Klimawandel, die Belastungen durch Luftverschmutzung und die Strahlenbelastung – alles das werde beim Volksbegehren nicht erwähnt, wird kritisiert.
Permanente Sündenböcke
Die Bauern in Rhön-Grabfeld ärgert, dass die Landwirte die permanenten Sündenböcke sind, obwohl sie unter Rahmenbedingungen arbeiten, die von der Politik geschaffen wurden und vielfach an der Belastungsgrenze stehen. "Die Menschen wollen billig und preiswert essen, für Lebensmittel wird möglichst wenig Geld ausgegeben", sagt Diestel. Die Forderung im Volksbegehren nach einem Anteil von 30 Prozent Biobauern beinhaltet, dass die Vermarktung und die Verbraucher mitziehen. Sie müssen die Bio-Produkte auch kaufen, ansonsten gäbe es einen Preisverfall für Bio-Lebensmittel und viele der kleinen Bauernhöfe, die eigentlich unterstützt werden sollten, müssen aufgeben.
Man könne die Verbraucher aber nicht zum Kauf von Bio-Lebensmitteln zwingen. Die geringere Ernte der Bio-Bauern im Vergleich zum konventionellen Anbau wird derzeit durch etwas höhere Preise ausgeglichen, das fiele dann weg. "Wir könnten im Landkreis auch 100 Prozent Öko produzieren", sagt Klöffel, aber bei der Milch sei es schon so, dass einige Molkereien gar keine zusätzliche Bio-Milch mehr annehmen, weil sie nicht verkauft wird.
Wie sieht es aus im Landkreis
Klöffel wies auf die vielen Maßnahmen hin, die von den Landwirten im Landkreis freiwillig und beispielhaft durchgeführt werden. 16 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche ist Öko-Landbau, das sind 281 Betriebe mit 14 169 Hektar Fläche (in Bayern zehn Prozent), im Vertragsnaturschutz ist der Landkreis mit 6333 Hektar führend in Bayern, Gewässer- und Erosionsstreifen bestehen auf 315 Hektar, KULAP-Blühflächen auf 1073 Hektar und das neue Projekt "Wildpflanzen für die Biogasanlagen" ist geplant auf 100 Hektar, hier beteiligen sich 40 Betriebe. "Wir sind schon da, wo andere erst hinwollen", so Klöffel. In ganz Bayern werden 40 Prozent der Fläche nach Richtlinien von Vertragsnaturschutz und Kulturlandschaftsprogrammen bewirtschaftet.
Sie seien bereit freiwillig noch mehr für den Artenschutz über die ohnehin schon hohen Anforderungen der EU hinaus zu tun, betonen die BBV-Verantwortlichen. "Wir brauchen die Insekten." Wer hat im Landkreis mehr für die Biodiversität getan als die Landwirtschaft?", fragen sie. Keiner solle glauben, sich mit einer Unterschrift unter das Volksbegehren aus der Verantwortung ziehen zu können. Bei der letzten Kreistagssitzung sagte stellvertretender Landrat Peter Suckfüll "Wir müssen Flagge zeigen." Inzwischen gebe es viele Zielflaggenhalter, aber anscheinend nur einen Läufer: die Landwirtschaft. "Wir brauchen keine Gesetzesänderung, wir brauchen mehr Läufer", so das Fazit der BBV-Leute.
Es wird noch grün Eine Nachfrage beim Bürgermeister der Marktgemeinde Saal, Norbert Bauer, ergab, dass die Gemeinde die Gestaltung der Mittelinsel an der fotografierten Querungshilfe übernommen hat. Die Zuständigkeit liegt eigentlich beim staatlichen Straßenbauamt. Die Gestaltung der Insel ist noch nicht abgeschlossen, denn zwischen den Steinen soll zukünftig ein niedriger Bewuchs für zusätzliches Grün sorgen.