Normalerweise ist der Parkplatz des Bad Neustädter Fitnessstudios Olymp immer sehr gut gefüllt - bis die Corona-Pandemie den Einrichtungen dieser Branche abrupt den Stecker gezogen hat. Rund 12 Wochen blieben die Studios seit Mitte März geschlossen, ehe sich in der vergangenen Woche wieder die Türen öffnen durften.

"Es war eine ganz komische Zeit. Denn du wusstest ja nicht, wie lange das Ganze dauert", so Carsten Pusch, sportlicher Leiter des Olymp. Das Personal befand sich bis zuletzt in Kurzarbeit, konnte nur wenig eingesetzt werden, die Beiträge der Mitglieder sind für die gesamte Schließungszeit auf Eis gelegt worden. Das machte sich dementsprechend an den knapper werdenden Reserven bemerkbar.
Schreiben an Ministerpräsident Söder
Auch deshalb wollte das Studio auf seine und die schwierige Situation der ganzen Branche aufmerksam machen. Der Sportbereich sei in den Regierungserklärungen der vergangenen Monate, so der Sporttrainer, immer in den Hintergrund gedrängt oder erst gar nicht erwähnt worden. "Mein Vater hat deshalb ein Anschreiben an die Regierung verfasst", verriet Pusch. In dem Text an Bayerns Ministerpräsidenten Söder argumentierte Kurt Pusch, warum die Fitness- und Gesundheitsstudios ebenfalls systemrelevant seien.
Bis zur bayernweiten Öffnung ging aber noch weitere Zeit ins Land, weswegen Pusch und Co. auch mit Blick auf andere Bundesländer, in denen der Betrieb früher wieder starten konnte, wie auf heißen Kohlen saßen. Die längere Wartepause hatte aber Vorteile. "Denn so konnten wir uns dank des Austauschs gut vorbereiten, welche Maßnahmen wir umsetzen müssen", so Pusch.
Ein Mundschutz muss beim Betreten und Verlassen des Studios getragen werden, auf der Trainingsfläche selbst können die Trainierenden ihn abnehmen, nicht aber die Trainer. Etliche Desinfektionsspender sind installiert worden, Geräte können so auch von den Sportlern selbst gereinigt werden. Dank des Check-In-Systems ist für den Fall einer Infektion eine Nachverfolgung möglich.
Duschen und Sauna bleiben geschlossen
Auf den mittlerweile bekannten Abstand muss zudem geachtet werden, auch im Umkleidebereich, in dem deswegen auch nicht jeder Spind genutzt werden kann. Auch nicht gestattet ist aktuell die Benutzung von Duschen oder des Saunabereichs. Hilfe bei der Umsetzung des Hygienekonzepts kam vom Gesundheitsamt. "Behörden-Mitarbeiter waren vorab zweimal bei uns und haben uns kleinere Tipps gegeben, die wir auch dankbar angenommen haben", so Carsten Pusch, der insgesamt von keiner großen Umstellung spricht.
Die ersten Tage nach der Wiedereröffnung verliefen problemlos, wenngleich ein großer Ansturm auf Crosstrainer, Ergometer oder Gewichte mit etwa 30 Prozent der sonst üblichen Besucherzahlen noch ausblieb, die maximal zugelassene Personenzahl also längst nicht erreicht wurde. "Es ist aber verständlich, dass die Leute noch vorsichtig sind. Die Zahlen gehen nun wieder langsam nach oben."
Trotz der langen Corona-Zwangspause habe man im Olymp laut Carsten Pusch aber auch großes Glück gehabt. "Eine für den Sommer geplante Sanierung des Herren-Nassbereichs konnten wir vorziehen und auch den Kursbereich neu gestalten."
Viel Neues auch im Athletics Fitnesscenter
Nicht untätig war auch Michael Albert, der das Athletics Fitnesscenter in der Industriestraße betreibt. Statt bei den Mitgliedern floß bei ihm und den Handwerkern der Schweiß. Albert zog die für den Sommer geplanten Pflasterarbeiten am Parkplatz vor. Zudem war im April ohnehin angedacht, neue Böden auf der Trainingsfläche zu verlegen und Geräte anzuschaffen.

Auch wenn der Betreiber nach dem Ausbruch der Corona-Krise mit einer längeren Pause rechnete, sollten die Arbeiten auf Sicht ablaufen. "Denn es hätte sich jederzeit wieder etwas ändern können", so Michael Albert.
Vernünftige geltende Regeln
Hinsichtlich der vorgeschriebenen Hygieneregeln sprach er sich unter anderem auch mit den Olymp-Verantwortlichen ab. "Die Regeln sind insgesamt vernünftig", lobt auch er die Herangehensweise des örtlichen Gesundheitsamtes. Damit könne man gut arbeiten. Aufgrund der ohnehin großzügigen Trainingsfläche und des damit vorhandenen Abstandes musste er in seinem Fitnesscenter abgesehen vom Kardiobereich und kleineren Anpassungen nicht viel ändern.

Die Sportler, die gerade am Wiedereröffnungstag zahlreich, aber recht gleichmäßig über den Tag verteilt ins Athletics kamen, waren weniger von den Neuerungen, die wie selbstverständlich angenommen wurden, überrascht. Vielmehr über das neue Ambiente nach dem Umbau. "Es ist insgesamt sehr gut angelaufen", freut sich Michael Albert.
Kunden freuen sich über Wiedereröffnung
Das kann auch Wolfgang Müller, Inhaber des LIFE! Gesundheitstraining, bestätigen. Er hat die Corona-Pause für organisatorische Dinge und Zukunftsideen genutzt. Einige Kunden hätten im Hinblick auf mehr Beschwerden und Schmerzen, die mit Übungen gelindert werden sollen, sehnsüchtig auf die Öffnung gewartet. Manche würden auch mit Mundschutz trainieren.

In seiner Räumlichkeit in der Industriestraße, die im Vergleich zu anderen Studios deutlich kleiner ist, dürfen sich derzeit maximal drei Kunden gleichzeitig aufhalten. Das hat Müller festgelegt und damit die mögliche Kapazitätsgrenze nicht ausgeschöpft. Bald wolle man aber mehr Personen zulassen und auch wieder mehr Kurse starten.
Persönlicher, spezieller Datumsservice
Sein Fitnessstudio hat er umgestaltet, Ausdauergeräte erst einmal zur Seite gestellt, um mehr Platz für die Kraftgeräte zu schaffen. "Wir haben all unsere Möglichkeiten ausgeschöpft", sagt er. Geholfen wird den Mitgliedern beim Eintragen der Kontaktdaten für eine mögliche Nachverfolgung sogar mit einer sichtbaren Angabe des jeweils aktuellen Datums (siehe Bild). "Danach werden wir sonst nämlich täglich mehrmals gefragt", erklärt Müller nicht ohne ein Schmunzeln im Gesicht. Und das lässt sich sogar trotz Mundschutz erahnen.
In einer früheren Version dieses Artikels wurde Carsten Pusch fälschlicherweise als Geschäftsführer des Fitnesscenter Olymp bezeichnet. Richtig ist, dass er als sportlicher Leiter fungiert.