Zwei Jahre lang war der Neubau des Franziska-Streitel-Altenheims am Hainberg die größte Baustelle in Mellrichstadt. Am 1. Oktober 2022 erfolgte der offizielle Spatenstich für die Bauarbeiten, wobei auch der damalige bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek zur Schaufel griff und das Haus als Leuchtturmprojekt für die Pflege bezeichnete. Am kommenden Freitag, 13. September, wird das neue Streitel-Altenheim eröffnet. Und wieder kommt politische Prominenz aus München: Holetscheks Nachfolgerin im Amt, Judith Gerlach, wird sich darüber informieren, wie die neuesten Pflegestandards in Mellrichstadt umgesetzt werden.

Schon beim Richtfest im Juli 2023 nutzten zahlreiche Bürgerinnen und Bürger die Gelegenheit, sich auf der Großbaustelle umzusehen. Weitaus mehr Gäste werden nun, nach der Fertigstellung, zum Tag der offenen Tür erwartet. Ab 14 Uhr können Interessierte den Neubau besichtigen und sich über die Einrichtung informieren. Das sind die wichtigsten Eckdaten zum neuen Franziska-Streitel-Altenheim:

Warum wurde ein Neubau des Franziska-Streitel-Altenheims nötig?
Das Franziska-Streitel-Altenheim, Ende der 1980-er Jahre eröffnet, war in die Jahre gekommen und entsprach nicht mehr den gesetzlichen Vorgaben. Noch in der Amtszeit von Altbürgermeister Eberhard Streit stand daher die Frage im Raum, wie es mit der Altenpflege in Mellrichstadt weitergehen soll. Zumal die Nachfrage nach Pflegeplätzen immer größer wurde und wird. Im Pflegeausschuss der Julius-Spital-Stiftung als Trägerin der Mellrichstädter Altenheime waren sich die Verantwortlichen schnell einig, dass investiert werden muss. Das Franziska-Streitel-Altenheim sollte saniert und erweitert werden. Den Auftrag erhielt Architekt Jörg Lammert vom Fachbüro Gerotekten aus Weimar. Sein Ziel bei der Planung: Hier soll keine Pflege abgearbeitet werden, sondern die Bewohner sollen ihren Lebensabend in einer Gemeinschaft verbringen, in der sie integriert sind.
Wie lange wurde am neuen Haus am Hainberg gebaut?
Zu Jahresbeginn 2021 stellte die Julius-Spital-Stiftung das Projekt öffentlich vor. Im Oktober 2022 rollten die Bagger an. Im Sommer 2023 war der Rohbau geschafft, Ende Juli wurde Richtfest auf der Baustelle gefeiert. In den vergangenen Monaten wurde mit Hochdruck am Innenausbau gearbeitet. Nun sind die Zimmer fertig eingerichtet. Die feierliche Eröffnung des neuen Altenheims findet am Freitag, 13. September, statt. Danach wird der Umzug vonstattengehen. "Pro Tag wird eine Hausgemeinschaft die neuen Räume beziehen", sagt Ilona Englert, die stellvertretende Geschäftsführerin der Mellrichstädter Altenheime.

Wie viel kostet der Neubau des Franziska-Streitel-Altenheims?
Bei der Planung der Maßnahme war im Oktober 2020 eine Investitionssumme von knapp 15 Millionen Euro veranschlagt. Im Zuge der Preissteigerungen durch Krieg, Inflation und Materialmangel wurden die Kosten bei Baubeginn 2022 bereits auf 18 Millionen Euro hochgerechnet. Heute steht eine Bausumme von über 20 Millionen Euro zu Buche. In der Summe enthalten ist auch die Sanierung des Bestandsbaus, die direkt im Anschluss angepackt werden soll. Ein großer Bestandteil der Finanzierung ist die Förderung des Landesamtes für Pflege in Höhe von 5,8 Millionen Euro. Am 6. August 2021 war der Bescheid bei der Stadt eingetroffen, damals die zweithöchste Förderung eines Projekts in Bayern.
Welche innovativen Konzepte bietet das Franziska-Streitel-Altenheim?
"Hier sollen Menschen einen erfüllten Lebensabend verbringen können", sagte Mellrichstadts Bürgermeister Michael Kraus, der zugleich Vorsitzender der Julius-Spital-Stiftung ist, beim Richtfest zum Neubau. Im neuen Haus wird es keine langen Gänge mehr geben, sondern Hausgemeinschaften, in denen die betreuten Menschen Alltag erleben und sich einbringen können. Die Senioren und Pflegebedürftigen sollen künftig miteinander kochen können und Zeit in einem gemeinsamen Wohnbereich verbringen. Dazu hat jeder Bewohner ein eigenes Zimmer mit Bad. Jeweils neun bis zwölf Bewohner werden in solchen Hausgemeinschaften leben. Bei der Konzeption wurde der Neubau auch auf die Bedürfnisse von Menschen mit Sehbeeinträchtigung und Demenz ausgerichtet. Für Demenzkranke, die nicht schlafen können, wird es ein Nachtcafé geben, in dem sie auch betreut werden, zeigt Ilona Englert auf. Ein weitläufiger Garten mit Rundwegen komme zudem dem Bewegungsdrang der Menschen entgegen.

Welche Besonderheiten sind für Bewohner und Anlieger geplant?
Der neue Gebäudekomplex soll nicht nur ein Haus für Altenpflege sein, sondern zum Begegnungszentrum werden. So schweben den Verantwortlichen etwa ein offener Mittagstisch auch für Bewohner des Hainbergs vor, ein Raum, der für Feierlichkeiten zur Verfügung steht, Veranstaltungen wie eine professionelle Anleitung zum Trainieren an den Geräten des benachbarten Mehrgenerationenspielplatzes und ein Kiosk, der für alle offen ist. Friseur und Fußpflege sollen ebenfalls Anlaufstationen unter dem neuen Dach werden. Anleitung zur selbstbestimmten Pflege zu Hause können Partner wie das Pflegeübungszentrum der Caritas oder die Sozialstation St. Kilian geben.

Wie viele Betreuungsplätze beinhaltet das neue Konzept?
Bisher standen im Streitel-Altenheim 78 Betreuungsplätze zur Verfügung, daraus werden künftig 99 – 66 davon im neuen Haus. Zudem werden neun Kurzzeitpflegeplätze eingerichtet, die Betreuten bilden dann wie die anderen Bewohner eine Hausgemeinschaft. Der Bedarf nach Pflegeplätzen ist groß, und zwar im ganzen Bereich der Julius-Spital-Stiftung, deren Mitglieder neben der Stadt Mellrichstadt auch die Gemeinden Hendungen, Oberstreu und Stockheim sind. Daher gilt der Neubau als Gemeinschaftsprojekt.

Wann startet die Sanierung des bisherigen Altenheims?
Direkt im Anschluss nach der Eröffnung wird in einem zweiten Bauabschnitt das bestehende Franziska-Streitel-Altenheim, das 1989 eröffnet wurde, saniert und eine Verbindung zum Neubau geschaffen. Ende 2025 sollen die Baumaßnahmen abgeschlossen werden. Anfang 2026 steht dann laut Ilona Englert der Umzug der Bewohnerinnen und Bewohner des St. Niklas-Heims in der Innenstadt an den Hainberg an. Das Heim in der Stadt wird danach nicht mehr für die stationäre Pflege betrieben, möglich wären aber Nutzungskonzepte wie betreutes Wohnen oder die Einrichtung von Pflege-Wohngemeinschaften mitten in der Innenstadt.