Der Umbau des Fronhofs zu einem kulturellen Zentrum sei die Möglichkeit für die Stadt Bad Neustadt, die man auf keinen Fall auslassen dürfe. Das machten fünf Vertreter der Interessensgemeinschaft "Wir für den Fronhof" im Gespräch mit dieser Redaktion deutlich.
Sprecher der Befürworter-Initiative sind die drei Bürgermeister der Stadt Bad Neustadt, Michael Werner (FW), Norbert Klein (CSU) und Karl Breitenbücher (Grüne) sowie die Bad Neustädter Stadträte Bastian Steinbach (CSU) und Gerald Pittner (FW).
"So eine Gelegenheit bekommen wir nie wieder", zeigte sich Norbert Klein von den Fronhof-Umbauplänen überzeugt. "Wenn wir im Stadtrat aus guten Gründen für das Projekt sind, wäre es widersinnig, wenn wir nichts unternehmen", ergänzte Gerald Pittner.
Wird dem Bürgerbegehren möglicherweise ein Ratsbegehren zur Seite gestellt?
Der Gang in die Öffentlichkeit mit eigener Homepage www.wir-fuer-den-fronhof.de und einem Auftritt in den sozialen Netzwerken ist offenbar nur ein erster Schritt der Befürworter-Initiative. Diskutiert hat man intern wohl auch schon die Möglichkeit, dem angestoßenen Bürgerbegehren ein eigenes Ratsbegehren zur Seite zu stellen. Weitere Infos dazu dürfe man in der nächsten Stadtratssitzung erwarten, baute die Gruppe auf Nachfrage ein wenig Spannung auf.

Mitgetragen werde die Interessensgemeinschaft, so versichern die Sprecher, "von einer großen Anzahl" Bürger. "Wo kann ich für den Fronhof unterschreiben?", seien sie in den vergangenen Wochen immer wieder gefragt worden. Nun wollten sie Befürwortern auf ihrer Internetseite Stimme und Gesicht geben. Geplant sind ab Ende der Woche Video-Testimonials für einen Fronhof-Umbau, die nach und nach auf der Internetseite eingestellt würden.
Bürgermeister Werner: "Jetzt ist Wahlkampf!"
Wobei die Sprecher auch kein Geheimnis daraus machen, dass "die aktuelle Brisanz" des Themas es Befürwortern nicht leicht mache, Gesicht zu zeigen. Gerade deshalb klopften Bürger mit der Erwartungshaltung bei ihnen an, dass sie als Mandatsträger sich für das Projekt einsetzen.
Warum der Gang in die Öffentlichkeit zu diesem Zeitpunkt? Gefunden habe sich die Interessensgruppe schon länger, allerdings hätten sie sich als "demokratisch gewählte Ratsvertreter" bislang bewusst im Diskurs zurückgehalten. "Was wir alle vermeiden wollten: Dass es so aussieht, als möchten wir eine Unterschriftenliste verhindern", stellt Bürgermeister Michael Werner klar, dass er ein Bürgerbegehren als legitimes Mittel akzeptiert. Nun, da die Bürgerinitiative Fronhof Anfang der Woche die gesammelten Unterschriften übergeben hat, sei aber "der Wahlkampf eröffnet".
Warum Michael Werner als einer von Fünfen die Interessensgemeinschaft vertritt
Die Interessensgemeinschaft agiere klar abgekoppelt von der städtischen Verwaltung, machte Bürgermeister Michael Werner deutlich. Er als Michael Werner bekenne sich offen als einer der Befürworter und Sprecher. "Auch er hat als Stadtrat, mindestens aber als Bürger der Stadt eine Meinung", erläuterte Pittner Werners Position.
Die Interessensgemeinschaft "Wir für den Fronhof" vertrete alle Bürger, die dem Projekt positiv gegenüberstehen. Auch jene, die vielleicht mit Teilaspekten noch unglücklich sind. "So ein großes Projekt braucht Kritik, dass es am Ende gut wird", rief Werner dazu auf, konstruktiv an der Ausgestaltung mitzuarbeiten.
Ziel der Befürworter sei es, "wildesten Gerüchten" Fakten entgegenzusetzen
Weiteres Motiv der Gruppe, offensiv an die Öffentlichkeit zu gehen: Immer wieder hätten sie jüngst Bürger-Nachfragen zu Aussagen ereilt, die offenbar seitens der Bürgerinitiative getätigt wurden. "Wir sollten lieber das Schwimmbad machen als den Fronhof", sei eine solche Aussage, so Karl Breitenbücher. Dabei stünde doch ganz klar beides auf der Agenda des Stadtrats. Zudem sei das Triamare derzeit alles andere als sanierungsbedürftig. "Der Fronhof hat nichts mit dem Triamare zu tun. Manche machen da draußen Stimmung", erklärte Breitenbücher.
"Unser klares Ziel ist es, Licht ins Dunkel zu bringen", ergänzte Norbert Klein. Aus mehrfach weitergetragenen Argumenten entstünden mitunter "die wildesten Gerüchte". Diesen wolle man "klare und ehrliche Fakten" entgegensetzen und Anlaufstelle für Fragen sein. Oft fehle einfach nur der eine erläuternde Satz, so Bastian Steinbach. Den wolle man unter der Rubrik "Wussten Sie, dass ..." auf der Befürworter-Homepage liefern.
Was ein Kulturzentrum im Fronhof zu einem Highlight für die Region machen könnte
Was Norbert Klein besonders ärgert: Wenn ihnen vorgeworfen werde, "verantwortungslos" mit den Finanzen der Stadt umzugehen. "Wir haben uns über viele Jahre akribisch mit diesem Thema beschäftigt". Nun würde das, was in Zusammenarbeit mit Fachleuten erarbeitet wurde "niedergetrampelt, als wäre es von heute auf morgen entstanden", so Werner. Was die Gegner nicht lieferten, sei "eine Perspektive, eine Gegenkonzeption": "Nur Nein sagen bringt Bad Neustadt nicht weiter", findet Pittner.
Bastian Steinbach sieht gerade im Bereich Wechselausstellungen großes Potenzial, eine breite Bevölkerungsschicht anzusprechen. 50 Jahre Augsburger Puppenkiste oder die Körperwelten des Anatoms Gunther von Hagens wären Ausstellungen, die er gut im künftigen Fronhof aufgehoben sähe. "Das wäre ein Highlight für die Region."
Wenn Bad Neustadt die Fördermittel nicht abruft, kommt eine andere Kommune zum Zug
Am Ende gehe es darum, Angebote zu schaffen, die Fachkräfte in die Region ziehen. Als "Lokomotive des Landkreises" (Michael Werner) müsse Bad Neustadt in solch infrastrukturelle Maßnahmen investieren, dass man im "Wettbewerb der Städte" (Bastian Steinbach) bestehen könne.
Würde man den Fronhof verwerfen, bräuchten neue Projekte mindestens drei Jahre Planungsphase, bis sie annähernd umsetzungsreif wären, ergänzt Steinbach: "Wir verlieren ein Riesen-Projekt und hätten einen Riesen-Stillstand." Rufe Bad Neustadt die Fördermittel nicht ab, hole sie die nächste Kommune. "Wenn wir es nicht regeln, regelt es keiner für uns", warb Bürgermeister Werner abschließend noch einmal dafür, die Investition mutig anzupacken.
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