Schnee, Sonne, Freizeitspaß. Die Wasserkuppe ist Anziehungspunkt für zahlreiche Wintersportaktivitäten. Angefangen von Schneewandern über Alpin-Skifahren und Langlauf bis zum Skikiten. Wann immer das Wetter mitspielt, ist der Andrang auf den höchsten Berg der Rhön groß. Und immer wieder hat an solchen Tagen die Wasserkuppe mit Parkplatzproblemen zu kämpfen. So stark, dass es vorkommen kann, dass die Polizei die Zufahrtswege sperrt. Nicht immer zur Freude der Touristen. Seit dem 23. Dezember laufen auf dem "Berg der Flieger" die Lifte. Welche Erfahrungen machen die Verantwortlichen bislang?
Jeremias Kümpel, Geschäftsführer der Wiegand Erlebnisberge GmbH, die die Ski- und Rodelarena auf der Wasserkuppe betreibt, kennt die Problematik. "Wir waren bis vor kurzem das einzige Skigebiet in Betrieb in der Region. Dass der Andrang groß und die Parkplätze knapp werden, war zu erwarten." Solange er sich zurückerinnern könne, sei es zur Winterzeit auf der Wasserkuppe schon immer so gewesen, dass vor allem an besucherstarken Wochenenden zu wenige Parkplätze zur Verfügung stehen. Insgesamt 700 Parkplätze gibt es auf der 950 Meter hohen Erhebung.

80 zusätzliche Parkplätze unterhalb vom Groenhoff-Areal
Diesen Winter habe man sich etwas behelfen können, erzählt
Für das Personal sowie die Skischülerinnen und Skischüler seien rund 80 Parkplätze unterhalb des Groenhoff-Areals am ehemaligen Kasernenkomplex gewonnen worden. Das würde gut klappen, meint er. Ein von der Skiarena beauftragter Ordner weise die Fahrerinnen und Fahrer ein und prüfe die vorab ausgestellten Sondergenehmigungen. Darüber hinaus seien am großen P5-Parkplatz in Richtung Abtsroda 70 zusätzliche Parkplätze errichtet worden. "Das hat die Situation etwas entspannt."Rund um das Groenhoff-Areal wären seiner Meinung nach weitere Flächen für Parkplätze nutzbar zu machen. "Nach der Saison müssen wir mit der Stadt Gersfeld und der Polizei die Lage auswerten und schauen, was sich machen lässt", hofft Jeremias Kümpel auf eine langfristige Lösung. "Aber das muss alles überdacht werden."
Andreas Schubert: Die Menschen nicht abweisen, sondern einladend bleiben
Andreas Schubert ist Geschäftsführer der Rhöner Drachen- und Gleitschirmflugschulen GmbH auf der Wasserkuppe. Sein Augenmerk liegt vor allem auf dem Tourismus. "700 Parkplätze sind nicht viel", erklärt er. Wenn man davon ausgehe, dass ein Auto mit drei Personen besetzt ist, dann komme man gerade einmal auf 2100 Besucherinnen und Besucher. "Der Tourismus auf der Wasserkuppe ist für mehr Gäste ausgelegt", sagt er. Da seien auch die dieses Jahr zusätzlich geschaffenen 150 Parkplätze noch zu wenig.
Insofern ist es ihm wichtig, dass die Parkplatz-Situation eine Lösung findet. Möglichkeiten diesbezüglich gebe es, meint er. Unter anderem eben an der Ringstraße rund um die besagte ehemalige Kaserne.
Die Zufahrten zur Wasserkuppe zu sperren, sei keine gute Lösung. "Wir haben nicht mehr viel Tourismus in der Rhön", ist Andreas Schubert sorgenvoll. "Wir müssen versuchen, einladend und gastlich zu bleiben." Die Menschen, die auf die Wasserkuppe wollten, dürften nicht abgewiesen werden.
Die Polizei entscheidet über eventuelle Sperrungen
Die Entscheidung, ob die Zufahrten zur Wasserkuppe gesperrt werden, trifft die Polizei. Diese hält den Parkraum im Jahresverlauf grundsätzlich für ausreichend, teilt Kim Leubecher, Polizeioberkommissarin und Pressesprecherin des Polizeipräsidiums Osthessen, dessen Einschätzung mit. Allerdings sei im Winter, insbesondere an Wochenenden mit guten Wetter-, Schnee- und Pistenverhältnissen, die Parkplatzsituation aufgrund der steigenden Besucherströme mitunter schon angespannt.
An solchen Tagen seien Polizeistreifen dauerhaft vor Ort, so Leubecher. Diese beobachten die Verkehrs- und Parkplatzsituation. "Zeichnet sich eine Überlastung des Parkraumes ab, erfolgen lageangepasste Maßnahmen, wie Zufahrtssperren durch die Polizei." Über den Rundfunk würden auf der Anfahrt befindliche Besucherinnen und Besucher darüber informiert werden.
Sechsmal sei bisher in dieser Wintersaison die Zufahrt gesperrt worden. Die Dauer der Sperrung sei von der konkreten Parkplatzauslastung abhängig und betrage in der Regel zwischen drei und vier Stunden. "Je nach Abwanderung werden in dieser Zeit jedoch auch sukzessive Fahrzeuge auf frei gewordene Parkplätze geleitet", stellt Kim Leubecher heraus.

