Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, stellt Hermann Hesse in einem seiner Gedichte fest. Manchmal allerdings scheint alles wie verhext und mancher könnte auf die Idee kommen, es wäre besser gewesen, alles so zu lassen, wie es war. Denn, wenn Straßen einen neuen Namen bekommen, dann kann es schwierig werden, wie Beispiele aus Trappstadt anschaulich zeigen.
Den Rettungssanitätern war es schon lange ein Anliegen gewesen. Sowohl in Trappstadt, als auch im Ortsteil Alsleben gab es eine Hauptstraße. Eine Verwechslungsgefahr bei Einsätzen, in denen es auf jede Minute ankommt, bestand immer. Zwar hatte es in der Vergangenheit noch keine Zwischenfälle mit ernsthaften Folgen gegeben, aber Bürgermeister Michael Custodis ließ sich schließlich überzeugen, den Gemeinderat mit dem Thema zu befassen. Dort einigte man sich darauf, die Änderung in Trappstadt vorzunehmen, um den in Alsleben ansässigen Spediteur Schnaus nicht übermäßig zu belasten.
Die Post und andere Stellen wurden mehrfach von der Änderung informiert
Aus der Hauptstraße in Trappstadt wurden schließlich zwei Straßen, die Torhausstraße und die Dorfstraße, was sich als keine gute Idee herausstellen sollte. Eine Dorfstraße gibt es unter der gleichen Postleitzahl nämlich auch schon in Breitensee und in Leinach, was wieder zu Verwechslungen führen kann. Obwohl die Bauabteilung der Verwaltungsgemeinschaft Bad Königshofen seit der Umsetzung zum 1. Januar 2018 mehrfach Post, Vermessungsamt, Telekom, Landratsamt - insgesamt 13 Behörden - von den Namensänderungen in Kenntnis gesetzt hat, ist es bis heute nicht gelungen, sie auf allen Kanälen vollständig umzusetzen. "Auch die Information an die Bürger war gut", sagt Custodis, der nicht nachvollziehen kann, dass es immer noch Probleme gibt. Gleichzeitig nimmt er die Verwaltung in Schutz, die immer wieder von verärgerten Anwohnern angegangen wird, die etwa Probleme mit der Postzustellung haben.
Eigentlich hätte nach der üblichen Übergangsfrist von drei Monaten, in denen die alte und neue Adresse für die Post gültig war, alles erledigt sein müssen. In dieser Zeit hatten die betroffenen Anwohner Zeit, Versicherungen und andere Unternehmen von der Änderung zu informieren. Aber weil das nicht klappte, hatte die Post die Frist auf Bitten der Gemeinde bis auf neun Monate verlängert.
Nutzer können Fehler bei Google Maps direkt melden
Doch auch ein Jahr später zeigt Google Maps die Hauptstraße und nicht die Dorfstraße an, wenn man über diesen Dienst den Kindergarten sucht. Warum das so ist, erklärt auch die Antwort von Google nicht. Dort heißt es nur, dass es der Anspruch von Google Maps sei, die genauesten, aktuellsten und relevantesten Informationen zu liefern. Falls Nutzer Fehler in Google-Maps-Karten bemerken, könnten sie mithilfe der Funktion "Problem melden"direkt Kontakt aufnehmen und über mögliche Änderungen und Aktualisierungen, die vorgenommen werden müssen, informieren. Die Frage, wie Google Maps darüber hinaus Informationen requiriert, bleibt unbeantwortet.
Auch andere Navigationsgeräte versagen hier. Das kann bisweilen richtig peinlich werden, wie Vereinsvorsitzender Berthild Bauer erlebt hat. Als den Kindergarten die Mitteilung über eine dicke Spende erreichen sollte, kam der mit Hauptstraße adressierte Brief zunächst gar nicht an. Mittlerweile hat man sich im Kindergarten beholfen, in dem gleich zwei Hausnummern nebeneinander an den Holzzaun vor das Gebäude montiert wurden.

Stinksauer, anders kann man es nicht sagen, wird Mathias Gerstner, wenn man ihn auf die Straßenänderung anspricht. Die Gemeinde habe überhaupt keine Veranlassung zur Namensänderung gehabt, sagt Gerstner, der in der Hauptstraße 43 gewohnt hat, die nun Torhausstraße 8 heißt. Viel Geld habe er verloren, als zum Beispiel eine Europalette mit Glas aus Italien nicht habe zugestellt werden können, weil die neue Adresse nicht gefunden wurde. Von dem Riesenärger, der damit verbunden sei, mal ganz abgesehen. Gerstner braucht die Flaschen, um seine selbst gebrannten und zum Teil mit hohen Auszeichnungen versehene Spirituosen abzufüllen. Zigmal habe es bisher Probleme gegeben.
Die bekannten Söhne der Gemeinde kamen bei der Straßenumbenennung nicht zum Zuge
Nicht verstehen kann Gerstner darüber hinaus, dass man bei der Umbenennung nicht die Chance genutzt hat, den bekanntesten Trappstädter Marcus Goldmann, den Künstler Erich Husemann oder den Stifter des Kindergartens, Nivard Kirchner, auf diese Weise zu ehren. Der Name "Dorfstraße" kommt ihn doch reichlich einfallslos vor. Bürgermeister Custodis betont dazu, dass dieser Name von Anwohnern gewünscht wurde.
Auch Spediteur Schnaus aus Alsleben, der seine Hauptstraßen-Adresse ja behalten durfte, hatte anfangs trotzdem große Probleme. Er weiß von Paketboten, die seine Firma in Großeibstadt gesucht haben, weil der Ort die gleiche Postleitzahl 97633 hat und es auch dort eine Hauptstraße gibt. Und natürlich seien auch viele durch Trappstadt geirrt. Und wenn der Lkw dann so groß ist, dass er nicht durch das Torhaus passt, kommt für die ortsfremden Fahrer noch ein großer Umweg über Bad Königshofen in Frage.
Bürgermeister Custodis steht trotz der Kritik zu der Entscheidung
Trotz des großen Ärgers steht Bürgermeister Custodis zu der Entscheidung der Straßen-Umbenennung. Das Risiko, dass durch eine Verwechslung bei Namensgleichheit der Straßen ein Mensch etwa nach einem Schlaganfall oder Herzinfarkt wichtige Minuten auf dem Weg ins Krankenhaus verliere, sei einfach zu groß. Schließlich müsste er ja dann mit der Verantwortung leben. Übrigens: Weit weniger aufregend verlief die gleichzeitig durchgeführte zweite Namensänderung, diesmal in Alsleben, wo der Kapellenweg zu "In den Bergen" umbenannt wurde, weil es in Trappstadt schon eine Kapellenstraße gibt.
Ähnliche Probleme gibt es in Sulzdorf, wo Namensgleichheiten von Straßen in Ortsteilen ebenfalls zu Umbenennungen führten. Über die Situation dort folgt demnächst ein Artikel