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Bad Königshofen: Vor 60 Jahren wurde Königshofen Standort der Bundeswehr: Hans Hälker erzählt, wie es sich als Soldat dort lebte

Bad Königshofen

Vor 60 Jahren wurde Königshofen Standort der Bundeswehr: Hans Hälker erzählt, wie es sich als Soldat dort lebte

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    Von der Thüringer Straße in Bad Königshofen kommend zogen die Soldaten zum  Marktplatz, wo die Begrüßung durch Landrat Dr. Karl Grünewald und den zuständigen Kommandeur stattfand.
    Von der Thüringer Straße in Bad Königshofen kommend zogen die Soldaten zum Marktplatz, wo die Begrüßung durch Landrat Dr. Karl Grünewald und den zuständigen Kommandeur stattfand. Foto: Helmut Hemmerich

    Wenn Hans Hälker in seinem Wehrpass blättert, sind damit unweigerlich Erinnerungen an seine vierjährige Bundeswehrzeit in Goslar und Königshofen im Grabfeld verbunden. Eine Stadt, die er bis zum Jahr 1961 nicht kannte, in der er dann aber seine Ehefrau Maria kennen lernte und hier sesshaft wurde. So wie viele seiner Kameraden. Insgesamt wurden in den fünf Jahren, in denen Königshofen Garnisonsstadt war, über 40 Ehen geschlossen. 60 Jahre sind es in diesem Jahr.

    Wie Hans Hälker erinnern sich Klaus Nieder, Clemens Behr oder auch Edmund Milz an ihre Zeit in der Kleinstadt Königshofen. Allein der Empfang blieb in Erinnerung, aber auch ein Großbrand in Untereßfeld, der dazu führte, dass der Einzug sich verschoben hatte. Ein unvergessliches Erlebnis, sagt Hans Hälker. Das war am 26. Juli 1962. "Die alte Stadtwache wurde durch die Bundeswehr abgelöst." Dies geschah in historischen Uniformen unter Leitung von Hauptmann a. D. Walter Zschech, dem Vorsitzenden des Soldaten- und Kriegervereins Königshofen.

    Hans Hälker gehört zu denjenigen Soldaten, die vor 60 Jahren mit dabei waren, als Königshofen Garnisonsstadt wurde. Er kam mit seinen Kameraden aus Goslar, wo  IV. Abteilung des Fernmelderegimentes 32 stationiert war. Heute hat er neben Fotos und Unterlagen noch seinen Wehrpass.
    Hans Hälker gehört zu denjenigen Soldaten, die vor 60 Jahren mit dabei waren, als Königshofen Garnisonsstadt wurde. Er kam mit seinen Kameraden aus Goslar, wo IV. Abteilung des Fernmelderegimentes 32 stationiert war. Heute hat er neben Fotos und Unterlagen noch seinen Wehrpass. Foto: Hanns Friedrich

    Garnison-Stab war im Schlundhaus Königshofen

    Seine Erinnerungen hat Hans Hälker in der Chronik des Garnison-Vereins im Jahr 2016 niedergelegt. Es ist die Geschichte der IV. Abteilung des Fernmelderegimentes 32, das von 1962 bis 1967 in der einstigen fürstbischöflichen Festungsstadt Königshofen stationiert war. Zentrale Aufgabe der Soldaten war die Luftraumbeobachtung an der damaligen Zonengrenze zur DDR.

    Das geschah damals noch mit dem Feldstecher und einem einfachen Telefon, wenn etwas gemeldet werden musste. Erst später wurde die Radarstation am Lahnberg in Eyershausen eingerichtet. Wenn Hans Hälker sich an die Anfänge in Königshofen erinnert, waren dies durchaus chaotische Zustände. Der Stab war im heutigen Hotel Schlundhaus untergebracht, das Lazarett befand sich in der Thüringer Straße in einem Privathaus, die Offiziere wohnten in Privatunterkünften. Die Soldaten waren anfangs im heutigen Gemeindehaus, über der damaligen Küsterwohnung und im Nebenhaus untergebracht. Die damalige Wäscherei Lindenmayr übernahm die Reinigung der Dienstkleidung

