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Bad Neustadt: Welche Kirchen in Bad Neustadt müssen schließen? Noch kennt nur ein ausgewählter Kreis die Vorschläge des Bistums Würzburg

Bad Neustadt

Welche Kirchen in Bad Neustadt müssen schließen? Noch kennt nur ein ausgewählter Kreis die Vorschläge des Bistums Würzburg

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    Im Pastoralen Raum Bad Neustadt liegen die Vorschläge des Bischöflichen Ordinariats Würzburg für die einzelnen Kategorien der Kirchen und weiteren Gebäude auf dem Tisch. Diese werden zunächst nur intern diskutiert. Die Kirchengemeinden haben nun vier Monate Zeit, dazu Stellung zu nehmen. Das Foto zeigt die Kirche Maria Himmelfahrt in Bad Neustadt.
    Im Pastoralen Raum Bad Neustadt liegen die Vorschläge des Bischöflichen Ordinariats Würzburg für die einzelnen Kategorien der Kirchen und weiteren Gebäude auf dem Tisch. Diese werden zunächst nur intern diskutiert. Die Kirchengemeinden haben nun vier Monate Zeit, dazu Stellung zu nehmen. Das Foto zeigt die Kirche Maria Himmelfahrt in Bad Neustadt. Foto: Sigrid Brunner

    Die Kategorisierung aller Kirchen, Pfarrhäuser und Pfarrheime durch das Bistum Würzburg schreitet voran. Die Diözese stellt alle ihre Immobilien auf den Prüfstand und beurteilt ihre Zukunftsaussichten. Im Fokus der Öffentlichkeit stehen natürlich die Kirchen, die für viele Menschen nur schwer aus dem Gemeindeleben wegzudenken sind. Diese werden in fünf Kategorien eingeteilt, von A bis E. Für A gilt: Angesichts der überörtlichen Bedeutung der Kirche erteilt die Diözese Zuschüsse für Generalsanierungen, bauliche Ergänzungen und die Ausstattung. Und für E gilt: Von der Diözese gibt es nur noch Zuschüsse für die Verkehrssicherheit im Außenbereich. 

    Im Kern geht es darum, welche Gebäude, Bau- und Instandsetzungsmaßnahmen weiter von der Diözese mitfinanziert werden können – und welche nicht. Angesichts bröckelnder Kirchensteuereinnahmen und der sinkenden Zahl von Haupt- und Ehrenamtlichen stellt sich das Bistum der Frage, was es in Zukunft leisten muss und kann. Die Kategorisierung ist ein langer Prozess, angefangen von der Erarbeitung der Kategorien über die Diskussion vor Ort bis zur letztendlichen Entscheidung. Wo steht der Pastorale Raum Bad Neustadt ist diesem Prozess? Was ist bereits geschehen und was sind die nächsten Schritte?

    Die Moderation liegt in den Händen von Domkapitular Thomas Keßler

    Moderator im Pastoralen Raum Bad Neustadt, in dem 18.000 Katholikinnen und Katholiken leben, ist Domkapitular Thomas Keßler. Ihm steht als Koordinator Pastoralreferent Christian Klug zur Seite. Ihre Aufgabe ist nun die Kommunikation und Organisation der Entscheidungsfindung vor Ort. Zusammen mit dem Rat im Pastoralen Raum bilden sie die lokale Steuerungsgruppe.

    Domkapitular Thomas Keßler ist in Sachen Kategorisierung der zuständige Moderator im Pastoralen Raum Bad Neustadt.
    Domkapitular Thomas Keßler ist in Sachen Kategorisierung der zuständige Moderator im Pastoralen Raum Bad Neustadt. Foto: Sigrid Brunner

    Keßler erhielt am Donnerstag, 2. Februar, Post vom Bischöflichen Ordinariat Würzburg. In dem Schreiben wurde ihm von der Projektgruppe Immobilienkategorisierung, an deren Spitze Jürgen Emmert steht, die Kategorienvergabe für die Kirchen und Gebäude im Pastoralen Raum Bad Neustadt mitgeteilt. Die Liste wird nun zunächst intern besprochen und dringt noch nicht an die Öffentlichkeit. "Es gibt ein paar Punkte, wo eine schwierige Entscheidung zu treffen ist", sagt der Domkapitular zu den Vorschlägen. Mit Stichtag 2. Februar begann damit ein viermonatiges Rückmeldeverfahren, das den einzelnen Gemeinden die Möglichkeit für Änderungsvorschläge gibt.

