Die steigenden Energiekosten bereiten derzeit Privathaushalten und Firmen Zukunftssorgen und Kopfzerbrechen. Nicht bei Bienen-Ruck in Wülfershausen. Das europaweit agierende Imkereifachgeschäft versorgt sich seit Jahren selbst mit Energie und ist überraschend gelassen.
Siegbert Ruck, Sohn Daniel und Schwiegersohn Tomaj Faramarzian haben sich in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten von einer kleinen Manufaktur zu einem der größten Anlaufstellen für Imkereibedarf in Deutschland hochgearbeitet. Alles, was man zur Honigproduktion benötigt, ist erhältlich. Imkerinnen und Imker aus ganz Europa bestellen über den Online-Shop. Viele Dinge, wie Bienenrähmchen und Kerzengießformen werden selbst hergestellt. Für all das braucht man viel Energie.

In der weitläufigen Schreinerei stehen große Maschinen, die viel Strom benötigen. Die Lagerhallen, das Logistikzentrum, die Büroräume sowie das Ladengeschäft müssen geheizt werden. Dennoch sind die Rucks entspannt. Schließlich versorgen sie sich seit vielen Jahren selbst mit Strom und Wärme. Wie machen sie das?
Holzabfälle werden bei Bedarf verfeuert
Die Antwort klingt überraschend einfach. Denn die großen Hallen verfügen über große Dachflächen und bieten viel Platz für die Nutzung von Sonnenenergie. In der hauseigenen Schreinerei – ungewöhnlich für Fachgeschäfte dieser Größe – werden Bienenkästen aus heimischer Weymouthskiefer komplett selbstgebaut und produziert. Alles, was da beim Sägen und Hobeln abfällt, wird direkt zu Hackschnitzel verarbeitet, eingelagert und bei Bedarf im Ofen verfeuert. 400 bis 500 Kubikmeter Holz dienen somit im Jahr als Lieferant für Warmwasser und Heizwärme. Diese werden in einem Puffer mit einem Fassungsvermögen von 10.000 Litern Wasser gespeichert.

Bereits vor zehn Jahren, beim Firmenumzug von Saal nach Wülfershausen und dem damit verbundenen Hallenneubau, wurden zukunftsweisende und vor allem ökologisch nachhaltige Entscheidungen getroffen, die sich nun in der derzeitigen Energiekrise als besonders sinnvoll erweisen.

Energiesparende Fußbodenheizung und besondere Isolierung
Beim Hallenfundament setzte man damals auf Bodenkernaktivierung. Unter der Schreinerei, dem Büro und dem Versandlager wurden Rohre in den Beton eingegossen, welche energiesparend die Räumlichkeiten durch eine Fußbodenheizung erwärmen. Glasschaumschotter aus recyceltem Altglas sorgt für eine effiziente Isolierung nach unten.

Auf dem 7000 Quadratmeter großen Hallendach, statisch schon beim Bau stabil konzipiert, wurde eine 140 Kilowatt-Photovoltaikanlage installiert, welche seitdem Strom für das Imkereifachgeschäft produziert. Dazu ein 70 Kilowatt-Batteriespeicher für sonnenarme Tage.

"Am Anfang wurden wir für unsere Investitionen belächelt. Fossile Brennstoffe waren ja schließlich erschwinglich. Nun freuen wir uns, dass wir heute zu etwa 90 Prozent autark sind und sich unsere Anlagen schon deutlich früher bezahlt machen, als wir uns das ausgerechnet hatten", erzählt Senior-Chef Siegbert Ruck stolz.

Es gibt noch viele ungenutzte Dachflächen für Photovoltaik
Sein Sohn Daniel, ebenfalls Geschäftsführer, freut sich über die energetische Vorreiterrolle, sieht sich aber mit seiner Firma auch in der Pflicht. "Viele energieintensive Betriebe in der Region könnten sich selbst mit Strom und Energie versorgen. Es gibt noch so viele ungenutzten Dachflächen, die zur Stromproduktion oder zum Laden der Elektroautos genutzt werden könnten. Da würde noch mehr gehen. Wir selbst sind aber auch der Meinung, dass wir eine gewisse Verpflichtung gegenüber den Bienen haben, die unser tägliches Brot sind. Somit müssen wir als Firma auch etwas für die Natur tun und sehen uns auch verantwortlich für diese Vorreiterrolle."

Wenngleich die Rucks die derzeitige Energieversorgung entspannt sehen, beschäftigen sie sich schon mit neuen Technologien. "Ich glaube, dass Wasserstoff eine entscheidende Rolle in der Energieversorgung der Zukunft spielen wird. Selbst produziert in einem eigenen Kraftwerk. Mit Strom aus der PV-Anlage. Das fände ich richtig spannend. Und auch wir haben noch Platz auf unserem Hallendach. Deshalb denken wir gerade darüber nach, auch die restlichen Dachflächen mit Photovoltaik-Modulen auszustatten. Dann könnten wir bis zu einem 1000 Kilowatt Strom produzieren."