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Bastheim: Wenn der Zahnarzt ins Rathaus kommt: Wie die Behandlung im "Zahnmobil" in der Rhön abläuft und wer es nutzt

Bastheim

Wenn der Zahnarzt ins Rathaus kommt: Wie die Behandlung im "Zahnmobil" in der Rhön abläuft und wer es nutzt

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    Zahnarzt Franz-Josef Schubert kontrolliert im Rathaus von Bastheim die Zähne des Patienten Günter Langenbrunner. Der 78-Jährige ist froh, den neuen Service in seinem Wohnort nutzen zu können.
    Zahnarzt Franz-Josef Schubert kontrolliert im Rathaus von Bastheim die Zähne des Patienten Günter Langenbrunner. Der 78-Jährige ist froh, den neuen Service in seinem Wohnort nutzen zu können. Foto: Torsten Leukert

    Surrende Bohrer, Zahnbürsten auf dem Waschbecken, ein Tischchen mit "Bunte", "Family" oder anderen Magazinen: Diese Dinge erwarten Patientinnen und Patienten in vielen Zahnarztpraxen. Wer den Eingangsbereich der "Praxis" in Bastheim betritt, sucht all das vergeblich. Stattdessen verweisen Flyer auf Termine in der Gemeinde oder warnen ältere Menschen vor Trickbetrug. Ein hölzernes Türschild weist den Raum links des Eingangs schlicht als "Sprechzimmer" aus. 

    Entsprechend verwirrt wirkt die Seniorin, die an diesem Tag zum Behandlungstermin des "Zahnmobils" der Bad Neustädter Praxis von Dr. Karola Weinreich nach Bastheim gekommen ist. "Hallo, bin ich hier richtig beim Zahnarzt?", fragt sie und steckt ihren Kopf durch die Tür des Sprechzimmers. Ja, die Frau ist richtig. Das zeigt auch der Blick in den Raum. Zwar fehlen Großgeräte, wie man sie von Zahnarztpraxen kennt. Aber ein Behandlungsstuhl steht bereit, eine Lampe, ein Koffer mit Dental-Instrumenten und eine mobile Behandlungseinheit, mit der diese gereinigt werden.

    Operationen gehen nicht, Zahnkontrolle ist aber auch im Rathaus in Bastheim möglich

    Zahnarzt Franz-Josef Schubert, er ist angestellt in der Praxis von Dr. Karola Weinreich, und die zahnmedizinische Fachangestellte Sonja Porch bitten die Bastheimer Seniorin herein. Sie lasse ihre Zähne regelmäßig in der Praxis Weinreich in Brendlorenzen untersuchen, erzählt sie. Das ist allerdings keine Voraussetzung, auch Patienten anderer Praxen können die mobile Behandlung nutzen.

    "Das Angebot richtet sich insbesondere an Patienten, die ohne fremde Hilfe nicht in den nächsten Ort zum Zahnarzt gelangen können und die einen Pflegegrad haben", erklärt Carina Bachstein, die Managerin der Praxis Weinreich. Ziel des Pilotprojekts sei es, die zahnärztliche Versorgung im ländlichen Raum zu verbessern und zu erleichtern.

    Gerda und Günter Langenbrunner aus Bastheim sind froh über das Angebot. "Bisher waren wir bei einer Zahnarztpraxis, zu der wir weiter fahren mussten. Das ist mit meinem Mann, der nicht mehr gut laufen kann, aber schwierig", erzählt die 74-Jährige. Sie sei deshalb auf der Suche nach einer ebenerdigen Praxis und wolle das Angebot im Rathaus ausprobieren.

    Zwar sind im mobilen Behandlungszimmer keine größeren operativen Eingriffe und Röntgenaufnahmen möglich, denn die Praxis Weinreich hat bisher kein mobiles Röntgengerät angeschafft. Doch Vorsorge, Zahnsteinentfernung, kleinere Füllungen oder Abdrücke für die Prothesenreparatur können erledigt werden.

    Hygiene muss auch in der mobilen Praxis in Bastheim gewährleistet sein

    "Wenn sich herausstellt, dass die Behandlung sehr komplex oder schwierig ist, schicken wir die Patienten zur Weiterbehandlung in eine Praxis", erklärt der 59-jährige Franz-Josef Schubert. Er führte rund 35 Jahre lang eine Zahnarztpraxis in Münnerstadt und versieht nun im Auftrag seiner Chefin Dr. Karola Weinreich den mobilen Dienst.

    Dr. Karola Weinreich und der bei ihr angestellte Zahnarzt Franz-Josef Schubert betreuen mit ihrer mobilen Zahnarzteinheit Patienten außerhalb der Brendorenzer Praxis.
    Dr. Karola Weinreich und der bei ihr angestellte Zahnarzt Franz-Josef Schubert betreuen mit ihrer mobilen Zahnarzteinheit Patienten außerhalb der Brendorenzer Praxis. Foto: Karola Weinreich

    So auch an diesem Vormittag im Bastheimer Rathaus. Im Rahmen des Projekts "Versorgt am Ort" (Vormals "Verah am Ort") empfangen die Versorgungsassistenten eines Hausarztes dort bereits seit einigen Wochen Patienten, nun kommt noch der Zahnarzt-Dienst dazu.