    Wie gestaltet sich der ganze Vorgang, bei dem letztendlich über die Zukunft von Kirchen, Pfarrzentren, Pfarrhäusern und Pfarrbüros entschieden wird? Beginnend mit dem November 2021 fanden im Bistum Würzburg Sondierungsgespräche mit den Moderatoren und Koordinatoren statt, in deren Mittelpunkt allgemeine Informationen standen. Im Spätherbst vergangenen Jahres war ein Treffen mit Vertretern der Diözese im Pastoralen Raum Bad Neustadt, bei dem erste Kategorisierungsvorschläge diskutiert wurden. Anwesend waren Kirchenpfleger, Vertreter der Pfarrgemeinderäte und neben Pfarrer Keßler weitere Geistliche. 

    Diskussion in den Kirchenverwaltungen und Pfarrgemeinderäten

    "Das war ein konstruktives Gespräch", blickt der Domkapitular zurück. Dabei seien Bedenken, aber auch Verständnis für einzelne Vorschläge geäußert worden. Die Kategorisierung wurde daraufhin nochmals in Würzburg überarbeitet. Das Ergebnis erhielt der Domkapitular nun am 2. Februar. 

    "Wir müssen lernen, kleinere Brötchen zu backen."

    Domkapitular Thomas Keßler, zuständiger Moderator im Pastoralen Raum Bad Neustadt

    Die Kategorienzuteilung werde nun durch alle Gremien gehen, das heißt durch die Kirchenverwaltung, den Pfarrgemeinderat und die gemeinsamen Ausschüsse, erläutert Keßler. In jedem Gremium braucht es einen formellen Beschluss, ob man mit dem Vorschlag einverstanden ist oder nicht. Bei Änderungsbedarf erfolgt eine Rückmeldung an die Projektgruppe im Bischöflichen Ordinariat zusammen mit einer Stellungnahme der Steuerungsgruppe sowie des Rates im Pastoralen Raum und deren Alternativvorschlägen.

    Das letzte Wort hat der Würzburger Bischof Franz Jung

    Die Änderungsvorschläge werden in Würzburg binnen zwölf Wochen von der Projektgruppe geprüft und kommentiert. Anschließend werden sie noch von Generalvikar Jürgen Vorndran, Finanzdirektor Sven Kunkel und Domkapitular Albin Krämer abgeklärt und entschieden. Sollte die Antwort in den Gemeinden nicht zufriedenstellend sein, besteht die Möglichkeit, bei Bischof Franz Jung Einspruch einzulegen, der dann das letzte Wort hat. 

    "Es hilft nichts, die Entscheidungen müssen her", sagt dazu Keßler. Er nennt Zahlen. 2022 standen zum Beispiel in der Pfarreiengemeinschaft St. Martin, Brend mit rund 4600 katholischen Gemeindemitgliedern 30 Taufen 131 Kirchenaustritte oder Todesfälle gegenüber. "Die Schere geht gewaltig auseinander."

    Jede Kirchengemeinde müsse ihre Gebäude dahingehend prüfen, welche Sanierungskosten anstehen und ob sie diese gegebenenfalls ohne Zuschüsse der Diözese tragen kann. Überlegt werden müsse auch, inwieweit bestimmte Gebäude aktuell genutzt werden, wo Leben herrscht oder wo Leben wieder angekurbelt werden kann. Das sei alles keine schöne Aufgabe, aber es führe kein Weg daran vorbei, so Keßler.

    Eigentümer der Gebäude sind die örtlichen Kirchenstiftungen

    Wenn das Bistum einer Kirche die Kategorie E zuteile, heiße das nicht, erklärt der Pfarrer, dass die Kirchengemeinde die Schlüssel abgeben müsse. Eigentümer der Gebäude seien die örtlichen Kirchenstiftungen und nicht die Diözese. Es bedeute, dass vom Bistum keine Zuschüsse mehr für den Unterhalt der Kirche zu erwarten sind – bis auf die erwähnten Zuschüsse für die Verkehrssicherheit im Außenbereich. 

