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Wechterswinkel: Vortrag von Hanns Friedrich: Als der Todeszaun mitten durch Deutschland verlief

Wechterswinkel

Vortrag von Hanns Friedrich: Als der Todeszaun mitten durch Deutschland verlief

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    Der Film von Hanns Friedrich zeigte bedrückende Bilder.
    Der Film von Hanns Friedrich zeigte bedrückende Bilder. Foto: Klaus-Dieter Hahn

    "Schon fast vergessen: früher todbringende Grenze – heute Radlerstrecke". Mit dazu passenden Bildern beginnt der Dokumentarfilm "Der Todeszaun", den Kreiskulturreferent Hanns Friedrich vor wenigen Tagen im "Kloster Wechterswinkel" präsentierte. Diese Filmvorführung war weit mehr als nur Ersatz für die krankheitsbedingte Absage des ursprünglich an diesem Abend geplanten Vortrags "Es war einmal…. Die Welle Mainfranken".

    Sichtlich beeindruckt verfolgten die Besucher ein Stück deutscher Zeitgeschichte, die für die jüngeren Generationen kaum noch nachvollziehbar ist. Jahrzehntelang war Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg durch eine unmenschliche Grenze geteilt, die, wie in den benachbarten Grabfeld-Dörfern Irmelshausen (BRD) und Mendhausen (DDR) Mutter und Tochter so sehr voneinander getrennt hat, dass es der Tochter nicht einmal möglich war, zur Beerdigung der Mutter zu gelangen.

    Hanns Friedrich hat als Zeitzeuge den "Kalten Krieg, aber auch die Grenzöffnung miterlebt.
    Hanns Friedrich hat als Zeitzeuge den "Kalten Krieg, aber auch die Grenzöffnung miterlebt. Foto: Klaus-Dieter Hahn

    Mit allen Mittel Fluchtversuche verhindern

    Im Film schildert der frühere Grenzpolizist Reinhold Albert den Aufbau der Grenzanlagen mit unter anderem Stacheldraht- und Metallgitterzäunen, Hundelaufanlagen, Kfz-Sperrgraben, Beobachtungstürmen, Erdbunker, Stolperdrähten, Minenfeldern, Grenzmeldenetz und den "bestialischen" Selbstschussanlagen.

    Mit allen Mitteln versuchte die DDR auf diese Art und Weise, Fluchtversuche ihrer Bürger zu verhindern. Dennoch gelang immer wieder Menschen die Flucht über den "Todessstreifen". Bedrückend die Aufnahmen vom Bau der Grenzanlagen und der Verminung durch Pioniere, tief bewegend die Schilderungen von Augenzeugen gescheiterter Fluchtversuche oder eines bei der Wartung der Selbstschussanlagen schwer verletzten ehemaligen Grenzsoldaten. "Es ist Wahnsinn, was da früher gelaufen ist", so der Kommentar von Hanns Friedrich.

    Unbändige Freude nach Grenzöffnung

    "Zumal wir auch noch angesichts der Raketenstellungen auf den Gleichbergen am Pulverfass gesessen waren und es gar nicht gemerkt haben." Von den Gleichbergen aus wurde der gesamte bundesdeutsche Funkverkehr bis zum Flughafen Frankfurt abgehört. Dennoch haben die Menschen immer wieder Möglichkeiten gefunden, Kontakt über die Grenze hinweg aufzunehmen, wie findige Kinder, die eben Flaschenpost genutzt haben. "Der Traum vom Fall der Grenze ist immer lebendig geblieben."

    Unbändige Freude, pure Erleichterung und echte Glücksgefühle sprechen aus den Bildern, als dann ab November 1989 die Grenze immer durchlässiger wurde und schließlich ganz abgebaut wurde. Kilometerlange Trabi-Staus , Glockengeläut, Blasmusik, Freudentränen, innige Umarmungen sprechen Bände. Beeindruckend auch die Bilder von der Vierzehnheiligen-Männerwallfahrt, als mit Spazierstöcken ein Grenztor geöffnet wird und 276 Männer erstmals über früheres DDR-Gebiet betend und singend marschieren können.

    In der Schranne von Bad Königshofen befindet sich das "Museum für Grenzgänger", für das sich erst in letzter Zeit verstärkt auch Schulen interessieren. Hanns Friedrich hält es für wichtig, die Erinnerungen an diese Jahre wachzuhalten. "Wir haben mit der Grenze und dem Kalten Krieg gelebt. Die Jugend weiß das gar nicht mehr."

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