Reinhold Herbst musste sich schon wundern, als er jüngst die Zeitung las. Der bisherige Zweckverband zur Boden- und Bauschuttentsorgung Saaletal/Bad Neustadt war umorganisiert worden. Er trägt nun die Ortsbezeichnung Rhön-Grabfeld/Münnerstadt.
Der Satz, der Reinhold Herbst aber aufstieß, lautete „Die Firma Steinbach betreibt die einzige Bauschuttdeponie in Rhön-Grabfeld.“ Diese Aussage will der Willmarser so nicht stehen lassen. Denn der Transportunternehmer und Betreiber einer Tongrube ist seit vielen Jahren Anlaufstelle in der oberen Rhön, wenn es um unbelasteten Erdaushub und verwertbaren Bauschutt geht. Dort kann kontaminiertes Material bis Z1.2 eingelagert werden.
Bauschutt und Erdaushub sind ein Dauerbrenner hauptsächlich für Häuslebauer und Eigenheimer im Landkreis. Jahrelang waren die Erdaushub- und Bauschuttdeponien Angelegenheit der Kommunen.
Strengere EU-Richtlinien machten es für einzelne Gemeinde praktisch unmöglich, die Vorgaben einzuhalten. Also wurde eine gemeinschaftliche Lösung angestrebt, die eben in der Deponie der Firma Steinbach gefunden wurde. „Schade, dass schon damals kein gemeinsames Konzept mit allen Anbietern entwickelt wurde“, hakt hier Reinhold Herbst ein.
Hier gab es mehrere Jahre einen Zweckverband „Saaletal/Bad Neustadt, der Deponieflächen bei der Firma Steinbach nutzte. Ihren Erdaushub oder Bauschutt anliefern durften hier aber nur Bürger der Mitgliedsgemeinden rund um Bad Neustadt sowie Münnerstadt, die zur NES-Allianz gehörten.
Verbandsdeponie für Jedermann
Zum Jahreswechsel erfolgte nun eine Umstrukturierung. Nun sind der Landkreis Landkreis Rhön-Grabfeld, die Stadt Münnerstadt sowie die Firma Adolf Steinbach alleinige Zweckverbandsmitglieder. Das bedeutet: Jeder Bürger des Landkreises kann seit Jahresbeginn unbelasteten Erdaushub und nicht verwertbaren Bauschutt in Salz abliefern.
Das ist zum Beispiel für einen Sandberger von Vorteil, der bisher seinen Erdaushub entweder bei einem Bauprojekt oder auf einer anderen genehmigten Fläche unterbringen beziehungsweise bis nach Willmars fahren musste.
Reinhold Herbsts Deponie untersteht nicht der Überwachung durch das Landratsamt, sondern wird vom Bergamt betreut. Er hat grundsätzliche Einwände, was die Abfallpolitik betrifft. „Eigentlich geht hier viel wertvoller Deponieraum verloren, wenn unbelasteter Erdaushub abgelagert wird“, klagt Herbst. Stattdessen sollte es ein Anliegen des Landkreises sein, Bauschutt so weit als möglich zu recyceln.
Auf seiner eigenen Deponie recycelt Reinhold Herbst Beton-Bauschutt, der zu hochwertigem Material für den Baubereich weiterverarbeitet wird, den man zum Beispiel als Unterbau für Straßen- oder Kanalbau verwenden kann. Auch das hierzulande praktizierte System der Lagerung von Erdaushub müsste eigentlich überdacht werden.
„In Hessen muss jeder Häuslebauer ein Bodengutachten für seinen Aushub erstellen lassen. Ist das Material in Ordnung, kann es zum Beispiel auch in der Flur zum Ausgleich von Senken eingearbeitet werden“, erklärt der Fachmann. Reinhold Herbst ist seit 1990 im Geschäft. Angefangen hat er als Transportunternehmer. 1995 erhielt er die Genehmigung zum Tonabbau bei Willmars, rund 600 000 Kubikmeter Ton wurden seither abgebaut. Heute wird hauptsächlich die Firma Wienerberger beliefert. Seit 1997 nimmt die Firma Herbst auch Bauschutt an. Nicht wiederverwertbarer Bauschutt wird in der Tongrube eingelagert.
