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Bad Neustadt: Wenn Ängste und Sorgen plagen: Maria Blümm aus Bad Neustadt fühlt sich von einer blauen Bank getröstet

Bad Neustadt

Wenn Ängste und Sorgen plagen: Maria Blümm aus Bad Neustadt fühlt sich von einer blauen Bank getröstet

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    Die Bank im Garten der Familie Blümm war schon Zeugin zahlreicher Gespräche. Auch bot sie über Generationen hinweg einen Zufluchtsort.
    Die Bank im Garten der Familie Blümm war schon Zeugin zahlreicher Gespräche. Auch bot sie über Generationen hinweg einen Zufluchtsort. Foto: Maria Blümm

    Es sind oft unscheinbare Dinge, die unsere Gedanken aus dem Alltag wegführen und uns ein Lächeln ins Gesicht zaubern. So ging es Maria Blümm aus Bad Neustadt, als sie die Gartenmöbel aus dem Keller schleppte und es sich in ihrem Garten gemütlich machte. Nachfolgend ihre Erzählung dazu:

    Die "blaue Bank", das gute alte Stück, das noch von meinen Großeltern stammt und von Zeit zu Zeit einen neuen Anstrich verpasst bekommt, kam an ihren angestammten Platz und schon wurden Erinnerungen aus meiner Kindheit wach.

    Dieses " Bänkle" hatte immer den schönsten Platz in Omas Garten. Es war und ist noch heute das "Feierabendbänkle". Ein Ort zum Ausruhen, Nachdenken und manchmal auch ein Platz für ein Gespräch mit einem Freund oder einer müden Seele, die Zuwendung braucht.

    Jeder braucht Orte, die Ruhe schenken und der Seele gut tun

    Wir alle suchen und benötigen solche Rückzugsorte, die uns Ruhe schenken und der Seele guttun. Ich sehe meine Großeltern vor mir, genau auf dieser Bank sitzend und gemeinsam auf ihr Tagwerk blickend. Ein anderes Leben, eine andere Zeit, und doch die gleichen Wünsche und Sehnsüchte nach Glück, Gesundheit und Friede in der Familie und auf der Welt.

    Es sind Gedanken, die mir die Kunst vermittelt, aus der Einfachheit des Lebens die Glücksmomente zu erkennen. Die größte Freude hatte ich immer, wenn ich bei Oma und Opa übernachten durfte. Bei ihnen schien die Zeit stillzustehen.

    Maria Blümm
    Maria Blümm Foto: Maria Blümm/Selfie

    Obwohl es viel Arbeit gab und der Tag ausgefüllt war, fühlte ich eine Harmonie, die mir bis heute in Erinnerung ist. Es gab die Worte "Ich hab keine Zeit" nicht. Um 6 Uhr in der Früh begann der Tag meiner Großeltern. Es wurde der Herd angeschürt – auch im Sommer, um warmes Wasser zu haben. Oma kochte Linde's Kaffee und eine große Kanne Pfefferminztee, die Erfrischung für den Tag.

    Erinnerungen an die schöne Zeit mit den Großeltern

    Inzwischen verschwand Opa mit einer Waschschüssel ins ganz kleine Badezimmer. Es dauerte ein Weilchen, bis er frisch rasiert und gepflegt in die Küche trat. Er roch nach Pitralon, ein Rasierwasser, das ihm beim Auftragen die Tränen in die Augen trieb.

    Dann war Oma dran. Bei ihr dauerte es etwas länger. Sie hatte langes Haar, das sie zu einem Zopf flocht und zu einen Knoten steckte. Inzwischen hatte Opa den Tisch gedeckt und wir frühstückten zusammen. Kaffee, Butterbrot mit Marmelade – eine Köstlichkeit aus Omas Speisekammer. Das Glück der kleinen Dinge. Ihre Kirschmarmelade bleibt unvergessen und auch die Hagebuttenmarmelade ist bis auf den heutigen Tag der Inbegriff aller Köstlichkeiten.

    Wie einfach ist Glück zu beschreiben? Ein neuer Tag mit warmer Milch und Marmeladenbrot und dem Gefühl, daheim zu sein, das ist Glück. Eine Gartenbank, die noch heute Ruhe und Geborgenheit schenkt - auch das ist Glück.

    An manchen Sommertagen bin ich zu Besuch bei den Rosen gewesen, habe ihren Duft eingeatmet, ihre Schönheit bewundert und mich gefragt: "Ist das nicht eine Liebeserklärung an uns?" Auf dem Bänkchen sitzen, barfuß das weiche Gras unter den Füßen fühlen und über Opas Witze kichern, wie ein verliebtes, junges Mädchen - glückliche Tage, die sich bis in die Gegenwart immer und immer wiederholten.

    Die Personen verändern sich, aber die Bank ist geblieben

    Nur die Personen veränderten sich. Die Großeltern gingen, meine Eltern nahmen ihren Platz ein und eine neue Generation wuchs heran. Dann saßen meine Eltern, mein Mann und ich auf dem Bänkchen, die Kinder spielten im Gras und wir vergaßen die Zeit.

    Wenn ich darüber nachdenke, so würde ich diesen Ort als einen Kraftort bezeichnen. Jahr für Jahr blühen hier die Rosen. Es duftet nach Pfefferminze und Thymian - ein kleines blühendes Paradies voller Erinnerungen an meine Großeltern, Eltern, meine Familie und Freunde. Die Verbundenheit mit ihnen, die Freude, ihre Liebe und Geborgenheit, die ich empfinde, schenken Kraft, wenn Ängste und Sorgen plagen.

