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BAD KÖNIGSHOFEN: Wenn eine Schule Geburtstag hat

BAD KÖNIGSHOFEN

Wenn eine Schule Geburtstag hat

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    Unerlässliche Requisiten: Rauchschwaden und Hexenkostüme auch für die Fünftklässler.
    Unerlässliche Requisiten: Rauchschwaden und Hexenkostüme auch für die Fünftklässler. Foto: Foto: Silke Kurzai

    Vor 70 Jahren wurde das Gymnasium in Königshofen, damals noch ohne „Bad“, gegründet. Den runden Geburtstag feierten die Schulfamilie und viele Ehemalige mit einem Festwochenende.

    Nach dem Kabarettabend am Freitag (wir berichteten) war am Samstag Festbetrieb mit Spielen und Wettbewerben angesagt, die Theatergruppe und die Bigband traten auf und es fand ein Poetry-Slam statt. Am Sonntag endete das besondere Sommerfest mit einem Frühschoppen gemeinsam mit Christoph Jessberger.

    Viele Gäste dachten beim Treffen der Ehemaligen an ihre eigene Schulzeit zurück und vielleicht auch daran, dass die Existenz des Gymnasiums der Initiative von Männern zu verdanken ist, denen nach dem Weltkrieg die Bildung der Kinder besonders am Herzen lag.

    Zunächst ein Progymnasium

    Durch die Gründung eines „Mittelschulvereins“ im März 1947, durch einige Bürger, unterstützt durch Landgerichtsrat Dr. Guntram Fischer, Landrat Heinrich Gundlach, Bürgermeister Karl Weber, Pfarrer Helmut Wiegel und Geistlicher Rat Adam Pfeuffer, gelang es den Vorläufer des heutigen Gymnasiums aus der Taufe zu heben.

    Am 20. Mai 1947 begann der Unterricht in einem neu gegründeten „Progymnasium“ für 120 Schüler mit zwei ersten und einer zweiten Klasse in einer ehemaligen Baracke des Arbeitsdienstes. Genutzt wurden außerdem Räume im Elisabethaspital und in der Landwirtschafts- und Volksschule. Drei geeignete Lehrkräfte wurden gefunden. Dr. Hans Kentmann, ein Lehrer aus dem Baltikum, den die Kriegswirren nach Staffelstein verschlagen hatten, wurde Schulleiter. Außerdem unterrichteten anfangs Professor Karl Hauptmann, ein Heimatvertriebener aus dem Sudetenland, und Dr. Wilhelm Klose, ehemaliger Berliner Patentanwalt und Physiker.

    Das Schulgeld wurde auf 15 Reichsmark, für Kinder von Nichtmitgliedern auf 20 Reichsmark festgelegt. Daraus wurden die Gehälter der Lehrer und das Nötigste für den Schulaufwand bezahlt.

    Die erste große Belastungsprobe bestand das Progymnasium bei der Währungsreform, als jeder Bürger mit einem „Kopfgeld“ von 40 Mark neu beginnen musste und die Lehrer mehrere Monate auf ihr Gehalt verzichteten, um das Gymnasium zu erhalten.

    Eine wesentliche Erleichterung für alle Beteiligten stellte die Übernahme des Gymnasiums durch den Landkreis Königshofen zum 1. Mai 1953 dar – von da an ging die Entwicklung stetig voran und der 70. Geburtstag konnte in einem angemessenen Rahmen gefeiert werden.

    Natürlich gab es ein umfangreiches Programm, zu dem auch die Jüngsten der Schule, die derzeit 487 Schüler besuchen, beitragen wollten.

    Dadaistische Karawane

    Seit den Osterferien arbeitete eine Gruppe theaterbegeisterter Fünftklässler gemeinsam mit Oberstudienrat Andreas Bördlein an einer kurzen Szenenfolge mit dem Titel „Karawane“. So lautet der Titel eines Gedichts von Hugo Ball (1886-1927), dem Mitbegründer der Dada Bewegung: Aneinandergereihte Silben, klangvoll zwar, aber scheinbar ohne jeglichen Sinn, sollten mit Inhalt erfüllt werden.

    Was lag näher als für ein Schulfest auch die Schule als Schauplatz zu wählen? Ein paar Stühle auf die Bühne gestellt, ein angedeutetes Pult für den Lehrer und fertig war das Klassenzimmer: Doch leider wie so oft, ein hochmotivierter Lehrer trifft auf gelangweilte Schüler, die seinen erst unlängst erworbenen pädagogischen Methoden nichts abgewinnen können.

    Lehrer sind „Verbrecher“

    Ihre Meinung steht fest: Alle Lehrer sind Verbrecher und Unterricht ist Freiheitsberaubung! „Ich hasse meinen Beruf!“, klagt der frustrierte Pädagoge. Doch mit Hilfe des Gedichts gelingt es nach und nach die Schüler aus ihrer Lethargie zu locken. Sie spielen mit den Silben, testen die Laute und vor allem sie bewegen sich. Viele Gags beweisen die Spielfreude der jungen Akteure, selbstverständlich gibt es bühnenwirksame Rauchschwaden und Hexenkostüme und einen aussagekräftigen Toilettengang.

    Viel Beifall für Schauspieler und Regisseur und am Schluss ein Happy End: Lehrer und Schüler haben Vorurteile abgebaut, man hat sich gegenseitig „wahrgenommen“, ein glücklicher Pädagoge ruft aus: „Ich liebe meinen Beruf!“ So schön kann Schule sein.

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