    Kaserne an der Thüringer Straße in Bad Königshofen entstand nach und nach

    Erst nach und nach entstand eine provisorische Kaserne an den heutigen Tennisplätzen an der Thüringer Straße. Hier wurden die sogenannten "Kanonenöfen" in den Wintermonaten angeschürt, die aber auch nicht die notwendige Wärme brachten, sagt Hans Hälker. Er erinnert in diesen Zusammenhang an Landrat Dr. Karl Grünewald, der über den damaligen Stadtrat Kammhuber, der wiederum Kontakte zur obersten Führung der Bundeswehr hatte, den Stab und die 17. Kompanie der IV. Abteilung des Fernmelderegiments 32 nach Königshofen brachte. Er war es auch, der die Bundeswehr dann auch immer wieder für die Vorhaben des Landkreises einsetzte.

    Der rührige Landrat Dr. Grünewald war zweifelsohne der Motor für die heutige Kur- und Schulstadt Bad Königshofen. Doch zurück zum Bundeswehrstandort. "Wir wurden 1962 von der Bevölkerung überaus freundlich aufgenommen", sagt Hans Hälker. Das gute Verhältnis habe sich auch dadurch stetig verbessert, weil die Soldaten bei etlichen Notfalleinsätzen wie etwa den Großbränden in Untereßfeld und Gollmuthhausen tatkräftig mit angepackt haben. Sie stellten unter anderem bei einer Baumpflanzaktion der neu gegründeten Kreismittelschule im Herbstädter Wald die Verpflegung der Schülerinnen und Schüler mit der "Gulaschkanone".

    Woran der Grundsstückskauf für eine Kaserne scheiterte

    "Von einem richtigen, geordneten Kasernenleben konnte man nicht sprechen, denn immer waren Soldaten jeglichen Dienstgrades in der Stadt unterwegs", schreibt Hans Hälker. Es war auch die Zeit, in der es noch die sogenannte "grüne Grenze" gab. Erst nach dem Bau der Berliner Mauer am 13. August 1962 wurde auch das Grenzland befestigt. Um die Flugzeugerkennung zu trainieren, wurde in der damaligen Volksschule ein Schulungsraum eingerichtet. Dass Königshofen nur fünf Jahre Bundeswehrstandort war, hatte seine Gründe, weiß Hans Hälker.

    Eigentlich sei schon alles für den Erwerb eines großen Grundstücks am westlichen Stadtrand vorbereitet gewesen, um dort eine Kaserne zu errichten. "Der Kauf scheiterte aber an den zu hohen Forderungen der Eigentümer, sodass die Soldaten im Frühjahr 1967 nach Lauda/Baden verlegt wurden." Heute erinnert nichts mehr an die Zeit, als Bundeswehrsoldaten zum normalen Erscheinungsbild in der Badestadt gehörten. Dort wo einst die provisorische Kaserne stand und die Deutsche Flagge am hohen Mast wehte, sind heute die Tennisplätze.

    Die "Festungswache" beim Einzug der Bundeswehr im Jahr 1962.
    Die "Festungswache" beim Einzug der Bundeswehr im Jahr 1962. Foto: Helmut Hemmerich

    Wo sich Hans Hälker in Bad Königshofen engagierte

    Zur Erinnerung an die Zeit in Königshofen wurde der Garnison-Verein 1969 gegründet. Auch wenn der Verein nicht mehr besteht, kommen einige Ehemalige mit ihren Familien und Kindern immer wieder einmal in die ehemalige Garnisonsstadt. Zahlreiche Soldaten sind hier sesshaft geworden. Hans Hälker schlug vier Jahre nach dem Weggang der Bundeswehr aus der Stadt eine neue berufliche Laufbahn als Bankkaufmann ein.

    In Bad Königshofen engagierte er sich unter anderem 20 Jahre im Pfarrgemeinderat, war Gründungsmitglied der Caritas Sozialstation St. Peter, Mitglied des Stadtrates, im Kreisjugendring Königshofen und in der Soldaten- und Kriegerkameradschaft. 1962 wurde durch seinen Einsatz eine neue Fußballjugendmannschaft beim TSV Königshofen gegründet. Enge Verbindungen pflegte er zur Benediktiner Abtei Münsterschwarzach und zu Missionsstationen in Tansania.

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