Man konnte so einiges lernen am Mittwochabend beim musikalischen Kabarett-Abend mit Kaufmannsware in der Brauhausschänke in Oberstreu. Über Männer und Frauen, und sogar Chinesisch. Süffiges Brauhausbier, herzhafter Flammkuchen und dazu beste Unterhaltung durch die vier „wilden Schlehen aus der Rhön“, wie sie sich auch gerne selbst bezeichnen – das begeisterte die Gäste.
Zur 9. Fränkischen Woche in Rhön-Grabfeld unter dem Motto „Vom Halm zum Krug – Wir sind Rhöner Bier“ gab Kaufmannsware ein Gastspiel in Oberstreu. „Essen, Trinken und Humor passen gut zusammen und gehören zu jeder fränkischen Woche“, sagte Kulturmanagerin Carolin Fritz-Reich bei ihrer Begrüßung im vollbesetzten Gastraum. Unter das Publikum hat sich auch der Schirmherr der Fränkischen Woche, Senator a. D. Karl Groenen aus Mellrichstadt, gemischt.
Fränkisch-frech
Zur Einstimmung gaben die vier Frauen Edith Hüttner (Tuba), Angelika Enders (Flügelhorn), Ilona Zirkelbach (Akkordeon, Klarinette, Klavier) und Theresa Seiffert (Klarinette) ein fränkisches Stück zum Besten. Anschließend stellte Edith Hüttner sogleich die Spesenrechnung an die Kulturagentur. In den insgesamt vier Proben für den Auftritt seien unter anderem fünf Flaschen Sekt, vier Flaschen Hugo, sechs Flaschen Wasser, eine Flasche Eierlikör, Erdnüsse, Chips sowie vier Tischdecken vertilgt worden. Darüber hinaus gab es noch einen – nach Korrektur zwei – böse Ehemänner. Im „Wessbicher“ (Weisbacher) Dialekt und bestens gelaunt unterhielten die Damen das Publikum. Zwischendurch wurde mit den am Stammtisch sitzenden Herrschaften geschäckert und das vorbereitete Programm kurzfristig verändert.
Über das prallgefüllte Leben mit Haushalt und Kindern und von Dingen, die vielleicht so manch einer von sich selbst kennt, wussten die zwei mal zwei Schwestern ein Lied zu singen. Sei es, was man nicht alles „Wegen der Leut‘“ macht, oder vom Vorführabend, bei dem man Kerzen, Tupperware oder auch Putzlappen kaufen kann. Was einem nach einem langen Kneipenbesuch so alles schmerzt, wurde ebenfalls besungen. In den Refrain durfte das Publikum gerne einstimmen, soweit es sich die lange Liste an schmerzenden Glieder merken konnte.
Auch der guten alten Würze aus der braunen Flasche wurde ein Lied gewidmet. Maggi hilft bei jedem Geschiss, auch im Liebesleben. Die treuen Fans aus Bahra wurden mit einer Hymne gewürdigt. Allerdings war diese recht kurz. Den sie war nur der Anfang des bekannten Titels „Only you“ von den „Flying Pickets“. Schließlich sei Bahra auch nicht so groß, so die Begründung der Damen.
Ilona und Theresa, die Töchter von Edith, fühlten sich musikalisch unterfordert. Schließlich haben beide das goldene Musikabzeichen abgelegt. Sie bestanden auf einen anspruchsvolleren Instrumentalteil. Es entwickelte sich ein musikalisches Duell zwischen den Töchtern sowie Mutter und Tante. Mit Klarinette und Akkordeon oder zweimal mit Klarinette legten sie unter anderem „Csardas“ und den „Klarinettenmuckl“ vor. Dies konterten Mutter und Tante auf der Tuba und dem Flügelhorn mit der Titelmelodie vom „Königlich Bayerischen Amtsgericht“, der Bonanza-Melodie, dem Kirchenlied Maria Maienkönigin und im Finale mit der Titelmusik von Dr. Schiwago. Neben dem hervorragenden musikalischen Können zeigte sich hier das komödiantische Talent der wilden Schlehen – das Publikum lachte Tränen.
Lustige Anekdoten
Zwischendurch wurden die Gäste von kleinen Anekdoten aus dem Leben der vier Damen unterhalten. Sei es das jährliche Aufeinandertreffen mit anschließendem Tanz von Edith und Sepp beim Weisbacher Oktoberfest oder das Mundartgedicht von der Kaufmann's Oma von Wicker und Wacker auf dem Feld. Dies übersetzte Angelika für alle, die den Dialekt nicht verstanden hatten, auch ins Hochdeutsche.
Nach der Pause wurde auf die Moderne umgeschwenkt. Von Ilona am Klavier begleitet, wurde alles besungen, was Frauen mit links machen. Inzwischen verheiratet, gab Theresa in „Hamm se nicht nen Mann für mich“ ein Lied über die Partnersuche zum Besten. Als Ehefrau und Zwillingsmama auf der Suche nach etwas Ruhe, wurde das Lied anschließend in „Hamm se nicht mehr Zeit für mich“ umgedichtet. Bei „Egon“ betörte Angelika reihenweise die Männer. Und Edith bekannte sich zu ihrer Vorliebe für Männer mit Bierbauch.
Den Weg mit dem Rad, die Schlange bis in den Hof, die Hunde und den berühmten Salto mortale besangen die Vier in ihrer Interpretation vom Kreuzberglied. Und dass Kaufmannsware nicht nur Wessbicher Dialekt und Hochdeutsch singen können, zeigten sie mit einem A-capella-Lied. Beim chinesischen Berglied kamen die Zuhörer aus dem Lachen nicht mehr heraus, was auch an der grandiosen Mimik der Sängerinnen lag.
Man könne sich nicht „beklö in Öberströö“ (beklagen in Oberstreu), sagte Edith Hüttner zum Schluss. Natürlich durften die Schlehen nicht ohne Zugaben nach Hause. Auf vielfachen Wunsch wurde das Bulldog-Lied und das Lied vom Fridolin angestimmt sowie eine musikalische Liebeserklärung an die herb-raue Rhön.