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Großbardorf: Winterfeuchtigkeit, aber seit Mai kaum noch Regen: Welche Erntebilanz der Bauernverband für Rhön-Grabfeld zieht

Großbardorf

Winterfeuchtigkeit, aber seit Mai kaum noch Regen: Welche Erntebilanz der Bauernverband für Rhön-Grabfeld zieht

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    Ob Sonderkulturen wie der Schwarze Emmer in Zukunft mehr Chancen haben, muss ausprobiert werden. Der Bauernverband zieht eine "zweigeteilte" Erntebilanz für den Landkreis Rhön-Grabfeld.
    Ob Sonderkulturen wie der Schwarze Emmer in Zukunft mehr Chancen haben, muss ausprobiert werden. Der Bauernverband zieht eine "zweigeteilte" Erntebilanz für den Landkreis Rhön-Grabfeld. Foto: Regina Vossenkaul

    Seit Mai hat es fast nicht geregnet, die geringen, örtlichen Schauer haben kaum Entspannung gebracht. Entsprechend düster fällt die Erntebilanz im Landkreis Rhön-Grabfeld aus, was die im Frühjahr ausgesäten Früchte betrifft. Mathias Klöffel, Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes (BBV) nennt die Erträge "zweigeteilt".

    Alle im vorigen Herbst ausgesäten Getreidearten wie Wintergerste und -weizen, Roggen, Raps und Dinkel haben von der Winterfeuchtigkeit profitiert. "Die Erträge waren überraschend gut und ich frage mich, wie das Getreide es schafft, mit so wenig Wasser auszukommen", sagt Klöffel.

    Rhön-Grabfeld war einmal nicht die schlechte Region bei den frühen Sorten

    Der Landkreis Rhön-Grabfeld war bei den frühen Sorten einmal nicht die schlechteste Region. Die Wintergerste ist zuerst reif, hier waren die Erträge am besten. Je später die Erntezeit, desto schwieriger wurden die Bedingungen für die Feldfrüchte. "Am schlimmsten steht es für alles, was jetzt noch draußen ist, wie Rüben, Kartoffeln und Mais.

    Wer vor dem 1. Mai seinen Mais schon gesät hatte und etwas Wasser bekam, hatte Glück. "Danach war es nur noch trocken – bei einer Bodentemperatur bis zu 35 und 40 Grad. Da keimt nichts mehr", so Klöffel. Die Bilanz für die Maisernte reiche von "einigermaßen bis hundsmiserabel". Wer in seinem Garten Kartoffeln für den Eigenverbrauch gesetzt hatte, wurde enttäuscht: Einen Eimer Kartoffeln reingesetzt – einen Eimer Kartoffeln geerntet, das war die Bilanz der Saison.

    Sommer 2022: Das hat der erfahrene Fachmann Mathias Klöffel noch nie erlebt

    Sprung in den Sommer mit einer Situation, die der BBV-Kreisobmann noch nie erlebt hat: Ende August sind die Äcker noch gelb. Das heißt, keine Zwischenfrucht konnte angesät werden, was normalerweise gleich nach der Ernte passiert, um den Boden zu bedecken und damit gegen Erosion zu schützen, Humus zu bilden und Nitratreste zu verbrauchen.

    "Man hätte Arbeit ohne Ende und kann nichts tun", erklärt Klöffel die Lage. Damit kommt die vorgeschriebene Fruchtfolge durcheinander. Normalerweise schlagen die bei der Ernte heruntergefallenen Körner aus und werden mit der Zwischenfrucht eingearbeitet, damit eine andere Frucht angebaut werden kann. Jetzt muss Weizen auf Weizen folgen oder man erntet im nächsten Jahr eine Mischung.

    Kritik aus Rhön-Grabfeld an einheitlichen EU-Vorschriften

    "Das Klima beutelt uns extrem, genauso beuteln uns die EU-Vorschriften, die irgendwelche Theoretiker am Schreibtisch erdacht haben. Wir haben große klimatische Unterschiede in der EU, die keine einheitlichen Vorschriften vertragen", kritisiert er. Eigentlich muss ab Juli bis spätestens 15. September die Zwischenfrucht im Boden sein. Das ist heuer unmöglich. Ab 20. September werden Wintergerste und Co. wieder ausgesät. Es gibt zum Glück für dieses Jahr Ausnahmegenehmigungen.

    Für viehhaltende Betriebe ist die Dürre auf den Wiesen eine Katastrophe.
    Für viehhaltende Betriebe ist die Dürre auf den Wiesen eine Katastrophe. Foto: Regina Vossenkaul

    Wer in diesen Tagen die Wiesen anschaut, sieht nur Ausgedörrtes. "Für die Viehbetriebe ist das Jahr eine Katastrophe", ist das Fazit von Mathias Klöffel. Einmal konnte gemäht werden, dann folgte der Totalausfall. Womit sollen die Tiere im Winter gefüttert werden? Schlimmstenfalls muss der Viehbestand verkleinert oder Futter dazugekauft werden. "Ein Jahr ist vielleicht noch verkraftbar", sagt der Fachmann. Das gilt auch für die Biogasanlagen, die Biomasse benötigen, aber aktuell noch genug Vorräte vom vergangenen Jahr haben. Aber wenn zwei Jahre hintereinander so verlaufen, sehe es schlecht aus.

    Haben andere Arten in Rhön-Grabfeld möglicherweise eine Zukunft?

    Wie schaut es mit den Sonderkulturen aus? Sojabohnen und Sonnenblumen, manchmal auch Lupinen wurden angebaut, aber ohne Wasser wächst alles schlecht bis gar nicht. Die Luzerne erlebe eine Renaissance, berichtet Klöffel. Sie wurzelt besonders tief, die Pflanze dient für drei bis vier Jahre als Viehfutter oder für die Biogas-Anlage.

    Fest steht: "Den größten Einfluss hat in diesen Trockenzeiten die Bodenqualität. Viel Humus speichert viel Wasser", sagt der Obmann. "Wir müssen uns breit aufstellen und auf Trockenperioden reagieren, bei der Bodenbearbeitung und zum Beispiel durch Mischanbau."Arten, die bisher bei uns nicht angebaut wurden, wie die Hirse, haben vielleicht in der Zukunft eine Chance.

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