Gerald Roßhirt, Leiter der Abfallwirtschaft am Landratsamt, freut sich, dass mit der Umstrukturierung des Zweckverbandes nun sämtliche Bürger des Landkreises auch die Verbands-Deponie bei der Firma Steinbach anfahren können.
Unbelasteter Erdaushub kann dann in Salz, in Willmars und für die Bürger der Stadt Bad Königshofen in Bad Königshofen abgegeben werden. „Wir sind bemüht, dass bis Mitte des Jahres auch das Bad Königshöfer Umland bei der Firma Knauf anliefern kann“, hofft Roßhirt.
Mit den drei Anlaufstellen sei der Landkreis gut bestückt, im Nachbarlandkreis Bad Kissingen stehe nur die Deponie Wirmsthal zur Verfügung. „Und wenn es zu zersplittert wird, ist auch der wirtschaftliche Betrieb in Gefahr“, so der Fachmann.
Dass dem Landkreis an einer Gleichbehandlung gelegen ist, macht Roßhirt an einer weiteren Neuerung klar, die schon im Wertstoffkalender für 2016 vermerkt ist. „Es soll eine Förderung der Transportkosten zur Verwertung und Entsorgung geben, die über die Kreisentwicklung laufen soll“, kündigt Roßhirt an.
Entschädigung für lange Transportwege
Das bedeutet, dass diejenigen, die eine längere Anfahrt zur Deponie in Salz haben, eine Entschädigung erhalten, damit im Flächenlandkreis Rhön-Grabfeld gleichwertige Verhältnisse geschaffen werden. „Wir nehmen die Entwicklung des ländlichen Raumes ernst, darum wollen wir diesen Ausgleich schaffen. In anderen Landkreisen bemüht man sich nicht um so etwas“, stellt Roßhirt klar.
Er hofft, dass mit der Neustrukturierung einige Verbesserungen eintreten für Landstriche, die sehr lückenhaft versorgt waren in den letzten Jahren wie der Raum Bischofsheim. Eine Zusammenarbeit mit dem Basaltwerk, von der die Kommunen der Kreuzberg-Allianz profitiert hätten, hat sich aber nicht ergeben, so Roßhirt, der seit 22 Jahren in der Abfallwirtschaft tätig ist.
Beliebig viele Ablagestellen könne es im Landkreis nicht geben, denn für jede Fläche müsse ein gewisser Genehmigungsaufwand betrieben werden.
Über die Annahmestellen (siehe Infobox und Grafik) informiert in einem eigenen Abschnitt detailliert auch der neue Wertstoffkalender, der allen Haushalten zugegangen ist.
Annahmestellen für Erdaushub und Bauschutt
Nicht nur an der Deponie des Zweckverbandes bei der Firma Steinbach in Salz werden nicht verwertbarer Bauschutt und unbelasteter Erdaushub angenommen. Auch eine Reihe von Privatfirmen nimmt Materialien an.
Firma Werner Dietzel & Sohn (Fladungen): Bauschutt (nicht verwertbar/verwertbar); Beton Englert (Wülfershausen): Bauschutt (nicht verwertbar/verwertbar); Firma Hahn (Bischofsheim) Bauschutt (nicht verwertbar/verwertbar); Firma Reinhold Herbst (Willmars): Bauschutt (nicht verwertbar/verwertbar), Erdaushub (unbelastet); Firma Walter Koch (Bad Königshofen): Bauschutt (nicht verwertbar/verwertbar); Firma Seger (Münnerstadt): Bauschutt (nicht verwertbar); Firma Stäblein (Schönau): Bauschutt (nicht verwertbar); Umladestation Herbstadt (max. Pkw-Anhänger: Bauschutt (nicht verwertbar); Firma Adolf Steinbach (Salz): Bauschutt (nicht verwertbar/verwertbar); Wertstoffzentrum Bad Neustadt (max. Pkw-Anhänger: Bauschutt (nicht verwertbar/verwertbar); Wertstoffhöfe Bad Königshofen und Mellrichstadt (max. 100 Kilogramm): Bauschutt (nicht verwertbar); Stadt Bad Königshofen (für Stadtbereich): Erdaushub (unbelastet); Deponie Rothmühle Schweinfurt (ab Containergröße): Erdaushub (belastet) und Bauschutt (nicht verwertbar).
Weitere Infos im Abfallkalender 2016 oder unter (09771) 636911- oder -19. Infos auch im Internet unter:
www.abfallinfo-rhoen-grabfeld.de