    Mit dem Rollstuhl kann Gerda Langenbrunner ihren 78-jährigen Mann Günter bis neben den Behandlungsstuhl fahren. Sonja Porch und Franz-Josef Schubert legen Handschuhe und Mundschutz an, denn die Hygieneregeln müssen auch in der mobilen Praxis eingehalten werden. Porch hängt Günter Langenbrunner die Patientenserviette um und richtet die mitgebrachte Lampe aus.

    Besuche des Zahnarztes zu Hause und im Heim sind üblich

    Schon beginnt die Untersuchung: Der Arzt prüft den Zustand von Langenbrunners Zähnen, anschließend gibt es Tipps zur richtigen Zahn- und Prothesenpflege. Die nötigen Instrumente nimmt Assistentin Porch aus der mitgebrachten mobilen Zahnarzteinheit.

    In der mobilen Zahnarzteinheit finden Zahnarzt Franz-Josef Schubert und seine Assistentin verschiedene Dentalgeräte, mit deren Hilfe auch außerhalb der Praxis Patienten behandelt werden können.
    In der mobilen Zahnarzteinheit finden Zahnarzt Franz-Josef Schubert und seine Assistentin verschiedene Dentalgeräte, mit deren Hilfe auch außerhalb der Praxis Patienten behandelt werden können. Foto: Torsten Leukert

    Ein Zahnarzt im Rathaus? Das klingt außergewöhnlich. "In Seniorenheimen oder Einrichtungen für Menschen mit Behinderung ist es üblich, dass ein 'Partner-Zahnarzt' die Klienten vor Ort betreut, wenn diese das möchten", erläutert Guido Oster  (1. Vorsitzender des Zahnärztlichen Bezirksverbands Unterfranken) auf Nachfrage dieser Redaktion. Ebenso normal seien Besuche von Zahnmedizinern bei Patienten zu Hause, wenn diese nicht in die Praxis kommen können.

    Sonja Porch, zahnmedizinische Fachangestellte der Praxis Dr. Karola Weinreich,  reinigt im Rathaus von Bastheim medizinische Geräte. Die Hygieneregeln müssen auch in der mobilen Praxis eingehalten werden.
    Sonja Porch, zahnmedizinische Fachangestellte der Praxis Dr. Karola Weinreich,  reinigt im Rathaus von Bastheim medizinische Geräte. Die Hygieneregeln müssen auch in der mobilen Praxis eingehalten werden. Foto: Torsten Leukert

    Der mobile Zahnarzt-Dienst in Rathäusern oder anderen zentralen Räumen von Gemeinden dagegen kann wohl tatsächlich als außergewöhnlich bezeichnet werden. "Mir ist kein vergleichbares Projekt bekannt", so Oster. Allerdings könne er nicht ausschließen, dass so etwas auch in anderen Orten in Unterfranken oder Bayern praktiziert werde.

    Service muss sich rechnen für die Praxis von Dr. Karola Weinreich aus Bad Neustadt

    Weil es sich beim mobilen Zahnarztdienst nicht um einen Hausbesuch handelt, kann die Behandlung auch nicht als solcher abgerechnet werden. "Aufgrund von abrechenbaren Zuschlägen bei der Behandlung von Patienten mit Pflegegrad ist eine Finanzierung der anfallenden Kosten möglich. Patienten mit Pflegebedarf können von speziellen Zusatzleistungen profitieren und somit ihre Lebensqualität verbessern", so Carina Bachstein.

    Zum ersten Zahnarzt-Termin im Bastheimer Rathaus kamen zwei Patienten. Um das Projekt auf Dauer aufrechterhalten zu können, sollten es laut Bachstein neun bis zehn sein. Wie der Service angenommen wird und ob er sich rechnet, soll eine dreimonatige Testphase zeigen. Franz-Josef Schubert und eine Helferin werden dazu noch bis Ende Januar 2024 in verschiedenen Gemeinden in Rhön-Grabfeld unterwegs sein.

    Zahnmobil der Praxis WeinreichPatienten können sich in der Praxis Weinreich, Tel. (09771) 6355483, zu den folgenden Terminen des Zahnmobiles anmelden: 14. November: Oberstreu (ehemalige VR-Bank), 23. November: Windshausen (Gemeinschaftshaus, 1. Stock), 28. November: Bastheim (Rathaus); 5. Dezember: Oberstreu; 12. Dezember: Simonshof.Bei entsprechender Nachfrage kann das Angebot auf weitere Gemeinden ausgeweitet werden. Interessierte Bürgermeister können sich bei Praxismanagerin Carina Bachstein melden.Quelle: ku

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