Kurz vor Ende des ersten Aktionstag „Türen auf“ der Grabfeld-Allianz schaute der Sulzfelder Bürgermeister und Allianzsprecher Jürgen Heusinger noch einmal in der „Guten Stube“ vorbei. Wie schon wenige Stunden zuvor war das Sulzfelder Café, das eines von vier Objekten beim Aktionstag war, zwar nicht schlecht, aber auch nicht außerordentlich gut besucht.
„Ich muss zugeben, dass ich mir alles in allem eine etwas größere Resonanz gewünscht hätte“, so Heusinger, der zugleich betont, dass dies für ihn kein Grund ist, nicht über weitere, ähnlich geartete Veranstaltungen nachzudenken. „Es gibt schließlich kein Patentrezept, wie man die Menschen für Leerstand und Altbausanierung sensibilisieren kann“, meinte er. „Wir müssen deshalb ständig mit neuen Ideen versuchen, die Leute für dieses wichtige Thema zu interessieren.“ Ein dickes Lob zollte der Allianz-Sprecher den vier Baufamilien, die sich am ersten Aktionstag beteiligt haben. „Die haben sich mächtig ins Zeug gelegt, um ihren Gästen möglichst viel an Informationen mit auf den Nachhauseweg zu geben.“
Die Menschen sensibilisieren
Wie viele Interessierte es waren, die sich am Samstagnachmittag auf Einladung der Grabfeld-Allianz auf den Weg zu den vier wiederbelebten alten Häuser machten, ist schwer einzuschätzen. 200, vielleicht auch 250 könnten es letztendlich gewesen sein. Einer von ihnen, Lothar Schulz aus Mellrichstadt, ließ sich auch von den kurzzeitig aufziehenden Gewitterwolken nicht abschrecken. Mit seinem Motorrad steuerte er zunächst das Anwesen von Patrick und Angelina Reincke in Höchheim an, das sich noch im Bau befindet, bevor er sich auf die Weiterfahrt zu den anderen drei Objekten machte.
Mit dem Motorrad von Objekt zu Objekt
„Ich bin sehr an Altbausanierung interessiert und als ich in der Zeitung von diesem Aktionstag gelesen habe, war für mich klar, dass ich mir das alles einmal aus der Nähe anschauen werde“, so der Mellrichstädter, der sich im fast fertig sanierten Haus der Reinckes die Funktionsweise einer Pelletheizung erklären ließ. Einen ganz anderen Grund, sich die Sanierungsbeispiele mit eigenen Augen anzuschauen, fanden Brigitte Schick und Marianne Mauder aus Bad Neustadt. „Wir gehen gerne ins Café und wollten sehen, was uns im Café Frida in Irmelshausen erwartet“, erzählt Brigitte Schick. Und fügt hinzu: „Es ist wirklich toll, was aus diesem alten Anwesen geworden ist.“
Dass an diesem Nachmittag im Café Frida nicht nur Kaffee getrunken und Kuchen gegessen, sondern wie in allen anderen Objekten auch über das Innenentwicklungsprogramm der Grabfeld-Allianz informiert wurde, war fester Bestandteil des Aktionstages. In Irmelshausen stand als Ansprechpartner der stellvertretende Höchheimer Bürgermeister Volker Seifert zur Verfügung, zeitweise unterstützt von seinem Bad Königshöfer Amtskollegen Philipp Sebald, der auch Projektleiter des „Türen auf“-Projektes ist.
Zuschuss soll eine Anerkennung sein
Sebald war es auch, der bei seinem Besuch im Wohnhaus-Atelier der Familie Wehe in Herbstadt im Wechsel mit Grabfeld-Managerin Silvia Schmitt über das Förderprogramm der Allianz informierte. „Wir verstehen unseren Zuschuss als Anerkennung für Baufamilien, die sich an die Sanierung eines alten Hauses oder Anwesens herantrauen“, so Bad Königshofens stellvertretender Bürgermeister. „Mit dem Geld können wir natürlich keine komplette Sanierung finanzieren, aber einen Anreiz dafür bieten.
“ Zuvor hatten Architekt Volker Eppler und seine Mitarbeiterin Friederike Berger in ihrem Vortrag mit Diashow „Historischer Leerstand zu neuem Leben erweckt“ über den Umbau des Anwesens informiert.
Eine Innenbesichtigung war an diesem Tag nicht möglich. Künstlerin Christine Wehe-Bamberger deutete aber an, dass es vielleicht schon bald im Rahmen einer Ausstellung einen „Tag des Offenen Ateliers“ geben könnte.
Innenentwicklungsförderprogramm der Grabfeld-Allianz Alle vier Teilnehmer am ersten Grabfeld-Allianz-Aktionstag „Türen auf“ im Grabfeld haben einen Zuschuss von der Grabfeld-Allianz bekommen als Beitrag zur Finanzierung ihrer zum Teil sehr kostenaufwendigen Sanierungsmaßnahmen. Die Bürgermeister der Allianzkommunen haben das Innenentwicklungsförderprogramm Anfang 2014 auf den Weg gebracht. Unter bestimmten Voraussetzungen – das Gebäude wurde vor dem Jahr 1965 gebaut, es steht seit mindestens sechs Monaten leer und liegt im festgelegten Geltungsbereich – gibt es aus dem Fördertopf je nach Bausumme einen Zuschuss von bis zu 10 000 Euro. Sind Kinder in der Familie, erhöht sich der Zuschuss. Auch Abrisskosten und Freiflächengestaltung werden gefördert. Hintergrund des Programms: In vielen Ortschaften des Allianzgebiets gibt es ein Leerstandsproblem. Mit dem Programm soll die Revitalisierung alter, oft seit Jahren leer stehender Gebäude angeschoben werden. Das allianzweite Innenentwicklungsprogramm wird laut Homepage der Kommunalen Allianz Fränkischer Grabfeldgau gut von der Bevölkerung angenommen. Wie Bad Königshofens stellvertretender Bürgermeister Philipp Sebald beim Aktionstag am Samstag mitteilte, wurden allein in Bad Königshofen bereits 120 000 Euro an Zuschüssen ausbezahlt, für weitere 200 000 Euro liegen Förderanträge vor.