    Dieses Bänkchen kann viel erzählen. Zum Feierabend saßen Vater und Opa hier und plauderten über das, was geschehen war. Für Missgeschicke wurde eine Lösung gesucht. Opa und Oma rieten immer: "Nicht aufgeben, hinschauen und darüber reden." Und wenn es einmal ganz schlimm kam, dann gab es auch eine Schulter, an der man sich ausweinen konnte.

    Aber auch Abende, an denen wenig gesprochen wurde, waren keine Seltenheit. Man saß und lauschte dem Gesang der Vögel, die Gedanken kamen und gingen, bis die Nacht heraufzog und die Sterne am Firmament leuchteten.

    Der Wert eines guten Freundes: Zuhören und Rat geben

    An einem Sommerabend, der Garten war gegossen und man hatte mit dem Nachbarn einen Plausch gehalten, kam ein guter Freund meines Vaters. Irgendetwas bedrückte ihn sehr, das konnte man sehen. Der Felix, ein lebensfroher Mann, immer einen Spruch auf den Lippen, war nicht wiederzuerkennen.

    Mein Vater bat ihn herein, legte seinen Arm um seine Schulter und die beiden setzten sich auf die Bank. Noch nie hatte ich einen so traurigen Mann gesehen! Ich hielt mich ganz unauffällig in der Nähe der beiden Männer auf. Zu gerne hätte ich den Grund seiner Traurigkeit erfahren. Doch das gelang nicht. Mutter und Oma riefen und ich musste ins Haus. Doch was war da los?

    Nun gesellte sich Opa auch noch dazu und es entwickelte sich ein angeregtes Gespräch. Das Küchenfenster war weit geöffnet und so konnte man einige Wortfetzen hören. Es ging wohl um einen Freund, der Felix betrogen hatte und ihm dadurch geschadet hat. Nach einiger Zeit wurde es ruhig. Die drei Männer schwiegen. Mein Vater kam in die Küche, holte drei Krüge und drei Flaschen Bier. Dann kehrte er zu den zwei Männern zurück und sagte: "Wir werden heute dafür keine Lösung finden und jetzt lasst uns den Tag beschließen."

    Erst jetzt bemerkten wir, was für ein schöner Abend sich verabschiedete. Über diesen Vorfall wurde nie mehr gesprochen. Mein Vater sagte nur, als ich ihn nach dem Problem fragte, er spreche nicht darüber. Eines aber wollte er mir zu diesem Thema mitgeben, als er sagte: "Ein Freund ist etwas ganz Besonderes, und wenn er kommt und Hilfe braucht, musst du für ihn da sein. Du wirst jetzt nicht verstehen, was ich meine, aber später schon."

    Vertrauen und Wertschätzung

    Auch ich habe in meinem Leben Leute getroffen, die aus irgendwelchen Gründen beschlossen, meine Freunde zu werden und sie haben mir einiges beigebracht, sie haben mich im Grunde zu dem gemacht, der ich heute bin. Eine Freundschaft besteht darin, einen Menschen zu finden, der besser ist als man selbst - nicht klüger, nicht schöner, sondern liebenswürdiger, großzügiger und nachsichtiger. Man wertschätzt sie für das, was sie dir beibringen können, man hört ihnen zu, wenn sie etwas über dich sagen, egal ob es etwas Schlechtes oder Gutes ist – und man vertraut ihnen, was der schwierigste Teil ist.

    Aber auch der Beste. Die Worte meines Vaters hatten mich beeindruckt. Ich hatte auch Freundinnen, aber dieses Gespräch ließ mich nachdenklich werden. Die blaue Bank war Anlaufstelle in den verschiedensten Lebenslagen. Hier wurden Beeren genascht, Lieder gesungen, Witze erzählt, Groll verkocht in stiller Wut, geheult wie ein Schlosshund und getröstet durch Omas Schürze, die die Tränen abgewischt hat.

    Und heute sitze ich noch immer gerne hier und träume von all dem, was und wer mir in meinem Leben begegnet ist. Ich bin dankbar für dieses bunte, wunderbare Leben, mit allen Ecken und Kanten, Höhen und Tiefen. Für die Menschen, mit denen ich das Leben teile und die Freunde, die mich durch dieses Leben begleiten. Man braucht nicht viel, um glücklich zu sein, manchmal genügen eine Bank und ein Besuch bei der Rose.

    Maria Blümm: Zur PersonMaria Blümm wurde 1950 in Bad Neustadt geboren. Bereits ihre Mutter, Großeltern und Urgroßeltern mütterlicherseits waren Neustädter. Von Beruf war sie Friseurmeisterin. Über 50 Jahre war sie in diesem Beruf tätig. Ihre Hobbys sind Geschichten schreiben, Lesen und interessante Lebensbiografien hören. Zum Beispiel im Erzählcafé im Caritashaus in Bad Neustadt, das sie seit vielen Jahren aktiv unterstützt. Seit ebenfalls seit vielen Jahren ist sie Vorsitzende des Frauenbundes Bad Neustadt. Außerdem leitet sie eine Seniorengruppe der Pfarrei Maria Himmelfahrt, den Montagstreff. Sie selbst sagt: "Alles, was mit Begegnung zu tun hat, macht mir Freude. Ich möchte mit meinen Geschichten ein Lächeln auf das Gesicht zaubern und die Leserinnen und Leser für kurze Zeit in das Land der Erinnerung führen."Quelle: sbr

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