Es war wohl eines der meist diskutierten Gebäude der letzten Jahre in Rhön-Grabfeld: Das denkmalgeschützte "Schmitts Mary Haus" in Bad Neustadt. Das zuletzt stark einsturzgefährdete Haus mit langer jüdischer Vergangenheit wurde Anfang Februar 2023 abgerissen. Der bayerische Landesverein für Heimatpflege hat es nun in seine Liste "bedauerlicher Abrisse" aufgenommen und stellt es für die Abstimmung zum "Abriss des Jahres 2023" zur Wahl.
Bis es schließlich doch abgerissen wurde, zerfiel das Schmitts Mary Haus unweit des Kurviertels von Bad Neuhaus jahrelang immer mehr. Die BGL Grundbesitzungsverwaltungs-GmbH, eine Tochterfirma des Rhön-Klinikums, als Besitzerin hatte nach eigenen Aussagen bereits 2014, 2016 und 2018 Abrissanträge gestellt, die aber nicht genehmigt worden waren.

"Jahrelange Vernachlässigung und Untätigkeit ließen das Gebäude immer weiter verfallen", begründete der Bayerische Landesverein für Heimatpflege auf seiner Internetseite die Aufnahme des Schmitts Mary Hauses in die Abstimmung. "Eine Sanierung zu früherem Zeitpunkt wäre wohl zumutbar gewesen", hieß es dort weiter.
Im Januar 2023 stürzte die vom Regen aufgeweichte Fassade des Hauses teilweise ein. Damit sahen Landratsamt Rhön-Grabfeld und Landesamt für Denkmalpflege die Standsicherheit des Gebäudes nicht mehr gewährleistet, eine Notsicherung wäre, sofern überhaupt möglich, nur mit "unverhältnismäßig hohem Aufwand" möglich gewesen.
Und so rückten am 1. Februar 2023 Baufahrzeuge und Bagger zum Abriss des Gebäudes an. Das ehemals jüdische Wohnhaus stammt wohl aus dem 18. Jahrhundert. Erhaltenswerte Gegenstände, beispielsweise die Türe mit der historischen Jahreszahl "1794" wurden gesichert, Wände und Fenstersimse vorsichtig eingelegt. Damit verschwand auch ein Stück jüdischer Geschichte aus Bad Neustadt.

Neben dem Schmitts Mary Haus in Bad Neustadt standen elf weitere bayerische Gebäude auf der Voting-Liste zum "Abriss des Jahres". Darunter sind etwa eine 1892 erbaute ehemalige Gerbereiwerkstatt in Kronach, der Alte Güterbahnhof in Kulmbach von 1890 oder der Opfertrakt/Ostflügel der Heil- und Pflegeanstalt in Erlangen (Baujahr 1846).
Die Abstimmung zum "Traurigsten Abriss des Jahres" lief bis Mittwoch, 10. Januar. "Sieger" wurde der Internetseite www.heimat-bayern.de/abriss-des-jahres-2023.html zufolge mit mehr als 350 Stimmen ein 1802 erbautes Fachwerkhaus in Rödensdorf/Bayreuth, das einst als "das schönste Fachwerkhaus Oberfrankens" galt.
Auf dem zweiten Platz landete der Opfertrakt/Ostflügel der Heil- und Pflegeanstalt in Erlangen (Baujahr 1846), das Schmitts Mary Haus ist nicht unter den Gewinnern. Insgesamt gingen 1400 Stimmen ein.
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