Mitte letzten Jahres endete mit dem Wechsel von Antonios Karanasios in das Sportheim des SV Garitz bei Bad Kissingen die "Akropolis"-Ära in der Storchengasse. Antonios, der die Nachfolge von seinem Cousin Stergios Ntintis nach dessen Tod 2016 angetreten hatte, betrieb das Lokal knapp fünf Jahre. Die griechische Epoche dauerte dort also 48 Jahre. Nach nun fast einem halben Jahr Leerstand ist im Restaurant wieder Leben mit einem neuen Pächter eingekehrt. Mohammad saleh Alabdullah serviert unter dem neuen Namen "Euphrat" seit Mitte Februar arabische Speisen.

Krieg in Syrien: Da blieb nur die Flucht aus der Heimat
Mohammad saleh Alabdullah lebt mittlerweile seit sechs Jahren und drei Monaten in Bad Neustadt. In seinem früheren Leben war er als Großhändler tätig, hatte mit dem Import von Trüffeln schon mit der Gastronomie zu tun. Seine Reise hierher war alles andere als leicht: "Mit meiner Frau bin ich von Syrien über die Türkei und Griechenland nach Deutschland geflohen. Die Lage in meiner Heimat war nicht einfach", so der 43-Jährige. Geboren ist er in Deir ez-Zor, einer Stadt im Osten von Syrien, direkt am Fluss Euphrat. Davon leitet sich auch der Restaurant-Name ab. Der Großteil seiner Familie hat ebenfalls das Land verlassen. Seine Mutter lebt mit seinem kleinen Bruder und seinen zwei Schwestern heute in Spanien.
Zwei seiner fünf Brüder wohnen noch in Syrien. Mit ihnen in Kontakt zu bleiben, sei nicht ganz einfach: "Alle drei bis vier Monate telefoniere ich mal mit ihnen. Aber die Situation derzeit ist schwierig. In der Stadt gibt es kaum Essen und Wasser. Die Stromversorgung ist oft unterbrochen", erzählt Mohammad. Einer seiner größten Träume ist, dass ihn seine ganze Familie besucht und er für sie in seinem Restaurant kochen kann: "Auf mein eigenes Geschäft bin ich sehr stolz und würde das natürlich auch gerne mit meiner Familie teilen", so der Restaurant-Betreiber.

Mohammad: Deutsche und Ausländer leben in Bad Neustadt gut zusammen.
In Bad Neustadt sei er gut aufgenommen worden und fühle sich Zuhause. "Die Leute hier sind sehr nett. Deutsche und Ausländer leben hier zusammen, das ist schön. Auch die Stadt gefällt mir. Ich fühl' mich hier einfach wohl", sagt Alabdullah. Gerade wegen seiner beiden kleinen Kinder sei er froh, in dem ländlichen Raum gelandet zu sein. Auch seine Frau, die als gelernte Erzieherin im Kindergarten in Unterebersbach arbeitet, ist glücklich über ihren neuen Wohnort. "Mit meiner jungen Familie will ich nicht in einer großen Stadt wohnen. Hier ist es für meine Kinder besser und sicherer", meint Mohammad.

Zurzeit kocht er in seiner Gaststätte noch alleine. Er plant aber, demnächst einen weiteren Koch anzustellen, der ihm unter die Arme greift. Dass Kochen eine große Leidenschaft des 43-Jährigen ist, hat er früh gemerkt: "Ich hab selber zuhause schon als kleines Kind gekocht und meinen Eltern beim Kochen über die Schulter geschaut." Die Rezepte vieler Gerichte stammen von seiner Mutter. Jeden einzelnen Schritt und die einzelnen Zutaten habe er stets genau in seinem Kopf. Alkoholische Getränke stehen bei ihm nicht auf der Speisekarte. Aus religiösen Gründen. "Viele Leute trinken keinen Alkohol, also ist das nicht so schlimm", so Mohammad.
Eventuell auch eine Shisha-Bar in der Zukunft
Besonders wird die arabische Küche laut Alabdullah durch die Auswahl von Gewürzen und die traditionelle Zubereitung. Petersilie, Minze und Zimt sind beinahe Bestandteil jedes Gerichts. Einige seiner Speisen gibt es nur am Wochenende, da diese sehr aufwendig zuzubereiten sind. Auf die roten Teppiche aus seiner Heimat an den Wänden des Restaurants ist Mohammad besonders stolz: "So habe ich immer etwas um mich herum, das mich an meine Heimat erinnert", erzählt er.

Auch Pläne für die nahe Zukunft hat er schon gemacht. Im vorderen Teil des Ladens möchte er eine Shisha-Bar eröffnen, sofern es die amtlichen Vorgaben zulassen. "Die Leute können dort rauchen und sich hinten etwas zu essen bestellen", erklärt Mohammad. Die Schilder, die an die griechische Epoche erinnert haben, hat er entfernt. Damit man seinen Laden in der Altstadt auch findet, hat er sich ein drei Meter langes Schild anfertigen lassen, das demnächst die Fassade des Lokals schmücken soll. "Ich freue mich auf die kommende Zeit und hoffe, dass mein Essen bei den Neustädtern gut ankommt", so der Restaurant-Betreiber.