Hubert Aiwanger, der Bayerische Staatsminister für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie, hat in der vergangenen Woche die Region besucht und sich dabei auch über das Konzept des neuen "Tante-Enso-Ladens" in Wollbach informiert. Wie beurteilt er das Wollbacher Modell und welche Ideen hat er zur Nahversorgung?
Frage: Wie will der bayerische Wirtschaftsminister konkret die Nahversorgung in unseren Dörfern stärken?
Hubert Aiwanger: Ich setze mich für eine gute und für alle erreichbare Nahversorgung in allen Regionen Bayerns ein. Aktuell haben rund 800 Gemeinden in Bayern keinen Supermarkt mehr. Wir brauchen hier frische Denkansätze und neue Ideen, um im Interesse der Einwohner wohnortnahe Nahversorgung zu ermöglichen. Und der Wollbacher Digitalsupermarkt ist für die Bürger ein Gewinn. Unabhängig davon denke ich, dass die enge Kooperation zwischen Dorfläden, lokalem Handwerk und regionalen Erzeugern ein Zukunftsmodell für die wohnortnahe Versorgung im ländlichen Raum darstellt.
Wie soll der ländliche Raum gefördert werden?
Aiwanger: Wir als Wirtschaftsministerium tauschen uns regelmäßig mit Vertretern von Dorfläden, Kommunen und Handwerk aus, um eine wohnortnahe Versorgung in allen Regionen Bayerns auch in Zukunft zu gewährleisten. Zuletzt hatten wir im Juli im Ministerium den Runden Tisch "Zukunft Dorfladen". Im Nachgang riefen wir die Kommunen für eine Umfrage auf, wie es um die Nahversorgung steht. Dieser neutrale Blick hilft uns, die richtigen politischen Weichenstellungen vorzunehmen. Denn ich will, dass zu den rund 190 Dorfläden in Bayern weitere hinzukommen. Das Bayerische Wirtschaftsministerium hat ein umfassendes Förder- und Beratungsangebot hinsichtlich Dorfläden auf die Beine gestellt. Aktuell arbeitet das Wirtschaftsministerium an den Eckpfeilern der Fortschreibung des Landesentwicklungsprogramms. Dieses wird sich unter anderem im Kapitel Einzelhandelsprojekte auch der Nahversorgung im ländlichen Raum widmen.

Ist ein Digitalsupermarkt die Lösung?
Aiwanger: Vielen Dörfern und Gemeinden fehlen die Nahversorger. Moderne Dorfläden in Kombination mit digitaler Technologie sind eine Chance für den ländlichen Raum, die wir verstärkt ermöglichen müssen. Wir brauchen hier frische Denkansätze und neue Ideen, um im Interesse der Einwohner das Zukunftsmodell des digitalen Dorfladens zu fördern.
Was ist bei Ihrer Umfrage hinsichtlich Nahversorgung für ein Ergebnis rausgekommen?
Aiwanger: An unserer Nahversorgungsumfrage im Sommer nahmen über 260 Kommunen teil, überwiegend kleine Kommunen bis maximal 10.000 Einwohner. Die Umfrage brachte ein erfreuliches Ergebnis: Denn für 86 Prozent der Kommunen hat sich die Eröffnung eines Dorfladens hinsichtlich Wirtschaftlichkeit und Bürgerinteresse ausgezahlt. Für mich ist Nahversorgung ein wichtiger Bestandteil der Entwicklung ländlicher Regionen und leistet einen wichtigen Beitrag für mehr Lebensqualität. Daher freut es mich sehr, dass 45 teilnehmende Kommunen gerade planen, einen Dorfladen zu eröffnen. Dazu kommen noch 30 Kommunen, die beabsichtigen, einen digitalen Kleinstsupermarkt an den Start zu bringen.
Was hat Ihnen am Wollbacher Modell besonders gut gefallen?
Aiwanger: Der neue Digitalsupermarkt verbindet in vorbildlicher Weise die Vorteile eines Geschäfts in Präsenz mit den Vorteilen digitaler Technologien. Besonders gefallen hat mir das genossenschaftliche Modell, dass die Bürger Teilhaber des Marktes sind. Hier ist der Kunde der König. Zudem finde ich die Idee mit einer besonderen Ausschilderung im Regal sehr gelungen. Mit den grünen Schildern erkennen die Kunden sofort, dass die Produkte von lokalen Erzeugern stammen. Es gibt doch kein besseres Angebot von Eiern, Milch, Fleisch, Gemüse, Honig oder Brot von regionalen Landwirten, Metzgern oder Bäckern. Die lokalen Erzeuger garantieren Produkte mit hochwertiger Qualität. Außerdem fand ich die schwarze Tafel interessant. Hier können die Kunden ihre Wünsche aufschreiben, welche Produkte sie im Sortiment wünschen. Mehr Bürgernähe geht nicht.