Der Rosenmontagsumzug in Wargolshausen hat sich im Laufe von fast 60 Jahren zu einem echten Highlight der Rhön-Grabfelder Narrentage entwickelt. Was heute als großes Gemeinschaftsprojekt gefeiert wird und Strahlkraft für die ganze Region besitzt, begann 1967 mit der spontanen Idee, einen Faschingszug ins Leben zu rufen. Der Mellrichstädter Karnevalsgesellschaft (MKG) sei Dank. Denn die Narren aus der Streutalmetropole waren am Rosenmontag 1967 nach Wargolshausen gekommen und legten gemeinsam mit den Fosenöchtern aus dem Dorf die Basis für das närrische Treiben. Es war der Beginn einer dynamischen Entwicklung, die auch nach fast sechs Jahrzehnten noch anhält.

Die Wagenbauer aus Wargolshausen setzten von Beginn an auf Kreativität und handwerkliches Geschick und überraschten jedes Jahr die Gäste mit neuen, aufwendigen Motiven, fantasievollen Kostümen und beeindruckenden Konstruktionen. Ihr Anspruch, echte Kunstwerke auf die Straße zu bringen, ist dabei bis heute ungebrochen.
Riesenrad, Schaukel und Karussell auf dem Faschingswagen
Schon früh wurden neben den "Einweg-Fahrzeugen" massive, mehrfach verwendbare Faschingswagen für Garde und Elferrat entwickelt. Herausragend dabei die technisch anspruchsvollen Konstruktionen mit Riesenrad, Schaukel und später sogar mit einem Karussell. Doch wie es in der Tradition des Vereins liegt, ruhten sich die kreativen Köpfe nie auf ihren Lorbeeren aus. Vor einigen Jahren reifte die Idee, einen neuen Gardewagen zu bauen – ein Projekt, das große Herausforderungen, aber auch viel Begeisterung mit sich brachte.
Der Startschuss für den Neubau fiel mit der Entdeckung eines gebrauchten Tiefladers vor sechs Jahren auf eBay-Kleinanzeigen. Dieses unscheinbare Angebot sollte zu einem ambitionierten Vorhaben werden.

Elferrat Manfred Hartinger holte in einer 15-Stunden-Aktion den Wagen mittels Traktor aus dem Raum Saarbrücken nach Rhön-Grabfeld. Es wurde zu einer Überführung mit Komplikationen. Schließlich gab es gleich zwei Begegnungen mit der Polizei. Einmal, als Hartinger mit seinem Traktor-Gespann in einer Sackgasse steckengeblieben war. Ein anderes Mal, als er auf einer Schnellstraße gestoppt wurde, da er vermeintlich die vorgeschriebene Geschwindigkeit von Tempo 60 nicht erreichen konnte. Aber der Elferrat bestand den Praxistest, indem er aus seinem Traktor alles herausholte, während die Polizisten hinter ihm die Geschwindigkeit kontrollierten.
Anfang 2024 wurde die aufwendige Restaurierung angepackt
Doch dann legte die Corona-Pandemie das Projekt zunächst einmal auf Eis. Erst Anfang 2024 wurde das Vorhaben wieder aufgenommen. Unter der Leitung von Christoph Büttner, Benni Emes und Markus Niessner, unterstützt von Elferrätinnen und Elferräten, begann die aufwendige Restaurierung. Zunächst wurden alle Metallteile entrostet, grundiert und gestrichen. Störende Aufbauten wurden entfernt, die Reifen erneuert und eine Bodenplatte eingebaut.

Hubert Warmuth, ein erfahrener Metallspezialist, widmete sich der Restaurierung des historischen Karussells, das zuvor noch mit einem Panzergetriebe aus dem Zweiten Weltkrieg betrieben worden war. Schließlich handelte es sich dabei um ein Bauteil, das mindestens 80 Jahre auf dem Buckel hatte. Als Ersatz für das museumsreife Getriebe wurde ein Motor eingebaut, der dafür sorgen sollte, dass die Konstruktion sich nicht nur drehte, sondern auch Sicherheit für die elf Gardemädchen in den Metallkörben versprach.
Riesige Narrenkappe krönt den neuen Wagen
Ein Highlight des Projekts war die Gestaltung des Wagens. Sitzungspräsident Jochen Gans entwarf dazu eine riesige Narrenkappe als optisches Zentrum für den knapp zehn Meter langen Wagen. Zahlreiche Helferinnen und Helfer setzten den Entwurf mit viel Liebe zum Detail um.

Eine Holzkonstruktion, mit Hasendraht überzogen, bildete das Grundgerüst. Endlose Schichten aus Zeitungspapier und Kleister folgten, bevor Wagenmalerin Helga Gans das Kunstwerk farblich gestalten konnte. Das Ergebnis: ein wahres Prunkstück, das alle Blicke auf sich ziehen wird und deren Farbbrillanz durch mehrere Klarlackschichten konserviert wird.
Am Rosenmontag ist es nun soweit und der neue Gardewagen wird erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Dabei hatten die Baumeister Glück. Denn fast hätte das Gefährt nicht zum Einsatz kommen könnte. Bei aller Euphorie über die Schönheit der Kappe hatten die Baumeister verpasst, die Toröffnung zu messen. Aber manchmal braucht man einfach auch mal dieses Quäntchen Glück. Und wenn es nur ein Fingerbreit Luft ist, der beim Verlassen des Wagens zwischen Türschwelle und Kappenspitze liegt.