In der Nacht auf Dienstag, 27. August, ist in der Hohen Rhön ein Wolf erlegt worden. Dabei handelt es sich um die erste legale Wolfstötung in Bayern seit mehr als 140 Jahren. Nach Angaben der Regierung von Unterfranken, die die Ausnahmegenehmigung zur Tötung erteilt hatte, ist derzeit noch unklar, um welchen Wolf es sich bei dem erschossenen Tier handelt.
Lesen Sie hier die Reaktionen auf den Abschuss der Wölfin:

Nach einer ganzen Serie von Vorfällen in diesem Jahr war in der Rhön mehr als einen Monat lang keine Wolfsattacke auf Weidetiere mehr registriert worden. In der Nacht von Sonntag auf Montag kam es dann zu einem Angriff auf eine Herde im Naturschutzgebiet Lange Rhön zwischen Bischofsheim und dem Schwarzen Moor im Landkreis Rhön-Grabfeld. Dabei wurden sechs Schafe getötet und vier verletzt.
Die Ergebnisse der genetischen Untersuchungen stehen noch aus, doch die Behörden gehen davon aus, dass die durch einen Zaun und Herdenschutzhunde gesicherten Schafe einem Wolfsangriff zum Opfer fielen.
Ausnahmegenehmigung, weil Herdenschutz überwunden wurde
Das wiederum war die Voraussetzung, dass von einem Bescheid der Regierung von Unterfranken vom 1. August 2024 Gebrauch gemacht werden konnte, der die Tötung eines einzelnen Wolfes erlaubt. Auf Grundlage dieses Bescheids, so die Bezirksbehörde, sei dann in der Nacht nach dem Angriff ein weiblicher Wolf in der Hohen Rhön nahe der Grenze zu Hessen und Thüringen erlegt worden.
Eine Abschussgenehmigung ist jeweils auf die Umgebung eines vorangegangenen Angriffes beschränkt. Da ein Wolf oft an die Stelle zurückgekehrt, an der er Beute gemacht hat, wird er hier von den Jägern erwartet. So soll sichergestellt werden, dass das richtige Tier bejagt wird.
Der Ausnahmebescheid wurde laut Regierung erlassen, weil es zwischen 3. Juni und 25. Juli eine Reihe von Übergriffen auf Weidetiere, die durch Herdenschutzmaßnahmen gesichert worden waren, gegeben hatte. Die Fälle hätten durch die Genanalyse vor allem einer Wölfin mit dem genetischen Kürzel GW3092f zugeordnet werden können.
Genanalyse soll klären, ob es sich um die Wölfin GW3092f handelt
Nach Recherchen dieser Redaktion lassen sich seit Sommer 2023 etwa 50 Angriffe auf Herdentiere auf diese Wölfin zurückführen. Ob es sich bei dem jetzt erlegten Tier um Problemwölfin GW3092f handelt, wird derzeit analysiert. Die Ergebnisse werden im Laufe der nächsten Woche erwartet.

Bereits im Oktober 2023 hatte die Regierung eine Abschussgenehmigung für zwei Wölfe in der Rhön erteilt. Damals stoppten Verwaltungsgerichte die Umsetzung aufgrund von Eilanträgen mehrerer Umweltschutzverbände. In der Folge forderten Tierhalter wie auch der Landrat von Rhön-Grabfeld, Thomas Habermann, nach Angriffen keine Informationen mehr an die Öffentlichkeit dringen zu lassen, um zu vermeiden, dass Abschussgenehmigungen angefochten werden und die Tötung erfolgen kann.
Erster Wolfsabschuss in Bayern seit Jahren
Nach Recherchen dieser Redaktion handelt es sich um den ersten Wolfsabschuss im Freistaat seit Jahren. Die letzte legale Tötung eines Wolfes in Bayern hatte es 1882 im Fichtelgebirge gegeben.