    Im Pastoralen Raum Bad Neustadt herrsche natürlich keine große Begeisterung über diese Entwicklung, schildert der Domkapitular die allgemeine Stimmungslage, aber im Großen und Ganzen sei Verständnis für die einschneidenden Maßnahmen vorhanden. 

    "Wir müssen uns bei Kirchensanierungen davon verabschieden, dass es immer Rundum-Erneuerungen vom Dach über den Altar bis zur Heizung sein werden", erklärt Keßler. Das sei vorbei. "Wir müssen lernen, kleinere Brötchen zu backen." Man müsse künftig auch mit Teilsanierungen zufrieden sein. Überlegenswert seien auch verstärkt Aktionen oder Veranstaltungen, um Spenden für eventuelle Sanierungen zu erhalten. 

    Gemeinsame Nutzungen von Pfarrheimen sollen möglich sein

    Des Weiteren fordert Keßler die Gläubigen zu Offenheit auf, Pfarrheime künftig mit anderen zu teilen. Dabei denkt er vor allem an Vereine oder eine ökumenische Nutzung. Aber auch die Profanierung einer Kirche sei nicht unmöglich. Der Geistliche zählt als Beispiele eine Kirche in Münster auf, in der heute ein Verlag seinen Sitz hat. Oder eine Kapelle in Limburg, die in ein Lokal umgewandelt wurde. 

    Trotz des schwierigen Themas blickt Pfarrer Keßler den nächsten Monaten ruhig entgegen. Die erste Besprechung sei gut gelaufen. "Wir werden eine Lösung finden", ist er überzeugt.

    5 Kategorien von A bis E - So werden die Kirchen im Bistum Würzburg eingeteiltFünf Kategorien hat eine Arbeitsgruppe der Diözese Würzburg zur Einteilung der Kirchen des Bistums erarbeitet. Sie sollen künftig die Grundlage für Bezuschussungen von Baumaßnahmen sein. Hier die Kategorien - und ihre Konsequenzen:A - Kirche mit überörtlicher Bedeutung: Bedeutsame Kirche des Bistums aufgrund ihrer herausragenden pastoralen oder ihrer historischen oder künstlerischen Bedeutung. Hier gibt die Diözese Zuschüsse für Generalsanierungen, bauliche Ergänzungen und Ausstattungen.B - Zentrale Kirche einer Untergliederung/PG: Günstig gelegene Kirche einer Untergliederung, die zudem barrierefrei ist und eine genügende Anzahl an Parkplätzen aufweist. Hier ist auf längere Sicht das Angebot eines vielfältigen, auch sonntäglichen Gottesdienstangebotes gegeben. Die Diözese erteilt dafür Zuschüsse für Sanierungen innen und außen sowie Maßnahmen der Inklusion.C - Klassische Dorfkirche: Kirche in einer Gemeinde mit mehr als 100 Katholiken, wo ein regelmäßiges Gottesdienstangebot (mindestens 14-tägig) gewährleistet ist. Es gibt diözesane Zuschüsse für Instandhaltung innen und außen.D - Kirche in kleinen Orten: Dorfkirchen in Orten von weniger als 100 Katholiken oder ohne regelmäßiges Gottesdienstangebot. Diözesane Zuschüsse für Verkehrssicherheit innen und außen.E - Kirche für neue Nutzung: Zweitkirchen, die mittelfristig profaniert und somit einer anderen Nutzung zugeführt werden sollen. Die Diözese erteilt dafür Zuschüsse für die Verkehrssicherheit im Außenbereich. Zu der Bedeutung von Zweitkirchen erläutert die Diözese, dass man sich in Pfarreien und Kommunen, in denen in der Nachkriegszeit eine weitere Kirchengemeinde ausgegründet oder eine größere Pfarrkirche errichtet wurde, künftig auf eine der beiden fokussieren will. Quelle: Diözese Würzburg

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