Die Messe für die Angestellten am Preh-Hauptsitz in Bad Neustadt ist gelesen. Wie die Gewerkschaft IG Metall in einer Pressemitteilung an diesem Dienstag mitteilt, bleibt der Automobilzulieferer in den Verhandlungen um den angekündigten Arbeitsplatzabbau unnachgiebig. Auch das Unternehmen selbst hat sich am Nachmittag geäußert. Wie es nun für die Beschäftigten weitergeht.

Wie Ronald Schaare, Pressesprecher des Unternehmens, auf Anfrage dieser Redaktion bestätigt, bleibt Preh bei der im Juni 2024 angekündigten Stellenanzahl von 420, die am Hauptsitz in Bad Neustadt abgebaut werden soll. In einer Mitteilung verkündet Preh außerdem, dass sich die Arbeitgeberseite und der Betriebsrat der Preh GmbH "auf ein Konzept mit hoher Sozialverträglichkeit" geeinigt hätten.
Vorgesehen sind in dem Konzept sowohl ein Freiwilligenprogramm als auch ein Sozialplan. Seit Juli hatten beide Seiten verhandelt. Die Details wurden der Belegschaft am Dienstag in zwei Versammlungen von der Geschäftsführung vorgestellt.
Gewerkschaft zeigt sich enttäuscht
Mit großer Enttäuschung und großem Unverständnis reagiert die IG Metall auf die Entscheidung von Preh, trotz intensiver, monatelanger Verhandlungen am geplanten Abbau von über 400 Arbeitsplätzen am Standort Bad Neustadt festzuhalten, heißt es in der Pressemitteilung. "Wir sind zutiefst enttäuscht und empört über die mangelnde Kompromissbereitschaft und die fehlende Diskussionskultur des Managements in den Verhandlungen", wird Nadine Knauff, Gewerkschaftssekretärin der IG Metall Schweinfurt, zitiert.
Und weiter: "Die Entscheidung, so viele Arbeitsplätze in Bad Neustadt abzubauen, trifft nicht nur die betroffenen Mitarbeiter und ihre Familien schwer, sondern schwächt auch die gesamte Region nachhaltig."

Massiver Stellenabbau: IG Metall mit deutlichen Worten gegen Preh-Führung
In den vergangenen Wochen hatten Betriebsrat und IG Metall nach eigenen Aussagen "zahlreiche konstruktive Vorschläge" unterbreitet, um den Stellenabbau zu reduzieren und gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens zu sichern. "Leider wurden unsere Ansätze ignoriert und nicht ernsthaft in Erwägung gezogen", sagt Nadine Knauff. "Das Management treibt das Unternehmen so völlig unstrukturiert in diesen massiven Stellenabbau. Trotz gegenteiliger Zusagen wollte der Arbeitgeber am Ende der Verhandlungen keine Zukunftsvereinbarung mehr abschließen, wie der Standort mittel- und langfristig gut aufgestellt wird."

In der Mitteilung kündigt die Gewerkschaft an, dass die IG Metall und der Betriebsrat im Sinne der Beschäftigten aber auch künftig darauf drängen, den Standort in Bad Neustadt zukunftsfest aufzustellen und beispielsweise die Ausbildung zu sichern.
Wie geht es für die Mitarbeitenden weiter?
Wie Preh in einer Pressemitteilung schreibt, basiert die Teilnahme am Freiwilligenprogramm auf dem Prinzip der "doppelten Freiwilligkeit". Das heißt, dass der Arbeitgeber und der Arbeitnehmer das Arbeitsverhältnis einvernehmlich beenden. Von dem Freiwilligenprogramm seien "alle Bereiche" betroffen. Zudem besteht für beide Formen des Ausscheidens die Möglichkeit, dass die Mitarbeiter auf freiwilliger Basis in eine Transfergesellschaft wechseln können, heißt es von Preh. Und weiter: "Die vereinbarte Abfindung bleibt den Mitarbeitern in vollem Umfang erhalten."
Sollten sich nicht genug Freiwillige finden, die das Unternehmen verlassen oder in die Transfergesellschaft wechseln wollen, "dann werden betriebsbedingte Kündigungen ausgesprochen", erklärt Schaare auf Nachfrage. Diese würden dann ab dem 1. Dezember anstehen.

In der nun angekündigten Transfergesellschaft arbeiten die Mitarbeiter nicht regulär, sondern erhalten eine "umfassende Beratung", wenn notwendig auch eine Qualifizierung und werden im Bewerbungsverfahren trainiert. Über diese Möglichkeiten würden die Mitarbeiter in einer Informationsveranstaltung an diesem Dienstag detailliert informiert. Unter anderem werden dort die Modalitäten für die Berechnung der Abfindungen sowie Zusatzleistungen erläutert. "Fest steht, dass das Unternehmen ein umfangreiches Programm von finanziellen Unterstützungsmaßnahmen leisten wird", heißt es von Preh. Starten soll das Programm direkt nach der Mitarbeiterinformation. Wie hoch der Umfang der finanziellen Unterstützungsmaßnahmen sein wird, könne Preh aktuell nicht konkret beziffern.

Preh-Pressesprecher Ronald Schaare erklärt, dass der Stellenabbau nach dem Freiwilligenprogramm ab Dezember beginnen wird. "Nach sehr intensiven Verhandlungen konnten wir jetzt einen für beide Seiten gangbaren Weg vereinbaren, um die wirtschaftlichen Nachteile für die ausscheidenden Mitarbeiter abzumildern", erklärt Anja Toumajian, Bereichsleiterin HR Global bei Preh, die für die Arbeitgeberseite die Verhandlungen führt.
So äußern sich Preh-CEO Cai und Betriebsratsvorsitzender Rossmann
"Was die abzubauenden Arbeitsplätze angeht, hätten wir gerne andere Zahlen gesehen. Aber der Arbeitgeber ließ sich trotz aller Anstrengungen nicht davon abbringen", wird Betriebsratsvorsitzender und Aufsichtsratsmitglied Daniel Rossmann in der Mitteilung von Preh zitiert. "Doch dank unserer klaren Linie gegenüber der Arbeitgeberseite konnten wir zumindest für unsere Kolleginnen und Kollegen erfolgreich ein gutes Gesamtkonzept verhandeln."

Preh-CEO Charlie Cai sagte: "Nach 12 Jahren bei Preh in Bad Neustadt fühle auch ich mich als 'Prehler'. Ein Arbeitsplatzabbau in der jetzt notwendigen Größenordnung ist die emotional belastendste Entscheidung, die ich hier bisher treffen musste." Dass Preh denjenigen Mitarbeitern, die nicht bleiben könnten, den Wechsel in eine Transfergesellschaft ermöglichen, sehe er vom sozialen Aspekt her als richtigen Weg.
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