Hilft ein elektronisches Parkleitsystem?
Der Gipfel der Wasserkuppe liegt auf dem Gebiet der Stadt Gersfeld. "Das Problem ist nicht neu", sagt deren Bürgermeister Steffen Korell. "An 345 Tagen im Jahr haben wir genug Parkplätze auf der Wasserkuppe. Aber an den stark frequentierten Wochenenden, vor allem zwischen den Jahren, erleben wir die Situation, dass die Parkplätze nicht ausreichen."
Mehrere Lösungsmöglichkeiten seien schon diskutiert worden. Ein elektronisches Parkleitsystem, das Besucherinnen und Besucher bereits in Gersfeld oder Poppenhausen per Anzeigetafel informiert, wie viele Parkplätze noch frei sind, sei leider noch nicht zur Umsetzung gekommen. Auch über einen Shuttlebus, der die Anrainergemeinden abfährt, sei gesprochen worden. Dabei hätten sich jedoch mehr Schwierigkeiten als Lösungsansätze aufgetan. Früher habe im Winter das Flugfeld als Parkfläche zur Verfügung gestanden. Das sei aber heute aus Naturschutzgründen nicht mehr möglich.
"Wir wollen vielen Menschen ein Wintererlebnis ermöglichen und dass die Unternehmen auf der Wasserkuppe zu ihrem Verdienst kommen. Das beißt sich aber mit der Parkplatzsituation", beschreibt der Bürgermeister die Lage.

Verhältnis zwischen Kosten und Nutzen
Die Stadt Gersfeld mache, was möglich ist. Zum Beispiel, aktuell in einer Testphase Flächen am Groenhoff-Areal für Parkplätze zu öffnen. Das werde aber kein Standard werden, schränkt Steffen Korell ein, sondern nur eine Option an den speziellen Tagen. Wichtig sei vor allem, dass die Wege für Rettungswagen und Winterdienst frei bleiben.
Neue Parkplätze zu schaffen, bedeute eine große Baumaßnahme, die richtig Geld koste. Die Stadt Gersfeld müsse im Blick haben, ob dieser Aufwand im Verhältnis zu den wenigen Tagen im Jahr steht, an denen diese notwendig sind, betont der Bürgermeister.
Regelmäßig sei man mit den Unternehmen auf der Wasserkuppe und der Polizei im Gespräch. Das funktioniere immer gut. "Was wir zulassen können, wird zugelassen", verspricht Steffen Korell. "Aber alles ist endlich."